Champions League - Dortmund vs. Paris: Tuchel vor Duell beim BVB entspannt
Tuchel vor CL-Duell beim BVB: "Die Dinge sind aufgearbeitet"
17.02.2020 | 11:27 Uhr
Für Thomas Tuchel ist das Champions-League-Duell mit seinem Ex-Klub Borussia Dortmund kein Anlass zum Begleichen alter Rechnungen. Nach der verpatzten Generalprobe gibt er sich bissig.
"Dieses Spiel ist keine Bühne, um irgendetwas aufzuarbeiten. Die Dinge sind aufgearbeitet und verarbeitet für mich", sagte der Trainer von Paris St. Germain vor dem Achtelfinal-Hinspiel beim BVB am Dienstag (ab 21:00 Uhr auf Sky in der Konferenz).
Tuchel will nicht im Mittelpunkt des Duells stehen
Er habe entschieden, sagte Tuchel, sich nicht "in den Mittelpunkt der ganzen Geschichte zu stellen", sondern seine Mannschaft anständig vorzubereiten: "Natürlich ist der BVB ein außergewöhnlicher Fußballklub. Aber jetzt spielen wir mit PSG gegen ihn, und wir nehmen das total sportlich."
Unstimmigkeiten über den Umgang mit dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus hatten 2017 zum offenen Zerwürfnis zwischen Tuchel und der Vereinsführung um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geführt. Nach dem DFB-Pokal-Sieg musste Tuchel gehen.
In Paris läuft es für den Coach nun blendend, auch wenn die Generalprobe ein wenig in den Sand gesetzt wurde. Daher ging Tuchel eine Nachfrag mächtig auf den Geist. "Warum?", sagte der Trainer, und seine Zeigefinger zuckten durch die Luft, "glauben Sie, gegen Dortmund wird es das gleiche Spiel? Soll ich den Kopf verlieren? Nein!" In einer feurigen Rede wechselte Tuchel vom Französischen ins Englische und wieder zurück.
Generalprobe verpatzt
PSG hatte zuvor ein schräges 4:4 beim Tabellenvorletzten SC Amiens geholt, den dritten Meistertitel in Serie wird dies aber nicht verhindern. Zzudem hatte Tuchel für das weitaus wichtigere Spiel am Dienstag einige Stars wie Kylian Mbappe geschont.
"Die ganze Welt denkt jetzt: Oh, sie werden unruhig, unruhig, unruhig, sie haben viele Probleme", sagte Tuchel mit Zynismus in der Stimme, "aber nein. Das ist das Leben! Das ist Fußball!" Er habe viel Vertrauen in seine Mannschaft, der allerdings die Mentalität gefehlt habe: "Nach fünf Minuten war ich sehr wütend."
Da hatte der frühere Kölner Sehrou Guirassy schon für Amiens getroffen. Die weiteren Tore zum sensationellen Zwischenstand von 3:0 verhagelten Tuchel die Laune noch mehr. Der Deutsche streute ein paar Stars über das Spiel, seine Mannschaft zündete und drehte das Duell auf 4:3 - nur, um in der Nachspielzeit noch ein Guirassy-Tor zu kassieren.
Glücklicherweise beherrscht Tuchel die Kunst der Meditation und legt zwischendurch mal eine Yoga-Einheit ein. Das hält ihn davon ab, völlig aus der Haut zu fahren. "Ich habe schon meiner Oma - sie regt sich immer fürchterlich auf vor den Spielen - immer gesagt: Es ist am Ende nur Sport. Wir operieren keine Kinder, wir retten keine Leben", sagte er der Welt am Sonntag.
Seit 23 Spielen ohne Niederlage
Doch der Acht-Tore-Abend dürfte dem vorgeblich so gelassenen Enkel nicht gefallen haben. Derart vogelwild verteidigten Thiago Silva, der zur Pause runter musste, und seine indisponierten Nebenleute, dass sich Beobachter fragten, wie es denn am Dienstag ausgehen solle. 8:8? Schließlich besitzt auch der BVB seine Stärken sehr einseitig in der Offensive. "Vielleicht gibt es gerade deshalb ein 0:0", scherzte Tuchel.
Allerdings ist die Lage bei PSG ein wenig anders. Seit 23 Spielen sind die Pariser ohne Niederlage, nur drei Unentschieden fallen in diese Spanne, darunter eines gegen Real Madrid in der Champions-League-Gruppenphase. "22-mal waren wir superkonzentriert", betonte Tuchel. Da sei ein Spannungsabfall "menschlich, ganz normal".
Wiederholen jedoch sollte er sich definitiv nicht. Denn die katarischen Investoren erwarten Großes.