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BVB News: Dortmunds Gründe für die Krise

Kein Terzic-Effekt beim BVB: War Favre doch nicht das Problem?

Bei Trainer Edin Terzic und dem BVB hängt der Haussegen schief.
Image: Bei Trainer Edin Terzic und dem BVB hängt der Haussegen schief.  © Imago

Borussia Dortmund schlittert immer tiefer in die Krise. Von der Meisterschaft spricht spätestens seit der Pleite in Leverkusen niemand mehr, mit der Niederlage in Gladbach ist auch die Champions League in Gefahr. Dabei sollte doch unter Favre-Nachfolger Edin Terzic alles besser werden. Sky Sport erklärt, warum das nicht der Fall ist.

Der herausragende Start ins Jahr 2021 mit Siegen gegen den VfL Wolfsburg (2:0) und bei RB Leipzig (3:1) ließ die Dortmunder wieder auf bessere Zeiten hoffen. Neuer Trainer, neue Spielfreude, wiedergewonnenes Selbstvertrauen und die wiedergefundene Siegermentalität!

Doch nach dem klasse Auftritt in Leipzig patzte Schwarz-Gelb dreimal in Serie (1:1 gegen Mainz; 1:2 in Leverkusen, 2:4 in Gladbach). Es folgte der Absturz auf Rang fünf. Eine Woche zum Vergessen für den BVB!

Eklatante Abwehrschwäche nach Standards

Bei der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach offenbarte der BVB wieder eine altbekannte Seite: die eklatante Abwehrschwäche nach Standards!

Dortmunds Trainer Edin Terzic war "bitter enttäuscht, dass wir immer wieder durch so einfache und dumme Gegentore ins Hintertreffen geraten sind. Am Ende ist es natürlich schwer, wenn man vier Gegentore kassiert und dann noch versucht, einen Punkt mitzunehmen, geschweige denn einen Sieg."

Mit der Leistung in der Offensive war der 38-Jährige "sehr einverstanden". "Aber am Ende ist es das dritte Spiel, das wir durch eine Standard-Situation aus der Hand geben nach Köln und Union Berlin - und das ist natürlich sehr, sehr enttäuschend", sagte Terzic auf der anschließenden Pressekonferenz.

Reus angefressen - Zorc bedient

Kapitän Marco Reus zeigte sich im ZDF ähnlich angefressen: "Es sind halt immer die gleichen Fehler, die wir machen. Dann ist es schwierig, ein Spiel zu gewinnen. Das stinkt gewaltig." Auch Teamkollege Manuel Akanji brachte die Defizite in der Defensive auf den Punkt: "Jede Mannschaft bekommt Standard-Gegentore. Drei an einem Tag sind zu viel. Das ist klar und nicht akzeptabel", so der Schweizer und fordert: "Wir müssen uns dringend verbessern."

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Sportdirektor Michael Zorc war ebenfalls restlos bedient: "Wenn du drei Tore durch Standardsituationen fängst, wo du einfach nicht da bist, dann braucht man sich über das Ergebnis am Ende keine Gedanken machen. Das ist relativ einfach erzählt."

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Auch in der vergangenen Saison hatte der BVB - noch unter Favre - zu einfache Gegentore kassiert und war vor allem nach Standards extrem anfällig. "Standardsituationen sind in Spielen auf Augenhöhe oft spielentscheidend. Das müssen wir schnellstmöglich in den Griff bekommen", forderte Terzic.

Favre-Problem doch kein Favre-Problem?

Doch wie genau soll das passieren? Nach der Entlassung von Favre entflammte beim BVB die Hoffnung, dass mit Terzic alles besser wird. Doch mittlerweile ist klar, dass es auch unter Terzic nicht rund läuft - weder auf dem Platz noch in den Köpfen der Spieler.

Die ernüchternde Bilanz des ehemaligen Co-Trainers nach sieben Bundesliga-Spielen: drei Siege, ein Remis, drei Pleiten, ein Torverhältnis von 12:11 Toren und ein Punkteschnitt von nur 1,43. Zum Vergleich: Favre hatte einen Punkteschnitt von 1,7.

Favre und Terzic im Vergleich (Bundesliga 2020/21)

Favre Terzic
Spiele 11 7
Tore/Spiel 2,1 1,7
Gegentore/Spiel 1,4 1,6
Punkte/Spiel 1,7 1,4
Sieg-Quote 55% 43%
Großchancen/Spiel 2,0 1,7
Zweikampfquote 52% 54%

In den vergangenen Spielen hatte der BVB vor allem Biss, Willen, Durchsetzungsvermögen und die Mentalität vermissen lassen. Gerade die Mentalitätsdebatte poppt immer wieder bei den Schwarz-Gelben auf. So zerlegte beispielsweise Sky Experte Didi Hamann die Mannschaft nach dem Spiel in Leverkusen in sämtliche Einzelteile: "Der Auftritt war disziplinlos, herzlos und charakterlos. Im Endeffekt kommt es auf den Charakter und den Willen an".

Hat der BVB ein Kopf-Problem?

Liegt das Problem also nicht beim Trainer? Hat der BVB eher ein Kopf-Problem? "Ich denke, die Dortmunder Führung muss die Entwicklung jetzt ganz genau beobachten. Denn wenn du solche Schwankungen hast, hat das nur bedingt etwas mit dem Trainer zu tun", findet Hamann.

Und weiter: "Diese Mannschaft hat schon einen Trainer verschlissen dieses Jahr und ich glaube, dass man vorsichtig sein muss - ich weiß nicht, wie die Strömungen innerhalb der Mannschaft sind - dass diese Mannschaft nicht untrainierbar wird. Ich würde schon auch die Mentalitäts- oder die Charakterfrage stellen. Nicht bei Einzelnen, aber als Mannschaft fehlt ihnen das."

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Besonders auffällig in den letzten Wochen und Monaten: Die Dortmunder bringen sich oft um die Früchte ihrer Arbeit, sie stehen sich oftmals selbst im Weg. Auch vermeintlich "leichte" Gegner wie Mainz 05 werden zum großen Stolperstein für die Borussen.

BVB-Profis fehlt Selbstvertrauen und Sicherheit

"Es wäre einfach mal gut, wenn wir mal mit einer Führung in die Halbzeit gehen würden, um dann einfach eine andere Sicherheit zu haben", meinte Kapitän Reus. Es scheint, als fehle den Dortmundern auch das nötige Selbstvertrauen.

Doch auch die fehlende Sicherheit auf dem Platz könnte ein Grund für Dortmunds Formtief sein. Terzic musste in seinem 4-2-3-1-System oftmals umstellen. In Thomas Delaney und Axel Witsel hatte Terzic eigentlich seine bevorzugten "Sechser" gefunden. Mit dem Ausfall von Witsel (Riss der Achillessehne) darf der vorübergehend auf die Bank verbannte Emre Can wieder ran.

Gegen Gladbach musste der erst 17 Jahre junge Jude Bellingham zudem den gelbgesperrten Delaney ersetzen. Auch im offensiven Mittelfeld bekommt aktuell Julian Brandt wieder eine Chance und erhält auf dem linken Flügel den Vorzug vor Giovanni Reyna, der zwischenzeitlich krank passen musste.

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Hinzu kommt, dass vermeintlich gesetzte Leistungsträger aktuell auf der Suche nach der Form sind. Marco Reus fehlt die Leichtigkeit und zudem verschoss er gegen Mainz einen Elfmeter beim Stand von 1:1. Thomas Meunier agierte in Leverkusen unglücklich und fand sich daher beim Borussen-Duell auf der Bank wieder.

Auch die Sicherheit im Tor ist aktuell nicht gewährleistet. Das zwischenzeitliche 2:2 gegen Gladbach geht komplett auf die Kappe von Keeper Roman Bürki. Einen Freistoß von Gladbachs Kapitän Lars Stindl parierte er direkt vor die Füße von Nico Elvedi ab, der den Ball ohne Mühe über die Linie drückte. Bereits gegen Mainz sah der Schweizer nicht immer gut aus und ließ gegen Leverkusen zwei zumindest nicht besonders platzierte Schüsse ins Tor, weil er sich sehr schnell für eine Ecke entschied.

Ambitioniertem BVB droht Verpassen der CL

Die Pleite in Gladbach war bereits die siebte Saisonniederlage am 18. Spieltag für den BVB. Zu viel für die ambitionierten Dortmunder! Das weiß auch Terzic: "Bei den Ansprüchen und der Qualität sind wir damit nicht zufrieden."

Mit Meisterschaft und Champions League hatte der BVB seine zwei Saisonziele ausgegeben. Seit der Pleite in Leverkusen ist in Dortmund die Meisterschaft abgehakt, mit der Niederlage in Gladbach rutschten die Dortmunder sogar aus den Champions-League-Rängen. Möglicherweise steht der BVB am Ende des 18. Spieltags sogar als Tabellen-Achter da. Aber damit ist klar: Auch die Teilnahme an der Champions League für kommende Saison ist in Gefahr!

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So wichtig sind die Einnahmen aus der Champions League für Borussia Dortmund. (Videolänge: 38 Sekunden)

Jetzt gilt es, den Super-Gau zu verhindern und in die Königsklasse einzuziehen. Sollte Dortmund die Königsklasse verpassen, wäre das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell ein Desaster für den BVB.

Trendwende beim BVB muss umgehend her

Bei den Dortmundern muss schleunigst der Schalter umgelegt werden. Am besten direkt nächsten Samstag gegen den FC Augsburg (ab 14:00 Uhr live bei Sky). Wieder ein vermeintlich "leichter" Gegner. Doch wie man Dortmund schlagen kann, hatte der FCA beim Hinspiel gezeigt. Ausgerechnet Ex-Schalker Daniel Caligiuri stach dem BVB mit seinem Treffer zum 2:0-Endstand ins Herz.

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Keine leichte Aufgabe also für Terzic und seine Schützlinge. Um die Trendwende einzuleiten, müssen die Dortmunder - angeführt von Kapitän Reus - schnell ihr Selbstvertrauen zurückgewinnen, ihr eklatantes Abwehrverhalten in den Griff bekommen und mit Biss und Siegermentalität auf dem Platz vorangehen. Sonst war der herausragende Start ins Jahr 2021 komplett umsonst.

*Datenquelle: OPTA

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