BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zählt Lucien Favre auf der Mitgliederversammlung indirekt an
Watzke zählt Favre indirekt an: Pro & Contra zur Rede des BVB-Bosses
27.11.2019 | 14:30 Uhr
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat auf seiner Rede bei der Mitgliederversammlung am Sonntag Trainer Lucien Favre indirekt angezählt und Ergebnisse gefordert. Ist das der richtige Weg? Zwei Sky Reporter diskutieren.
"Lieber Lucien, du hast weiter unser Vertrauen", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des BVB. "Aber: Am Ende ist Fußball immer über Ergebnisse definiert. Wir wünschen uns alle, dass es dir und der Mannschaft gelingt, eine Wende herbeizuführen. Dafür hast du alle Unterstützung, die wir dir geben können" - ein Warnschuss getarnt als Rückendeckung.
War die Ansage von Watzke in Richtung Favre richtig? Die beiden Sky Reporter Jesco von Eichmann (Pro) und Alexander Bonengel (Contra) argumentieren.
Pro: Watzke hat den richtigen Ton getroffen
Watzke hat den Ton getroffen, der auf einer eh schon aufgeheizten Mitgliederversammlung getroffen werden muss. Irgendetwas zwischen Stammtisch, Analytik und Demut. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Nach dem Fast-Debakel gegen Paderborn, musste er alle Schalke-Seitenhiebe aus dem Skript streichen und natürlich Mannschaft und Trainer in die Pflicht nehmen. Und, dass er alle da auch ein bisschen bei der Ehre packt, wollen die Mitglieder im Saal auch hören. Nur so konnte Watzke Ihnen vermitteln: wir tun etwas.
Dass er Favre noch mal speziell in die Pflicht nahm, war natürlich auch Kalkül. Denn wenn Watzke Ergebnisse fordert, muss er sich keine Vorwürfe machen lassen, wenn sie ausbleiben und er Favre entlassen muss.
Contra: Watzke gefährdet damit den Erfolg der Mannschaft
Das "Aber" hätte er sich sparen sollen: Hans-Joachim Watzke hat Lucien Favre mit seinem als Treuebekenntnis getarnten Ultimatum erheblich geschwächt. Mehr noch: Er gefährdet damit den Erfolg der Mannschaft.
Denn neben Eigenschaften wie Fachkompetenz, ist die Autorität und damit die gefühlte Unantastbarkeit des Trainers einer der wichtigsten Faktoren für das Funktionieren zwischen ihm und dem Team. Zudem hat die Mannschaft nun ein Alibi: Der Trainer muss liefern. Klar hat Watzke auch die Mannschaft in die Pflicht genommen. Doch dort verläuft die Zurechnungsfähigkeit in der Verantwortungsdiffusion. Bei Favre ist klar: Wenn du nicht lieferst, bist du weg. Spätestens jetzt wissen die Spieler das.
Ich glaube nicht, dass jemand bewusst gegen den Trainer spielt. Aber es spielen sich unterbewusst Dinge ab, die dafür sorgen können, dass am Ende die ein bis zwei nötigen Prozent zum Erfolg fehlen. Ich will Watzkes Bemühungen um Klarheit und Ehrlichkeit gar nicht in Abrede stellen. Aber diese Sätze hätte er einfach weglassen sollen. Er hätte die Mannschaft in die Pflicht nehmen sollen und anschließend ihr und Favre viel Erfolg für die nächsten Aufgaben wünschen können. Er wäre trotzdem ehrlich geblieben und hätte niemandem geschadet. Das weiß er wohl auch selbst, sonst hätte er sich wohl auch nicht genötigt gefühlt, am Montag zurückzurudern.