Bundesliga News: Kein Heimvorteil bei Geisterspielen

Ein Jahr Geisterspiele: Auf Wiedersehen Heimvorteil?

Viele Fans wünschen sich eine Rückkehr in die Bundesliga-Stadien.
Image: Viele Fans wünschen sich eine Rückkehr in die Bundesliga-Stadien.  © Imago

Nichts wünscht sich der Fußballfan sehnlicher, als wieder im Stadion sein Team anzufeuern. Doch was hat sich seit seiner Abwesenheit verändert?

Vor genau einem Jahr fand das erste Geisterspiel von vielen im deutschen Fußball statt. Beim Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln feuern normalerweise tausende Fans ihre Teams an. Am 11. März 2020 aber war es ganz still auf den Rängen im Borussia-Park. Das Spiel fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, bis heute kamen viele weitere hinzu. In diesem ersten Bundesliga-Geisterspiel gewannen die Hausherren aus Mönchengladbach mit 2:1. Doch wie hat sich die Bilanz der Heimteams in Zeiten von Corona gewandelt?

Keine Fans - kein Heimvorteil?

Ohne Fans, die ihre eigene Mannschaft anfeuern, gibt es eigentlich auch keinen Heimvorteil. Das wäre eine logische Konsequenz; die Zahlen und Fakten bestätigen das. In dieser Saison 2020/21 verbuchen die Heimteams lediglich eine Siegquote von 37,7 Prozent. Die zweitschlechteste Saison angesichts der Heimerfolgsquote ist die Vorsaison. Damals gewannen die Bundesliga-Teams im Schnitt zwei von fünf Heimpartien. Beide Saisons fanden teilweise ohne Zuschauer in den Stadien statt, was sich auf den Heimvorteil ausschlug.

Bundesliga-Spielplan 2020/21
Bundesliga-Spielplan 2020/21

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Der Punkteschnitt der Heimmannschaften bekräftigt das. Sie fuhren bisher lediglich 1,42 Punkte pro Spiel in dieser Saison ein. In der vorigen Spielzeit waren es ebenfalls magere 1,43 Punkte pro Spiel. Zum Vergleich: Der niedrigste Wert in dieser Kategorie stammte bis zu den beiden vergangenen Spielzeiten aus der Saison 1990/91. Damals erreichten Heim-Teams in der Bundesliga 1,55 Punkte je Partie. Das ist ein gewaltiger Sprung.

Mit und ohne Corona innerhalb einer Saison

Am besten lässt sich der Zusammenhang von Geisterspielen und dem Heimvorteil in der Zweiteilung der Saison 2019/20 verdeutlichen. Vor Eintreten der Corona-Krise im deutschen Fußball siegten die Teams auf dem heimischen Rasen im Schnitt deutlich häufiger als nach dem Restart, wie die folgende Tabelle veranschaulicht.

Heimbilanz - Bundesliga 2019/20 vor und nach Corona

Saison Siegquote Punkte pro Spiel
2019/20 pre Corona 43,3% 1,52
2019/20 post Corona 31,7% 1,18

Der Profi-Fußball ist ein anderer Sport, seitdem die Zuschauer nicht mehr in das Stadion strömen. Den Profis fehlt jedenfalls der direkte Austausch mit den Fans im und um das Stadion, wie Torjäger Nils Petersen vom SC Freiburg erklärte. "Früher habe ich um halb zwölf am Bahnhof Littenweiler in Stadionnähe schon 20 Fahnen und 48 Trikotträger gesehen. Da wusstest du: Heute kannst du die Leute glücklich machen", sagte er.

Der Vorteil, ohne Fans im Stadion zu spielen

Doch für Torjäger, wie es Petersen ist, bringen die Geisterspiele sogar einen Vorteil, zumindest wenn man die Zahlen betrachtet. Nie, seit der detaillierten Datenerfassung 2004/05, war die Chancenverwertung der Heimmannschaften so gut wie in dieser Bundesliga-Saison. 16,3 Prozent aller Chancen werden im heimischen Stadion genutzt. Dazu brauchen die Spieler in dieser Saison besonders wenige Möglichkeiten. Gastgeber erarbeiten sich pro Spiel im Schnitt 12,7 Chancen. Der bisherige Tiefstwert datiert aus der Saison 2016/17 mit 13,5 Torschüssen je Partie.

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Weniger Tore fallen seit Beginn der Geisterspiele hingegen nicht. Die Spieler brauchen einfach weniger Chancen, um sie in Zählbares umzuwandeln. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass auf den Spielern ein geringerer unmittelbarer Druck liegt. Zwar mag es für Petersen und Co eine extra Portion Motivation sein; wenn aber tausende Fans im Stadion von dir erwarten, den Ball in das Tor zu schieben, können einem Spieler schon einmal die Nerven versagen.

*(Datenquelle: OPTA)

Mehr zum Autor Patrick Steinle