Füllkrugs Zeit beim BVB ist gekommen
19.09.2023 | 11:21 Uhr
Borussia Dortmund startet mit einem kniffligen Auswärtsspiel bei PSG in die neue Champions-League-Saison. Mit Niclas Füllkrug statt Sebastien Haller in der Startelf?
Dieser Wechsel in der 59. Minute sollte sich auszahlen. Edin Terzic brachte Niclas Füllkrug für den nahezu wirkungslosen Sebastien Haller ins Spiel. Nicht einmal eine Minute später legte der Ex-Bremer geschickt für Donyell Malen zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich auf. Am Ende gewann der BVB beim SC Freiburg mit 4:2.
Terzic lobte anschließend: "Er hat sich gut eingefügt, sofort den Assist gehabt und hatte noch einen Abschluss aus 20 Metern mit dem rechten Fuß. Er hat ein paar gute Luftzweikämpfe für uns geführt. Das war völlig in Ordnung und gut."
Füllkrug war sofort präsent, stets anspielbereit, wich auch auf die Flügel aus und war insgesamt deutlich mehr ins Spiel eingebunden als Haller.
Dazu nimmt Füllkrug schon jetzt eine Führungsrolle ein, wie Marius Wolf nach dem Spiel erklärte: "Auch in der Kabine ist er jetzt schon sehr wichtig für uns." Wenn der BVB bei Paris Saint-Germain punkten will, könnte Füllkrug der passende Mann sein, auch um die Kollegen mitzureißen.
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Denn die Dortmunder dürfen sich in der wohl schwersten Champions-League-Gruppe keine Ausrutscher erlauben. In der kniffligen Gruppe F mit PSG, dem AC Mailand und dem mit saudischen Öl-Millionen aufgepumpten Newcastle United sieht Füllkrug für den BVB dennoch gute Chancen. "Ich glaube, dass alles möglich ist. Ich sehe keine Mannschaft als unschlagbar. Natürlich ist es die stärkste Gruppe, die am ausgeglichensten ist, aber ich möchte erst einmal sehen, dass sie alle vor der Gelben Wand so performen, wie sie sich das vorstellen."
Am Dienstagabend (21 Uhr im Liveticker) im Pariser Prinzenpark wird Füllkrug im gehobeneren Fußballeralter von 30 Jahren zum ersten Mal Champions-League-Luft atmen. Der gebürtige Hannoveraner fiebert seinem Debüt entgegen. "Für mich ist es das erste Mal und ich hätte es nicht besser treffen können. Ich spiele in drei Top-Stadien auswärts und wir haben drei unfassbar starke Heimspiele. Die Auslosung ist klasse."
Rechtzeitig vor dem Duell in der französischen Hauptstadt gelang dem BVB in Freiburg nach zuvor holprigem Ligastart gegen Köln (1:0), Bochum (1:1) und Heidenheim (2:2) die erhoffte Trendwende.
Die gesundheitlichen Fortschritte bei Füllkrug schüren die Zuversicht. Der Last-Minute-Transfer aus Bremen hatte die jüngsten Länderspiele der DFB-Elf gegen Japan (1:4) und Frankreich (2:1) wegen Problemen am Oberschenkel noch verpasst.
Ob Füllkrug Haller nun aber schon von Beginn an vertreten kann, ließ Terzic am Montag auf der Pressekonferenz noch offen: "Niclas hat die 30 Minuten in Freiburg gut verarbeitet. Da werden wir morgen gucken, ob es für mehr reicht."
Das klingt ein wenig danach, als müsse sich Haller in Zukunft wohl erst einmal mit der Jokerrolle anfreunden. Der Ivorer macht ein ausgewachsenes Tief durch. Die Strapazen des letzten Jahres, die kräftezehrende Reha nach seiner Krebserkrankung sowie das anstrengende Titelrennen inklusive des verschossenen Elfmeters am letzten Spieltag gegen Mainz, scheinen den Angreifer mit Verspätung eingeholt zu haben. Er wirkt körperlich und mental nicht bei 100 Prozent.
Nach vier Ligaspielen wartet der 29-Jährige noch auf seine erste Torbeteiligung. Ganze vier Torschüsse hat er abgegeben, einer davon ging in Richtung Tor. Zum Vergleich: Leverkusens Victor Boniface steht bei 29 Torschüssen.
Seine Torquote in der Königsklasse ist allerdings mit elf Toren in zehn Spielen herausragend. Haller ist zudem rund 20 Kilometer von Paris in Ris-Orangis geboren. Es wäre sicherlich ein schwerer Schlag, ihn ausgerechnet gegen PSG aus der ersten Elf zu nehmen.
Doch aus sportlicher Sicht gibt es aktuell wenige Argumente für den ivorischen Nationalstürmer, dem in seinen ersten 19 Einsätzen im BVB-Dress neun Tore und drei Vorlagen gelangen.
Wie schon im vergangenen Jahr wollen die BVB-Bosse mit Haller Geduld haben. Wie dessen Körper nach der Genesung reagiere, sei "für keinen nachvollziehbar. Wir haben keine Möglichkeit, das zu bemessen", zitieren die Ruhr Nachrichten Sportdirektor Sebastian Kehl: "Unser Vertrauen ist weiterhin groß. Er hatte maßgeblichen Anteil an unserer starken Rückrunde, wir werden ihn auch weiter brauchen."
Ein gesunder Füllkrug gäbe dem BVB und Terzic die Chance, Haller punktuell die Erholung zu gewähren, die sein Körper nun ganz offenbar einfordert.
Dass es für Füllkrug in Paris nun schon für weitaus mehr als 30 Minuten reicht, ist die große Hoffnung der Dortmunder. Denn klar ist nach nur wenigen gemeinsamen Einheiten: Füllkrug kann dem BVB ein spielerisches Element geben, das er bislang in dieser Saison noch nicht hatte.
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