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BVB News: Der BVB und das unlösbare Rätsel der Haltung

Rose genervt: Ist der BVB ein unlösbares Rätsel?

Borussia Dortmund wirft die leichteste Titelchance der diesjährigen Saison leichtfertig weg. Trainer Marco Rose ist genervt und bekommt ein mehrere Jahre andauerndes Problem nicht in den Griff. Der BVB wird zum unlösbaren Rätsel.

Nach der frühen Verabschiedung des Münchner Top-Favoriten aus dem DFB-Pokal standen die Zeichen bei Borussia Dortmund so deutlich wie selten zuvor auf Titelverteidigung. Spätestens seit dem Ende der zweiten Runde war der BVB der hochgehandelte Top-Anwärter auf den Pokal und hätte erstmals in der Vereinsgeschichte den Titel verteidigen können. Doch der Traum bekam am Dienstagabend gegen den FC St. Pauli schon früh Risse, ehe er am Ende gänzlich zerplatzte. Und wieder einmal muss sich der BVB selbst hinterfragen.

Im DFB-Pokal darf man als Fan immer mal wieder mit einer Überraschung rechnen. Ein frühes Tor des klassentieferen Gegners gegen einen Titelanwärter wäre zum Beispiel so eine. Doch das Führungstor von St. Paulis Etienne Amenyido gegen den BVB in der vierten Minute war weniger eine Überraschung, es war eine Konsequenz, die aus der Art und Weise, wie die Dortmunder das Spiel (nicht) anpackten, folgerichtig resultierte. "So, wie wir das Spiel angefangen haben, wie wir es angenommen haben in den ersten fünf bis zehn Minuten, war es kein Pokalspiel von uns", erklärte Trainer Marco Rose nach dem Spiel sichtlich genervt am Sky Mikro (zu den Pokal-Stimmen).

Rose enttäuscht: "Ist nicht zu entschuldigen"

St. Pauli überrumpelte eine Dortmunder Mannschaft, die vom Papier her das Beste aufbot, was sie derzeit im Köcher hatte. Nur Axel Witsel und Thorgan Hazard rückten im Vergleich zur 5:1-Gala gegen Freiburg für Mo Dahoud (angeschlagen) und Donyell Malen in die Startelf. Der BVB nahm die Aufgabe vom Aufgebot her also ernst. Dass die Mannschaft dann ein derart anderes Gesicht zeigt, lässt sich in erster Linie nur durch eine engagierte Leistung der Hamburger und die oft bemängelte Haltung der Dortmunder erklären.

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"Dass du dich unter diesen Bedingungen, mit diesem Boden und diesem starken Gegner selbst in Probleme bringst, ist nicht zu erklären und auch nicht zu entschuldigen", analysiert der BVB-Coach und moniert. Am Ende habe man wieder Dinge bestätigt, "die uns in den letzten Wochen, Monaten und vielleicht auch Jahren immer wieder vorgehalten werden". Eine eindeutige Anspielung auf die Mentalitätsfrage, die man seit Längerem rund um den Signal-Iduna-Park gar nicht gerne gestellt bekommt.

Hamann fehlt die Entwicklung unter Rose

Auf der einen Seite liefert man überragende Spiele, wie zu Beginn der Saison gegen Frankfurt und Leverkusen oder wie vergangenen Freitag gegen den SC Freiburg und auf der anderen Seite dann unerklärliche Totalausfälle wie in der Champions League gegen Ajax Amsterdam, Sporting Lissabon oder wie im Pokal gegen St. Pauli. Ob Leistungsachterbahn oder das Zeigen zweier Gesichter: Borussia Dortmund ist konstant inkonstant. Bei der Qualität des Kaders auch eine Einstellungssache.

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Sky Experte Dietmar Hamann über Borussia Dortmund nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli. (Videolänge: 3:49 Minuten)

"Gestern haben sie es wieder gezeigt, dass sie keine Konstanz in ihre Leistungen bringen. Ich dachte eigentlich, dass der Knoten durch den glücklichen Sieg in Frankfurt, wo sie wirklich Moral und Mentalität gezeigt haben und dieser guten Leistung gegen Freiburg, geplatzt sei", so Sky Experte Didi Hamann am Mittwoch. Er habe geglaubt, dass sich dadurch Selbstvertrauen beim BVB gebildet habe, doch "dieses kleine Pflänzchen ist sofort wieder verwelkt mit der Niederlage gestern." Der frühere Nationalspieler bemängelt die fehlende Entwicklung innerhalb der Mannschaft und attestiert ihnen Probleme in "allen Mannschaftsteilen".

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Inkonstanz ein Problem der vergangenen Jahre

Dortmund zeigte gegen Freiburg eine der besten Leistungen der vergangenen Monate "und dann fährst du zu St. Pauli und glaubst mit 50 Prozent Einsatz geht es auch", so Sky Reporter Jesco von Eichmann. "Das ist eine ungesunde Arroganz, die sie gerade in der ersten Hälfte an den Tag gelegt haben." Die Dortmunder schaffen es durch ihre Haltungs- beziehungsweise Mentalitätsprobleme nicht, Beständigkeit in ihre Leistungen zu bringen.

Eine altbekannte Sorge, wie Rose gegenüber Sky andeutete. Der BVB-Trainer erklärte schon nach dem aufregenden 3:2-Sieg gegen Frankfurt, dass er an der Haltung der Spieler arbeiten wolle. "Das bedeutet, bei uns zu bleiben, weiter an uns zu glauben, den Fokus auf jede Aktion hochzuhalten, nicht zu resignieren, weil wir 2:0 zurückliegen", so Rose Anfang Januar. Nun erlebte Dortmund wie schon so oft einen Rückfall.

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Überraschung am Millerntor: Borussia Dortmund verliert im DFB-Pokal gegen St. Pauli. (Videolänge: 3:04 Minuten)

Bisher schaffte es seit Jürgen Klopp - mit Abstrichen bei Thomas Tuchel - kein Trainer, die auftretenden Einstellungsprobleme in den Griff zu bekommen. Edin Terzic schaffte es zumindest gegen Ende der vergangenen Saison, nochmal eine starke Serie von acht Pflichtspielsiegen in Serie hinzulegen, was dem BVB schließlich noch die Teilnahme an der Champions League und den Pokalsieg sicherte. Davor hatte aber auch er mit der launischen Truppe, die er von Lucien Favre übernahm, zu kämpfen. Die Aufs und Abs der vergangenen Jahre ergeben dann eine recht "titelarme" Periode (Pokalsiege 2017 und 2021). Zu wenig für Deutschlands Nummer zwei hinter den Bayern, die sich langsam, aber sicher zu einem unlösbaren Rätsel entwickelt, dessen Lösung auch Rose bisher noch schuldig geblieben ist.

Terzic, Favre und Tuchel mit besserem Punkteschnitt als Rose

Der gebürtige Leipziger schaffte es bisher mit seiner Mannschaft nicht, eine Serie von mehr als vier ungeschlagenen Spielen aufzubauen. Sein Punkteschnitt an der Dortmunder Seitenlinie ist mit 1,9 Punkten pro Spiel niedriger als der von Terzic (2,0), Favre (2,01) und Tuchel (2,12).

Auch Sky Experte Hamann hadert mit der bisherigen Performance von Rose beim BVB: "Da hat man, das muss man ganz ehrlich sagen, wenig Entwicklung gesehen. Wenn man mal die richtig guten Spiele des BVB herauszieht, dann kann man die an einer Hand abzählen."

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Einen Ansatz, wie er die Niederlagen, in denen er die Haltung der Mannschaft kritisiert, künftig verhindern will, lieferte Rose auf Nachfrage von Sky Reporter Patrick Wasserziehr ("Warum bekommt man das nicht raus?") nicht: "Ähnliche Themen haben andere Mannschaften auch. Wir müssen daran arbeiten. (…) Wir müssen einfach den nächsten Schritt gehen als Mannschaft. Wir müssen von Anfang an Energie hier reinpacken. Dass wir das nicht schaffen, ist doof."

Reus reagiert angefasst

Raus im Pokal, aus der Champions- in die Europa League abgestiegen und in der Liga sechs Punkte hinter Bayern - das frustriert besonders die Spieler, die wie Marco Reus mitunter dünnhäutig reagieren. "Sollen wir jetzt aufgeben oder was? Das müssen wir erst mal sacken lassen. Wir haben eine riesige Chance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen. Das ist sehr bitter gerade", blaffte der Nationalspieler in der ARD die Reporterin an. Es ist nicht das erste Mal, dass der Kapitän nach dem Spiel seinem Frust freien Lauf lässt.

Hamann hat eine klare Meinung zur Personalie Reus bei den Dortmundern: "Ich glaube, dass ein anderer Spieler beim BVB ein besserer Kapitän wäre, weil ich der Meinung bin, dass er mit seiner Verletzungsanfälligkeit und seiner schwankenden Form, die er in den letzten zwei, drei Jahren an den Tag gelegt hat, mit der Aufgabe vielleicht ein Stück weit überfordert ist." Ihm wäre laut Hamann mehr geholfen, wenn er den Druck los wäre. Er befinde sich momentan "nicht in der Verfassung, um wirklich zu helfen".

Bekommt der BVB sich in den Griff?

Nach diesem Dortmunder Abend zum Vergessen bleibt Schwarz-Gelb noch die Meisterschaft, in der der Blick nur nach oben in Richtung FC Bayern München gehen darf, und die Europa League. In beiden Wettbewerben täte den Dortmundern die dringend benötigte Beständigkeit gut, um sich nicht zu früh schon nur noch auf die kommende Saison konzentrieren zu können.

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