Weit weg von den fetten Jahren unter Klopp
30.03.2018 | 12:15 Uhr
Laut Wikipedia hat Michael Zorc sein Studium der Wirtschaftswissenschaften nach vier Semestern abgebrochen. Beim BVB hat er es deutlich länger ausgehalten: Seit 1998 ist er im Management und als Sportdirektor tätig. Jetzt hat er bis 2021 verlängert. Es dürften keine einfachen Jahre werden, trotz eines prall gefüllten Kontos.
Borussia Dortmund steht vor riesigen Herausforderungen. Neben den Folgen des Bombenanschlags, die das Team des BVB immer noch belasten, gibt es für den 55 Jahre alten Zorc viele Baustellen rund um die Mannschaft. Von den fetten, fröhlichen und erfolgreichen Jahren unter Jürgen Klopp scheint die Borussia derzeit Lichtjahre entfernt.
Trainer Peter Stöger besitzt bekanntlich nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Ob Zorc und der BVB mit dem Österreicher, der im Dezember vom damaligen Tabellenletzten 1. FC Köln kam, ins nächste Jahr gehen wollen, ist weiter ungewiss. Einerseits kann sich Stögers Bilanz mit nur zwei Niederlagen in 17 Spielen sehen lassen, andererseits hat man sich in der Europa League beim Ausscheiden gegen RB Salzburg blamiert. Zudem stößt Stögers Fußball-Philosophie beim Publikum nicht gerade auf Echte Liebe.
Im Falle eines Trainerwechsels müsste der erste Schuss bei Zorc direkt sitzen. Denn nach dem Rosenkrieg mit Ex-Trainer Tuchel und dem folgenden Missverständnis Peter Bosz kann sich der Verein im nationalen und internationalen Konkurrenzkampf keinen weiteren Fehlgriff leisten.
Nach den hochkarätigen Abgängen wie zum Beispiel Robert Lewandowski, Mats Hummels, Ousmane Dembele und Pierre-Emerick Aubameyang in den vergangenen Jahren fehlen dem BVB echte Stars in allen Mannschaftsteilen. Außer dem leider verletzungsanfälligen Marco Reus erfüllt nur noch der extrovertierte Michy Batshuayi ansatzweise das Anforderungsprofil "Superstar". Letzterer wird die Borussia voraussichtlich im Sommer wieder verlassen. Weltmeister Mario Götze und Andre Schürrle blieben bislang völlig blass.
Damit der BVB wieder bei Spielen gegen den FC Bayern und andere internationale Topklubs konkurrenzfähig wird, reicht es vermutlich nicht, wenn Zorc bei den Sommer-Transfers ein paar Rohdiamanten entdeckt. Der Sportdirektor muss sich auch den ein oder anderen "fertigen Edelstein" gönnen. Zum Beispiel für die Abwehrkette. Dank der Transfers von Aubameyang und Dembele könnte sich Zorc eine Shopping-Tour leisten.
Neben dem wahrscheinlichen Abgang von Michy Batshuay droht den Dortmundern auch ein Verlust von Dauerbrenner Sokratis. Der Grieche besitzt noch einen Vertrag bis zum Sommer 2019. Die Frage lautet im Sommer also: Verlängerung oder Verkauf?
In Zorcs Amtszeit wurde der BVB dreimal Deutscher Meister. Nur, wenn Zorc gute Lösungen für die vorangegangenen Baustellen finden kann, haben die Schwarz-Gelben mittelfristig auch wieder eine Chance auf die Schale. Ein Achtelfinal-Aus in der Europa League, wie in diesem Jahr, kann weder sportlich noch finanziell den Ansprüchen im Pott genügen.