Interview-Abbruch nach CL-Finale: Kroos schließt Aussprache mit ZDF-Reporter aus
01.06.2022 | 10:41 Uhr
Toni Kroos hat seine Reaktion im vieldiskutierten Live-Interview direkt nach dem Champions-League-Triumph mit Real Madrid verteidigt.
"Ich muss sagen, dass sich meine Meinung da nicht geändert hat, auch ohne Emotionen", sagte der Mittelfeldspieler in seinem Podcast Einfach mal Luppen: "Ich fand die Herangehensweise in so einem speziellen Moment viel zu wenig empathisch. Das ist in dem emotionalen Moment bei mir nicht gut angekommen."
Er habe sich hinterher auch selbst reflektiert, betonte der Weltmeister von 2014. "Vielleicht hätte man das Wort 'Scheißfrage' weglassen können", sagte Kroos und fügte scherzhaft an: "Man hätte es bei 'Drecksfrage' belassen können."
Der Real-Profi hatte nach dem Finalsieg in Paris gegen den FC Liverpool ein ZDF-Interview nach nur 45 Sekunden entnervt abgebrochen. "Du hattest 90 Minuten Zeit, Dir vernünftige Fragen zu überlegen, dann stellst Du mir zwei so Scheißfragen - das ist Wahnsinn", hatte er dem verdutzten ZDF-Reporter Nils Kaben entgegnet. Dieser hatte gefragt, warum Real derart in Bedrängnis geraten war.
Kroos erklärte seine emotionale Reaktion mit den Glücksgefühlen unmittelbar nach dem Triumph. Nur wenige Minuten vor dem Interview habe er mit Teamkollege Luka Modric auf dem Platz gelegen, "und wir haben uns vor Glück fast bepisst", so Kroos. Es hätte die Chance auf ein für ihn sehr seltenes emotionales Interview bestanden, "und das dann mit einer zweiten und dritten Frage so kaputt zu machen, das konnte ich einfach nicht verstehen."
Generell habe er nichts gegen kritische Fragen, betonte der fünfmalige Champions-League-Gewinner. "Ich erwarte auch nicht, drei Minuten von dem Reporter gefeiert zu werden", sagte er, "denn wenn ich mich hätte feiern lassen wollen, wäre ich an dem Kollegen vorbeigegangen, 50 Meter weiter war die Real-Madrid-Fankurve." Für ihn sei diese Sache nur "eine extrem kleine Klammer in einer unfassbar großen Geschichte".
Eine Aussprache mit Kaben schließe er jedoch aus. Er habe darüber nachgedacht, mit ihm die Geschehnisse in seinem Podcast zu besprechen. "Dieser Gedanke ist ziemlich schnell verflogen, als ich dann gesehen habe, dass er auch noch der Erste ist, der ein Interview gibt und noch bekräftigt: Als Spieler sollte man sich nicht so benehmen", sagte der Weltmeister von 2014 im gemeinsamen Podcasts Einfach mal Luppen mit seinem Bruder Felix. "Von daher hat sich das erledigt. Wenn man das aus der Welt räumen will, bespricht man sich."
Das hätte man sofort machen können: "Da wäre ich offen für gewesen. Aber man wählt nicht selbst den Weg, ein Interview zu geben und sich verteidigen zu wollen."
Kaben räumte in einem Spiegel-Interview am Montag ein, dass er eine Frage "ganz klar" besser hätte formulieren können. Nach Rücksprache mit Kolleginnen und Kollegen sei man "ganz deutlich zu dem Schluss gekommen, dass man sich als Spieler so nicht benehmen sollte".