Mutlos trotz Can und Haaland: BVB und Favre geben Fragezeichen auf
25.03.2020 | 14:49 Uhr
Für Borussia Dortmund ist die Reise in der Champions League nach einem 0:2 in Paris zu Ende. Nach Abpfiff gab es beim BVB konträre Meinungen.
Au revoir, Champions League! Borussia Dortmund verabschiedet sich mit einem 0:2 bei Paris Saint-Germain aus der Königsklasse. Die Vorstellung des BVB in der französischen Hauptstadt gibt Rätsel auf.
Das Team von Trainer Lucien Favre wurde keinesfalls von Paris an die Wand gespielt, vielmehr lag es an den Dortmundern selbst. Denn gegen dieses PSG wäre durchaus mehr drin gewesen. Im Anschluss an die Partie gab es durchaus unterschiedliche Blickwinkel auf die Partie.
Trainer Lucien Favre wollte mit seiner Mannschaft nicht allzu hart ins Gericht gehen. "Wir müssen nicht übertreiben. Die ersten 15 bis 20 Minuten waren schwer, danach waren wir besser. Es war nicht schlecht - auch die zweite Halbzeit war nicht schlecht. Es hat uns die letzte Entscheidung gefehlt - der letzte und der vorletzte Pass", analysierte der Coach am Sky Mikro.
Sportdirektor Michael Zorc hatte eine etwas andere Sicht auf die Partie und sprach Klartext. "PSG musste sich nicht großartig anstrengen, um die beiden Tore gegen uns zu erzielen und im Vorwärtsgang waren wir zu harmlos. Uns fehlte vorne die Durchschlagskraft. Wir waren doch teilweise ein wenig beeindruckt und wir hatten zu viele Spieler unter Form", so Zorc bei Sky.
Mats Hummels bemängelte ebenfalls die fehlende Durchschlagskraft. "Es lässt sich schwer fassen. Wir haben es nicht geschafft, genug Druck aufs Tor zu entwickeln. Wir waren oft um den Sechzehner herum. Wir hatten nicht die zwingenden Torchancen. Im Großen und Ganzen haben wir es nicht geschafft, den berühmten letzten Ball anzubringen."
Für die nötigen Tore hätte Erling Braut Haaland sorgen sollen. Doch der Winter-Neuzugang ist nicht mehr so treffsicher wie noch zu Beginn der Rückrunde. In den letzten beiden Bundesligapartien gegen den SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach sowie im Rückspiel gegen PSG blieb der Norweger ohne eigenen Treffer, nachdem er zuvor in sieben Pflichtspielen zwölfmal einnetzte.
Im Sky Studio rief Jens Lehmann noch einen weiteren Punkt auf den Plan: Dem BVB habe die Courage gefehlt, um gegen eine Mannschaft zu bestehen, die der ehemalige Nationaltorhüter keinesfalls als Titel-Aspirant Nummer eins auf den Henkelpott sieht.
"Als Spieler weiß ich, dass man sich da immer besonders ärgert, weil man sich denkt, 'wir hätten viel mutiger sein können, dann wäre hier was drin gewesen'. Ich glaube nicht, dass Paris schon eine große Mannschaft ist. Da sind einige große Spieler drin, aber als Mannschaft braucht man da noch mehr."
Zorc wollte am Sky Mikro nicht weiter auf die Mutfrage eingehen. "Ich weiß nicht, ob der Mut gefehlt hat. Wir waren nicht gut genug."
Nach dem DFB-Pokal-Aus gegen Werder Bremen ist nun auch in der Champions League Schluss. Für Lehmann zeichnet sich da ein Muster ab. "Ich habe immer den Eindruck, wenn es drauf ankommt, dann klappt es nicht und das ist schade."
Auch Sky Experte Lothar Matthäus attestiert dem BVB ein Manko in den entscheidenden Partien: "Viele K.o.-Spiele waren so. Jetzt im Pokal gegen Bremen hat es auch nicht funktioniert. Wenn es die Entscheidung ist, Topspiele, K.o.-Spiele, dann hat den BVB vielleicht der Mut verlassen, die Leichtigkeit, die Sicherheit und die Konsequenz. Und dann kommen solche Ergebnisse am Schluss raus."