Seit Jahren ist die deutsche Nationalmannschaft auf der Suche nach der idealen Besetzung in der Defensive. Rund sieben Monate vor der EM 2024 muss Bundestrainer Julian Nagelsmann schnellstmöglich seine Abwehr für das Heimturnier finden.
"Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften", diese Fußballweisheit prägte einst Trainer-Ikone Jupp Heynckes mit Erfolg. Ein Credo, welches sich nun auch Julian Nagelsmann und seine Nationalmannschaft zu Herzen nehmen sollten.
Denn der Bundestrainer muss bis zur EM 2024 seine Abwehr für das Turnier im eigenen Land finden. Seit Jahren ist das deutsche Team auf der Suche nach der idealen Besetzung in der Defensive. Dreier- oder Viererkette? Wer soll die Defensive anführen? Wer läuft als Außenverteidiger auf? Es könnte sich zu Nagelsmanns Herkulesaufgabe entwickeln.
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Hummels & Rüdiger gesetzt? Was ist mit Tah?
Deutschland wünscht sich für die Heim-EM natürlich ein starkes Gespann in der Innenverteidigung - wie es Italien beim EM-Titel 2021 (Euro 2020) mit Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci hatte. Die beiden Routiniers führten die Squadra Azzurra vor mehr als zwei Jahren mit ihrer Erfahrung und kompromisslosen Abwehrarbeit zum Silberpokal.
Mats Hummels (Borussia Dortmund) und Antonio Rüdiger (Real Madrid) könnten ein solches Duo in einer Viererkette bilden. "Mats und Toni haben momentan die Nase vorn", meint Ex-Nationalspieler Dennis Aogo gegenüber skysport.de. 1990-Weltmeister Jürgen Kohler sieht es mit Abstrichen ähnlich: "Rüdiger spielt sehr beständig. Er ist der Gesetztere zwischen ihm und Mats Hummels. Hummels hat Geschwindigkeitsdefizite. Aber auch da kommt es darauf an, wie der Gegner heißt."
Aktuell drängt sich zudem der formstarke Jonathan Tah auf. Der Innenverteidiger von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen sieht ebenfalls eine stark verbesserte Abwehrarbeit auf dem Weg zu einer erfolgreichen Heim-EM als unverzichtbar an. "Wir kriegen zu viele Gegentore, auf jeden Fall. Das ist etwas Mannschaftstaktisches, das wir auch als Mannschaft beheben müssen", gibt der 27-Jährige vor dem Länderspiel gegen die Türkei am Samstag (20.45 Uhr/RTL) zu Protokoll.
Keine gelernten Innenverteidiger als Außenverteidiger
Zuletzt durfte der Leverkusener unter anderem als Rechtsverteidiger ran - und löste die Aufgabe souverän. Wäre das auch eine Option für die EM im kommenden Jahr? "Jonathan Tah spielt eine konstant gute Saison. Ich sehe ihn aber eher in der Innenverteidigung als Außen", meint Kohler, der früher selbst ein Weltklasseverteidiger war.
Aogo sei derweil grundsätzlich "kein Freund davon, Spieler auf Positionen spielen zu lassen, wo sie nicht ihre Kernkompetenz haben". Allerdings ist der 36-Jährige sehr angetan von den aktuellen Leistungen Tahs. "Tendenziell würde ich mich nicht für Tah als Rechtsverteidiger aussprechen. Ich glaube aber, dass er gerade einer ist, der total formstark ist und voller Selbstbewusstsein strotzt." Und solche Akteure bräuchte das deutsche Team.
Entscheidung zwischen Dreier- oder Viererkette
Ist denn eine Abwehr bestehend aus vier Innenverteidigern, wie einst beim deutschen WM-Titel 2014 in Brasilien praktiziert, ein denkbares Mittel? "Ob man ein ganzes Turnier mit vier Innenverteidigern spielen kann, weiß ich nicht. Es ist aber natürlich immer eine Möglichkeit, auf die man zurückgreifen kann. Das hängt aber auch von der Herangehensweise des Trainers ab", gibt sich Kohler verhalten gegenüber der Idee.
Beim einstigen BVB-Verteidiger wären Stand jetzt neben Rüdiger noch die Außenverteidiger Robin Gosens und Benjamin Henrichs in einer Viererkette gesetzt.
Für Nagelsmann besteht aber auch noch die Möglichkeit, in einer Dreierkette spielen zu lassen. Dann könnte Tah etwa neben Hummels und Rüdiger auflaufen. Kohler: "Man sollte das spielen, was die Mannschaft am besten kann."
Was das ist, das wird der Bundestrainer in den wenigen Länderspielen auf dem Weg zur Heim-EM schnellstmöglich herausfinden möchten. Angefangen am Samstag in Berlin gegen die Türkei.
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