Marco Rose wird Borussia Mönchengladbach zum Saisonende verlassen. Der 44-Jährige macht von seiner Ausstiegsklausel in seinem bis 2022 laufenden Vertrag Gebrauch und wechselt zu Borussia Dortmund. Sky Sport beleuchtet den Trainer-Wechsel aus drei Perspektiven.
Parallelen zu Hecking-Abschied: Gladbach erlebt Deja-vu
Borussia Mönchengladbach verliert im kommenden Sommer seinen Erfolgstrainer. Marco Rose, der im Sommer 2019 das Ruder in Gladbach übernommen hatte, führte die Fohlenelf in der vergangenen Saison zurück in die Champions League und formte die Mannschaft zu einem Top-Team in der Bundesliga.
Doch nach zwei Jahren bei der Borussia wird dieses Kapitel schon wieder geschlossen. In den zurückliegenden Wochen wurde immer über einen möglichen Wechsel zum BVB spekuliert, nun ist die Katze aus dem Sack. Rose schließt sich dem Konkurrenten aus Dortmund an.
''Aus Gladbacher Sicht ist es schade, dass dieser Weg nicht weitergeht, aber auf der anderen Seite musst du erstmal die Mannschaft haben, die es einem Trainer möglich macht, so einen Erfolg zu haben'', erklärte Sky Reporter Marco Wiefel.
Dass der Rose-Abschied mitten in der Saison verkündet wird, erzeuge zwar einen gewissen Knall, doch es sorge auch dafür, dass sich alle Beteiligten nun auf das Wesentliche konzentrieren können. ''Borussia Mönchengladbach hat noch Großes vor. Sie brauchen eine gewisse Ruhe und Planungssicherheit auf allen Ebenen'', verdeutlichte Wiefel.
Für Sportdirektor Max Eberl wird dies ohnehin keine Überraschung gewesen sein, da er Rose die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag genehmigt hatte. ''Deswegen wird sich das [Anm. d. Red.: die Aufregung um den Rose-Abschied] bei Gladbach recht schnell legen'', ergänzte Wiefel.
Zudem ist die Situation für Gladbach nicht ganz neu. Vor zwei Jahren stellte sich der Sachverhalt sehr ähnlich dar. Eberl verkündete im Februar 2019, dass die Fohlenelf nicht weiter mit Dieter Hecking plant. Im darauffolgenden Sommer übernahm bekanntlich Rose. Bis dahin blieb Hecking an Bord.
Der einzige Unterschied: Damals hatten Eberl & Co. das Heft in der eigenen Hand, nun sorgte der Trainer selbst, in dem Fall Rose, für die vorzeitige Trennung und stellte die Klub-Bosse vor vollendete Tatsachen. Dass Rose nun womöglich mit den Gedanken schon in Dortmund sei, glaubt Wiefel jedenfalls nicht.
''Hecking war dann auch alles andere als eine 'lame duck', untermauerte unser Sky Reporter und ergänzte: ''Gladbach ist am Ende Fünfter geworden, und das war zum damaligen Zeitpunkt eine exorbitant gute Leistung. Da hat sich die ganze Professionalität von allen Beteiligten durchgesetzt.''
Besonders brisant: Gladbach und Dortmund treffen im Viertelfinale des DFB-Pokals direkt aufeinander. Zudem kämpfen beide Klubs noch um die Qualifikation zur Champions League. Rose könnte seinem künftigen Arbeitgeber also noch richtig wehtun.
Der logische Schritt für Rose?
Warum Rose sich zu diesem Schritt entschieden hat, wird er nur selber beantworten können. Doch die Gründe sind offensichtlich und liegen auf dem Tisch: Borussia Dortmund hat eine größere Strahlkraft als Gladbach, auch wenn es beim BVB sportlich gesehen derzeit alles andere als rund läuft und beide Klubs aktuell eher auf Augenhöhe anzusiedeln sind.
Doch auf lange Sicht scheint Dortmund die größeren Chancen und finanziellen Möglichkeiten zu besitzen, um Titel zu holen. Deswegen könnte für Rose der Wechsel zum BVB der nächste logische Schritt sein.
''Wenn du Titel gewinnen willst, hast du in Dortmund natürlich die besseren Möglichkeiten, von daher ist das für mich absolut nachvollziehbar'', sagte Sky Experte Didi Hamann bei Sky Sport News. Es birgt jedoch auch Risiken. Sollten die Schwarz-Gelben die Champions League verpassen, würde er vor derselben Aufgabe stehen wie bei seinem Wechsel nach Gladbach.
Allerdings wissen nun alle Beteiligten Bescheid. Die Spekulationen um seine Zukunft sind beendet. Rose kann sich also voll und ganz auf die letzten Monate als Gladbach-Trainer konzentrieren.
Bekommt der BVB einen ''neuen'' Jürgen Klopp?
Rose soll den BVB also in eine erfolgreiche Zukunft führen. Nach Informationen der BILD erhält der gebürtige Leipziger in Dortmund einen Dreijahresvertrag. Damit kehrt auch beim BVB erstmal Ruhe ein, zumindest etwas Ruhe. Interimstrainer Edin Terzic, der aktuell große Probleme hat, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen, wird im Sommer voraussichtlich wieder ins zweite Glied rücken oder eine andere Aufgabe beim amtierenden Vizemeister übernehmen.
''Es nimmt von ihm ein bisschen Druck weg, weil die Diskussion erstmal zu Ende ist'', verdeutlichte Sky Reporter Jesco von Eichmann. Für Terzic geht es nun darum, die Qualifikation zur Champions League zu sichern. Dafür wäre mindestens Rang vier nötig. Der Rückstand auf den begehrten Platz beträgt allerdings auch schon stolze sechs Punkte.
Die Schwarz-Gelben werden sich strecken müssen, um das Minimalziel noch zu erreichen. Sollte man dieses verpassen, würde Rose im Sommer wohl vor einem etwas größeren Umbruch stehen. Top-Spieler wie Erling Haaland oder Jadon Sancho wären dann kaum noch zu halten.
Roses Start in Dortmund würde dies mit Sicherheit erschweren. Doch passt der 44-Jährige überhaupt zum BVB? Ist er womöglich der neue Heilsbringer? ''Das ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber sie knüpfen hier schon hohe Erwartungen an ihn'', entgegnete unser BVB-Experte und ergänzte: ''Sie haben einen qualitativ hochwertigen Kader, und mit dem wollen sie die entsprechenden Ergebnisse einfahren.''
Rose hat in seinen vorherigen Stationen bewiesen, dass er eine Mannschaft weiterentwickeln kann. Dies wird von ihm auch in Dortmund erwartet, betont von Eichmann. Matthäus ist sich derweil sicher, dass Rose dem BVB ''seine Handschrift und damit einen attraktiven und erfolgreichen Fußball verpassen wird.''
Allerdings sind in Dortmund noch ganz andere Eigenschaften nötig, als einfach nur ein guter Fußballlehrer zu sein, um als Trainer dauerhaft bestehen zu können. Ex-Coach Lucien Favre wurde immer wieder vorgeworfen, er könne die Mannschaft nicht mitreißen, wie es einst ein Jürgen Klopp vorgelebt hatte.
''Jeder Trainer, der nach Dortmund kommt, muss mit dem Schatten von Klopp leben'', erläuterte Wiefel das Dilemma für jeden BVB-Coach. Doch dies könnte bei Rose ganz anders laufen.
''Vielleicht ist es Roses großer Vorteil, dass er Klopp sehr gut kennt und gerade deshalb diesen Schatten besser hinter sich lassen kann, als dass er in diesen Schatten hinein fällt'', schilderte Wiefel.
In dieselbe Kerbe schlägt auch von Eichmann. ''Er kann nicht nur eine Mannschaft gut ansprechen und ist ein guter Fußballtrainer, sondern er hat ein bisschen mehr Ausstrahlung'', untermauerte unser Sky Reporter, der Rose als ''ein bisschen mehr Klopp als Favre'' beschreibt - quasi ein ''Klopp-light''.
''So einen Klub wie Dortmund muss man nicht nur trainieren, sondern auch moderieren, und das traue ich Rose zu'', ergänzte er. Der derzeitige Gladbach-Trainer könnte als Charakter also ganz gut nach Dortmund passen.
Nach Bekanntgabe des Rose-Wechsels zum BVB dürften die nächsten Wochen und Monate aus allen drei Blickwinkeln äußerst spannend werden ...