Reus & Rose mahnen trotz Feuerwerk: BVB beschwört neues Credo
15.08.2021 | 15:08 Uhr
Der BVB hat im ersten Liga-Spiel der Spielzeit direkt mal einen Warnschuss in Richtung Konkurrenz abgegeben. Doch trotz des starken Auftritts mahnen Kapitän Marco Reus und Trainer Marco Rose zur Besonnenheit. "Konstanz" soll das Zauberwort für die Saison werden.
Ein Bild, das wohl in sämtlichen Jahresrückblicken auftauchen wird: Erling Haaland macht die Laola-Welle vor den wieder zugelassenen 25.000 Zuschauern im Dortmunder Signal Iduna Park. Der Norweger posiert fleißig und lässt sich für zwei Tore und drei Vorlagen feiern. Viele Fans jubeln mit Tränen in den Augen.
Der 5:2-Sieg samt offensivem Feuerwerk gegen Eintracht Frankfurt ist gleichzeitig eine Ansage an die Konkurrenten im Leipziger Osten und dem Münchner Süden. Ein perfekter Bundesliga-Einstand für den Trainer, ein perfektes Spiel von Haaland, ein perfekter Fußballabend für alle Anhänger der Dortmunder. Und doch wirkten Rose und Reus nach der Partie weniger euphorisiert, denn erleichtert - und mahnten zur Bodenhaftung.
"Man hat heute trotzdem gesehen, dass wir noch nicht da sind, wo wir sein wollen und wo uns der Trainer sieht", analysierte Kapitän Reus am Sky Mikrofon, der mit zwei Vorlagen und einem Treffer ebenfalls brillierte, das wilde Spiel gegen die Eintracht kritisch. Das Spektakel täuscht über die kleinen, aber zahlreichen Makel hinweg, die der BVB offenbarte. Gleichzeitig ist mit einem Dreier gegen Frankfurt noch lange keine Meisterschaft gewonnen.
Die Saison ist noch lang und die Vergangenheit hat gezeigt, dass es oft die vermeintlich schwächeren Gegner sind, die den BVB ins Wanken bringen können. Das weiß auch Reus, der das Ziel Meisterschaft zwar offensiv angehen, sich aber nicht in Träumen verlieren will. "Ich habe schon oft gesagt, dass es nur über Bayern geht", erklärt der Kapitän und bringt das wichtige Thema Konstanz auf die Tagesordnung: "Wenn wir in der Saison stabil bleiben, dann ist da einiges drin."
Zuversicht herrscht also trotz aller Bescheidenheit nach der Gala-Vorstellung. Wohl auch, weil die Dortmunder nicht nur spielerisch, sondern auch in puncto Startelf noch nicht am Limit angekommen sind. In der Abwehr mussten die Borussen improvisieren, boten mit Nico Schulz, Felix Passlack und dem eigentlichen Mittelfeldmann Axel Witsel eine Not-Defensive auf.
"Dass wir keine optimale Vorbereitung hatten, war klar. Wenn man sich aber die Namen anguckt, die heute auf dem Platz stehen konnten, ist das trotzdem gut und hat Qualität", lobt Reus, blickt dabei aber mit noch mehr Vorfreude auf die kommenden Wochen: "Wenn man dann noch weiß, dass hinten raus noch einige Spieler nachkommen, stellt uns das natürlich zufrieden." Namentlich: Mats Hummels, Emre Can, Raphael Guerreiro und Thomas Meunier, der nach seiner starken Europameisterschaft auch beim BVB endlich Top-Leistungen abrufen will.
Die Defensiv-Kräfte, die damit zurückkehren, sind für die kommenden Wochen unverzichtbar. Schließlich hat Frankfurt mit seinen Gegentoren alte Schwächen aufgedeckt. "Dortmund hat wieder zwei Gegentore bekommen, eins nach einer Standardsituation. Das sind auch Dinge, an denen der Trainer arbeiten wird", meint Sky Experte Lothar Matthäus, der grundsätzlich aber ein gutes Gefühl bei der Borussia und Rose hat: "Ich glaube an ihn. Er hat bereits viel Erfahrung in der Bundesliga gesammelt und ist genauso ehrgeizig und voller Erwartung wie die Fans. Die wollen eins: Die Schale - und die will jeder Trainer."
Auch Rose ist sich seiner Verantwortung als BVB-Trainer bewusst. Mit dem aktuellen Kader und der Form der Rückrunde sollen Titel her. "Wenn man bei den Bayern oder Borussia Dortmund tätig ist und die Geschichte der letzten Jahre kennt, dann weiß man, um was es geht und kennt die Erwartungshaltung", versichert der Ex-Gladbacher am Sky Mikrofon. Das Spiel am Samstag sieht der 44-Jährige dabei als ersten (!) Schritt in die richtige Richtung: "Wenn man über meinen Einstand redet, war der gelungen. Aber vor allem geht es darum, dass wir gut in die Saison starten wollten, und das haben wir geschafft."
Das nächste Spiel steht dann bereits am Dienstag auf dem Plan. Im Supercup gegen den FC Bayern kann der neue Trainer gleich den ersten Titel der Saison klar machen und gleichzeitig die Ambitionen für die restliche Saison unterstreichen. Dafür braucht es - trotz all den Sorgen, die auch München hat - eine absolute Spitzenleistung. Und weniger Defensiv-Wackler, die gegen Frankfurt noch Probleme machten, aber von der Offensiv-Leistung überstrahlt wurden.
"Das wird ein Spiel, in dem wir uns wieder mit der besten Mannschaft Deutschlands messen können. Natürlich geht es auch um einen Titel", freut sich Rose, der schon einen Ausblick auf die Vorbereitung gibt: "Wir müssen gut regenerieren, denn wir haben jetzt einen Tag weniger. Dementsprechend wollen wir uns gut vorbereiten und da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben."
Sprich: Das Leistungs- und Konzentrations-Level muss bis Dienstag gehalten werden. 100 Prozent gegen Frankfurt bringen nichts, wenn darunter die nachfolgenden Spiele leiden. Wie sein Kapitän will auch der Trainer einen neuen Schwerpunkt setzen: "Dieses Spiel kann dazu beitragen, konstanter zu werden." Ein Credo, das in den kommenden Wochen wohl häufiger zum Thema werden dürfte.
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