BVB: Sebastien Haller vor BVB-Debüt - wo spielt Youssoufa Moukoko?
Die Kehrseite des Haller-Märchens
18.01.2023 | 14:05 Uhr
Sebastien Haller ist derzeit im Begriff sein eigenes Märchen zu schreiben. Nach seiner Krebserkrankung steht der BVB-Neuzugang überraschend schnell vor seinem Pflichtspiel-Debüt für die Dortmunder. Ein unerwartetes Comeback, das die Frage aufwirft: Wohin mit Youssoufa Moukoko?
Als Borussia Dortmund im Sommer die Verpflichtung von Haller bekanntgab, ernteten die Kaderplaner um den neuen Sportdirektor Sebastian Kehl viel Lob und Anerkennung. Der Deal mit dem ivorisch-französischen Stürmer galt als echter Coup - der 28-Jährige selbst als die ideale Nachbesetzung für den abgewanderten Erling Haaland.
Nach Krebserkrankung: Haller bekommt Zeit
Doch das Leben spielt nicht immer so mit, wie man es plant. Während der Saisonvorbereitung wurde bei Haller ein Hodentumor erkannt. Der Neuzugang musste sich zwei Operationen unterziehen, die Ausfalldauer vorerst ungewiss. Von den Dortmundern und ihren Anhängern erhielt der 31-Millionen-Mann sofort Zuspruch und Unterstützung. Das wohl Wichtigste, das die Borussia dem ehemaligen Ajax-Goalgetter zusichern konnte: Zeit.
Die Zeit, die der Haaland-Nachfolger brauchte, hat er sich genommen. Mehr aber auch nicht. Spätestens seit dem BVB-Testspiel gegen den FC Basel steht fest, dass der Hoffnungsträger sein Pflichtspiel-Debüt kaum noch abwarten kann. Beim 6:0-Erfolg gegen die Schweizer lief Haller nach seinem Kurzauftritt erstmals für eine halbe Stunde auf und bot dabei eine mehr als vielversprechende Kostprobe seiner Fähigkeiten dar.
Hattrick in sieben Minuten! Haller ist endlich da
In der 80. Minute holte Giovanni Reyna nach einem Tritt auf den Fuß einen Elfmeter für die Schwarz-Gelben heraus. Dass die Dortmunder den Ball sofort Richtung Haller abtraten war dabei eine Sache der Selbstverständlichkeit. Der 28-Jährige übernahm die Verantwortung gerne und bugsierte den Ball eiskalt ins linke Eck. "Man hat gesehen, wie gut ihm der Elfmeter-Treffer getan hat, wie die Jungs sich auch für ihn gefreut haben. Das führt dann oft dazu, dass sich die Dinge leichter anfühlen", freute sich Trainer Edin Terzic im Anschluss an die Partie.
Doch damit nicht genug: Beflügelt von seinem ersten Treffer im Dress des Bundesligisten lief Haller blitzschnell zur Höchstform auf. Nur fünf Minuten nach dem 4:0 platzierte sich der Sommerneuzugang perfekt im Strafraum und schob eine schöne Vorarbeit von Julian Brandt problemlos ein. Weitere zwei Minuten vergingen, bevor dann ein wahres Kunststück des Goalgetters folgte: Nach einer Ecke knallte Haller den Ball technisch-anspruchsvoll via Außenrist zu seinem Hattrick binnen sieben Minuten zum 6:0 in die Maschen.
Hallers erstes Ausrufezeichen eine Warnung an Moukoko
"Die Qualität, die er dann im Strafraum hat, die hat man dann gesehen", schwärmte Terzic bereits von seiner neuen Offensivwaffe und erklärte: "Wir haben uns vorgenommen, an den Standards zu feilen, heute haben wir gegen eine Raumdeckung gespielt, da haben wir einen richtig guten Block gestellt, so dass er sehr frei war für diesen Kontakt. Der war dann aber außergewöhnlich."
Es ist ein erstes Ausrufezeichen, das trotz aller Testspiel-Relativierungen Großes für die kommenden Wochen verspricht. Dabei könnte die Einwechslung Hallers in der 61. Minute ein Sinnbild sein. Der Angreifer kam für BVB-Youngster Moukoko in die Partie. Die beiden klatschten sich freundschaftlich ab, könnten zeitnah jedoch zu Konkurrenten um den Platz im Borussen-Sturm werden.
Die überraschend schnelle Rückkehr Hallers könnte dazu führen, dass Dortmunds aktueller Top-Scorer (sechs Treffer, vier Vorlagen) seinen aktuellen Stammplatz verliert. Trainer Terzic ließ bislang stets nur mit einem Stürmer spielen. Bestätigt Haller seine Klasse, dürfte der neue Starspieler in der Rückrunde zum wichtigen, vielleicht sogar unverzichtbaren Faktor werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
Moukoko will Spielzeit bei Verlängerung
Wohin mit Moukoko also? Nach Sky Informationen sieht der 18-Jährige seine Zukunft beim BVB. Bei den Verhandlungen in Marbella kam es zwischen dem BVB und Moukoko-Berater Patrick Williams zu einem Durchbruch: Beide Parteien haben sich deutlich angenähert. Derzeit geht man wieder von einer Verlängerung des am kommenden Sommers auslaufenden Vertrages aus.
Unterschrieben ist allerdings noch nichts, weshalb Kehl dem Teenager nun ein Ultimatum gesetzt hat. "Youssoufa kann dieses Angebot nun annehmen und sich zu Borussia Dortmund bekennen - oder die Wege werden sich trennen. Ich würde mir wünschen, dass er sich für uns entscheidet, weil er mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende ist und ich riesiges Potenzial in ihm sehe. Aber es gibt für uns als Verein Grenzen. Und diese Grenzen haben wir aufgezeigt. Jetzt liegt es an ihm, sich zeitnah zu bekennen", sagte er am Sonntag im kicker.
Moukoko will sich in Dortmund weiterentwickeln, braucht dafür aber zwingend Spielzeit. Zwar wird Haller nach seiner langen Pause nicht auf Anhieb gesetzt sein und dürfte für Konstanz auf höchstem Niveau noch Zeit brauchen, doch mit einem Bankplatz wird sich der 28-Jährige nicht zufrieden geben. "Es ist der beste Weg, den man sich vorstellen kann", kommentierte Haller seinen Auftritt gegen Basel und ergänzte: "Jeder Tag Training ist ein weiterer Schritt zur vollen Fitness".
Kommt es zur Doppelspitze Haller/Moukoko?
Zum Auftakt nach der Winterpause am 22. Januar stehen die Chancen auf einen Kaderplatz gegen den FC Augsburg plötzlich sehr gut. Damit drängt sich die Frage nach einer Lösung für die Doppelbesetzung immer mehr auf. Die einzige Lösung: Terzic muss mittelfristig ein System finden, in dem Moukoko UND Haller einen Platz finden. Rotation alleine kann den Ansprüchen beider Knipser nicht genügen.
Ein Doppelsturm würde für den BVB eine grundsätzliche Umordnung der Formation bedeuten. Neben Viererkette in der Abwehr bräuchte es im Mittelfeld eine Raute. Ein absichernder Spieler im defensiven Mittelfeld, je ein Spieler links und rechts auf den Außen, ein spielgestaltender Zehner. Für Dortmund wäre es eine ungewöhnliche Taktik, die dem aktuellen 4-2-3-1-System allerdings am nächsten käme. Einzige Alternative dazu wäre es, den schnellen Moukoko auf eine der Flügelpositionen umzuschulen. Nach den enormen Fortschritten der Hinrunde inklusive WM-Teilnahme wäre das allerdings eher die Notlösung.
Bezogen auf das Personal und wer den Vorzug beim ersten Bundesliga-Spiel gegen den FC Augsburg bekommen könnte, machte Terzic zuletzt vor allem den Reservisten Hoffnung. "Jeder hat die Chance, sich alles in dieser Mannschaft zu verdienen. Es gibt keinen Trainer auf der Welt, der gute Leistungen nicht belohnt", versprach Terzic und eröffnete damit indirekt auch den Konkurrenzkampf zwischen Moukoko und Haller.
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