Champions League: Eintracht Frankfurt zahlt Lehrgeld gegen Sporting
Glasner-Elf zahlt Lehrgeld! Fünf Erkenntnisse zur CL-Premiere der Eintracht
Nico Ditter
07.09.2022 | 23:08 Uhr
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0:3 zum Auftakt gegen Sporting! Die Eintracht erlebt bei ihrer Champions-League-Premiere gegen effiziente und eiskalte Portugiesen einen herben Dämpfer, kann aber dennoch mit Optimismus in das kommende Gruppenspiel gegen "OM" gehen. Sky Sport liefert fünf Erkenntnisse zum Königsklassen-Debüt der SGE.
Fans sind absolute Champions League
Natürlich haben die Frankfurter Anhänger bei ihrer Premiere auf höchster internationaler Ebene spektakulär performt: Gänsehautatmosphäre, Euphorie und eine mehrteilige Choreografie über das gesamte Stadion. Auch nach dem Doppelschlag waren die Eintracht-Fans lautstark zu hören. Das 0:3 ließ die Anhänger ebenfalls nicht verstummen. Und auch nach dem Abpfiff gab es für den amtierenden Europa-League-Sieger wie gewohnt tosenden Applaus
Image:Mit weißen Fahnen und weißen Schnipsel wird der Anpfiff des Spiels durch die Fans gefeiert. Die Anhänger läuten die neue Europa-League-Saison genauso gebührend ein, wie sie sich aus der vergangenen verabschiedet haben (Bild: Twitter @eintracht).
Am Ende skandierte die Fans "Auswärtssieg", um die Mannschaft für das anstehende Duell gegen Olympique Marseille (am Dienstag, ab 21 Uhr im Liveticker auf skysport.de) heiß zu machen. "Das ist außergewöhnlich und einmalig, was die Fans hier abreißen", betonte SGE-Sportvorstand Markus Krösche nach dem Schlusspfiff bei DAZN.
Klar verloren und dennoch wurde wieder deutlich: Die Fans der Eintracht gehören einfach auf die höchste europäische Bühne.
Die wichtigsten Infos zur CL-Saison 2022/23
Wann geht's los? 6./7. September 2022
Wer ist mit dabei? Bayern, Dortmund, Leverkusen, Leipzig, Frankfurt
Wer überträgt? DAZN und Amazon Prime
Wann und wo ist das Finale? 10. Juni 2023 - Istanbul
SGE verschenkt Spiel in 149 Sekunden
Am Ende waren sich die Beteiligten einig: Da war deutlich mehr drin: "Es war ein Sieg der Effizienz", sagte Trainer Oliver Glasner und ergänzte: "Beim Stand von 0:0 hatten wir vier gute Möglichkeiten. Auf diesem Level musst du eben bei diesen Situationen in Führung gehen." Die Portugiesen waren dagegen eiskalt, gingen mit dem zweiten Torschuss in Front.
Nur 149 Sekunden später zappelte der Ball schon wieder im Netz, nachdem Ex-Barca-Star Trincao die nächste Frankfurter Unachtsamkeit bestrafte. In weniger als drei Minuten war ein zuvor offenes Spiel entschieden. Die Eintracht konnte sich in der Folge nicht für eine gute erste Halbzeit belohnen. "Man hat dann gesehen, wie gut sie kontern können und wurden danach knallhart abgeschossen", fügte Glasner hinzu.
In dieser Phase ließ die Eintracht-Defensive den Zugriff vermissen, sie kamen oft zu spät oder nicht mehr entscheidend in die Zweikämpfe. Dazu fehlte das nötige Quäntchen Glück - zum Beispiel beim 0:1, als Youngster Eric Dina Ebimbe unglücklich abfälschte und so Torhüter Kevin Trapp keine Abwehrchance ließ. Von fünf Schüssen auf den Frankfurter Kasten zappelten drei im Netz.
"Das ist CL-Niveau. Hinten raus haben wir viel Lehrgeld gezahlt, obwohl wir viele Möglichkeiten gehabt haben, gerade am Anfang", fasste Trapp zusammen. "In der Champions League entscheiden dann eben die Details. Das haben wir auch schon gegen Real Madrid und auch gegen die Bayern gesehen."
Offensive lässt letzten Punch vermissen
Glasner und Trapp deuteten es bereits an: Am Ende fehlte der Eintracht die gewisse Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Shootingstar Randal Kolo Muani hätte die Frankfurter eigentlich in der zweiten Minute in Front bringen müssen, scheiterte allerdings am glänzend reagierenden Antonio Adan.
Im weiteren Verlauf standen sich die Offensivleute häufig selbst im Weg oder konnten den letzten Pass nicht an den Mitspieler bringen. So war zum Beispiel auch Unterschiedsspieler Mario Götze, der sich zuletzt in der Bundesliga in starker Form präsentierte, über weite Strecken abgemeldet. Kleinigkeiten, die auf der höchsten europäischen Bühne spielentscheidend sein können.
Rode fehlt, Ersatzmann Ebimbe zeigt aber gute Ansätze
In der zweiten Halbzeit waren die Räume im Mittelfeld zu groß. Sporting kam nach dem Führungstreffer zu zahlreichen Kontermöglichkeiten, konnte diese über den überragenden Marcus Edwards ausspielen und eiskalt verwerten. In dieser Phase hätte die Eintracht sicherlich von einem Stabilisator a la Sebastian Rode profitieren können. Der 31-Jährige fehlte allerdings aufgrund einer Verletzung am Oberschenkelmuskel.
Sein Vertreter - PSG-Neuzugang Ebimbe - erlebte ein gutes Startelfdebüt und deutete sein großes Talent vor allem im Spiel mit dem Ball an. Insgesamt brachte er 91 Prozent seiner Pässe und sogar 100 Prozent aller Zuspiele im letzten Angriffsdrittel an den Mann. Auf der anderen Seite verlor der 21-jährige Franzose 67 Prozent seiner Zweikämpfe und wirkte - wie die gesamte Hintermannschaft - in der zweiten Halbzeit überfordert.
Das Ergebnis fällt definitiv ein bis zwei Tore zu hoch aus. Die Eintracht zeigte über weite Strecken eine gute Leistung, hätte definitiv in Führung gehen müssen. "Häufig sind wir mit der ersten Torchance in Führung gegangen", blickte Glasner auf die vergangenen Begegnungen zurück. Diese Effektivität habe sein Team gegen die Portugiesen jedoch vermissen lassen. "Sporting war heute effizienter und hat deshalb verdient gewonnen", ergänzte er.
Eine Niederlage, die die junge Mannschaft sicherlich nicht umwerfen werde, meint Glasner: "Wir werden viel daraus ziehen." Man darf nicht vergessen: Die Königsklasse ist für die Eintracht absolutes Neuland. Sieben Akteure aus der Startelf haben zum ersten Mal überhaupt Champions-League-Luft geschnuppert. "Dieses Niveau müssen die Jungs erst noch kennenlernen", betonte der Erfolgstrainer. "Über weite Strecken haben wir das sehr gut gemacht. Aber auf dem Niveau muss man das einfach 90 Minuten durchziehen."
Die nächste Chance bietet sich für die Frankfurter bereits nächste Woche. Gegen "OM" soll und muss das erste Erfolgserlebnis her, um eine realistische Chance auf das Achtelfinale aufrechtzuerhalten. Sollte es der Eintracht gelingen, die Fehler abzustellen und die Möglichkeiten effizienter zu nutzen, ist in der Gruppe weiterhin alles möglich.
Dennoch überwiegt bei den Eintracht-Verantwortlichen nach der Niederlage die Enttäuschung: "Es war zwar das Debüt in der Champions League, dennoch war es ein gebrauchter Tag", fasste der Trainer den Tag zusammen. Gegen Sporting zahlte die Glasner-Elf Lehrgeld, steht nun in Marseille unter Druck.
Dass die Adler mit diesem umgehen können, haben sie schon häufig unter Beweis gestellt. Auch auf internationaler Bühne - zum Beispiel im Elfmeterschießen des Europa-League-Finals gegen die Glasgow Rangers...