DFB Pokal News: Gladbach will Krise gegen den FC Bayern beenden
Duell der Gegensätze: So will Gladbach den Bayern-Express stoppen
27.10.2021 | 19:46 Uhr
Zweieinhalb Monate ist die letzte Begegnung zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München erst her. Zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison gab es damals ein 1:1-Remis. Seitdem ist viel passiert. Während der Bayern-Express rollt, läuft es in Gladbach nicht rund.
Die Stimmung am 13. August 2021 im Borussia-Park war in Schlussphase aufgeheizt. Schiedsrichter Marco Fritz verweigerte den Fohlen gleich zwei mögliche Elfmeter in den finalen Minuten. Zwei strittige Entscheidungen, denn Gladbach hatte beim Stand von 1:1 durchaus gute Chancen auf den Sieg.
Neu-Gladbach-Coach Adi Hütter sah eine couragierte Leistung seiner Mannschaft, die an einer Überraschung schnupperte und stark mit den Bayern mithielt. Julian Nagelsmann wartete nach vier enttäuschenden Testspielauftritten nach dem Remis weiter auf seinen ersten Dreier als Bayern-Trainer. Doch die Situation sollte sich schnell ändern, auf beiden Seiten.
In Gladbach läuft es nicht rund
Gladbach geriet anschließend in eine Abwärtsspirale. An Spieltag zwei setzte es eine herbe 0:4-Packung im Rheinderby bei Bayer 04 Leverkusen. Der fünfmalige deutsche Meister konnte in den acht Partien nach dem Bayern-Spiel nur drei gewinnen.
In der Bundesliga steht die Elf vom Niederrhein nur auf Platz zwölf, es ist der schlechteste Saisonstart seit elf Jahren. Damals endete die Spielzeit in der Relegation, wo sich die Fohlen erst gegen den VfL Bochum die Klasse sichern konnten. So weit soll es in dieser Saison natürlich nicht kommen, doch viel Positives gibt es derzeit nicht rund um das Hütter-Team.
Mit Konrad Lainer, (Knöchelbruch), Christoph Kramer (Oberschenkelverletzung), Marcus Thuram (Innenbandriss) und Tony Jantschke (Gesichtsverletzungen) fehlen gleich vier Leistungsträger. Zudem ist auch Abwehrchef Matthias Ginter (Erkältung) fraglich. Eigentliche Stammspieler wie Florian Neuhaus oder Alassane Plea befinden sich seit Wochen im Formtief.
Hütter nimmt Systemumstellung vor
Generell hat die derzeitige Stammformation der Gladbacher wenig mit der von vor zweieinhalb Monaten zu tun. Lediglich Yann Sommer, Nico Elvedi, Joe Scally sowie Lars Stindl dürften wie am ersten Spieltag auch im Pokal gegen den FCB beginnen. Scally ist neben den anderen beiden Youngstern Luca Netz und Manu Kone einer der Lichtblicke der ansonsten bisher mauen Saison beim dreimaligen Pokalsieger.
Hütter hat nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg am 5. Spieltag zudem das System von einem 4-2-3-1 auf ein 3-4-2-1 umgestellt. Zumindest kurzfristig fruchtete das - gegen Borussia Dortmund und den VfL Wolfsburg gab es prompt Siege zu feiern. Doch vor allem bei der Niederlage in Berlin gegen Hertha BSC am Wochenende wurden erneut die Schwächen bei den Gladbach deutlich.
Die Fohlen hatten zwar viel Ballbesitz und dominierten das Spiel, allerdings agierten sie im letzten Spieldrittel ohne Konsequenz und Zielstrebigkeit. Das Selbstvertrauen fehlt offensichtlich. "Das geht mir auf gut deutsch gesagt ehrlich auf den Sack", ließ Jonas Hofmann seinen Frust auf Sky Mikrofon raus. Hütter fügte nüchtern an: "Im Moment können wir nicht zufrieden sein."
Hoffnungen ruhen auf Hofmann und Embolo
In der Offensive ruhen die Hoffnungen neben Hofmann auf Breel Embolo, der nach seiner Oberschenkelverletzung zum Saisonstart sich mittlerweile als Mittelstürmer festgespielt hat. Kapitän Stindl (zwei Saisontore) ist bisher auch noch nicht richtig in Schwung gekommen.
Dafür überzeugt immerhin Denis Zakaria (fehlte am ersten Spieltag mit einer Corona-Infektion) als Mittelfeldmotor und Defensivspezialist Ramy Bensebaini ist nach langer Leidenszeit (Oberschenkelverletzung und Leistenzerrung) endlich zurück.
Auf diese Schlüsselspieler kommt es bei den Fohlen auch an, sonst wird sportlich kaum etwas zu reißen sein. "Wenn ich die komplette Mannschaft bei Schuss habe, ist einiges möglich", so Hütter. Bis dahin muss er allerdings erst einmal mit dem aktuell verfügbaren Personal den Turnaround schaffen.
FC Bayern schafft den Turnaround
Den Turnaround geschafft hat Nagelsmann beim FC Bayern. Nach der schwachen Vorbereitung und dem durchwachsenen Auftakt in Gladbach hat der bayerische D-Zug Tempo aufgenommen und überrollt seither unaufhaltsam einen Gegner nach dem anderen.
In 13 Partien nach dem Gladbach-Spiel feierte der deutsche Rekordmeister zwölf Siege bei einem Torverhältnis von 59:8. In der ersten Pokalrunde bekam Oberligist Bremer SV beim 12:0-Erfolg die bayerische Spielfreude zu spüren. Nur gegen Eintracht Frankfurt zog die Nagelsmann-Elf beim 1:2 am 7. Spieltag unglücklich und überraschend den Kürzeren.
Besonders erfreulich sind die Leistungsexplosionen bei Leroy Sane und Niklas Süle. Sane, der ein schwieriges erstes Jahr an der Säbener Straße hinter sich hatte, überzeugte in den vergangenen Spielen vor allem mit einer starken Körpersprache und viel Zielstrebigkeit Richtung Tor. Süle hat sich als stabile Säule in der Innenverteidigung festgespielt.
Nagelsmann-Ausfall gut verkraftet
Robert Lewandowski ist weiterhin in absoluter Weltfußballer-Form und hat bereits zehn Tore in neun Bundesligaspielen auf seinem Konto. Zudem hat sich Kingsley Coman nach seiner Herz-OP zurückgemeldet. "Wir sind alle sehr froh, dass der King wieder zurück und in bestechender Form ist", freute sich Interims-Chefcoach Dino Toppmöller nach dem jüngst souveränen 4:0-Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim.
Toppmöller vertrat gegen die Kraichgauer zum zweiten Mal den an Corona erkrankten Nagelsmann - beide Spiele wurden deutlich gewonnen. "Ich vertraue meinen Leuten, dass sie die richtigen Worte wählen. Mir ist wichtig, dass ich den Leuten, die in der Verantwortung stehen, die nötige Verantwortung auch gebe", erklärte Nagelsmann, dessen Ausfall zu keinem Bruch im Münchner Spiel führte.
Lucas Hernandez ist nach seinem Meniskuseinriss - mit dem er zum Saisonauftakt ausfiel - längst zurück und zeigt trotz des laufenden Gerichtsprozesses in Spanien gegen ihn leistungsmäßig keine Schwächen. Benjamin Pavard, der ebenfalls am ersten Spieltag verletzt zuschauen musste (Sprunggelenk), hat seine Rotsperre aus dem Spiel gegen Greuther Fürth längst abgesessen. Gut für die Bayern ist zudem, dass Alphonso Davies (Oberschenkelprobleme) und Leon Goretzka (Erkältung) zurückkehren. "Es sind alle fit. Wir können aus dem Vollen schöpfen", erklärte Nagelsmann.
Kimmich sorgt für einziges Störfeuer
Das größte Sorgenkind bleibt daher Marcel Sabitzer. Der Österreicher hat sich nach seinem Wechsel im Sommer von RB Leipzig noch nicht in der bayerischen Landeshauptstadt zurechtgefunden. Auch Corentin Tolisso sucht weiterhin seine Form.
Größtes Störfeuer rund um den FC Bayern ist allerdings die Impfdebatte um Joshua Kimmich. Der deutsche Nationalspieler hatte jüngst bei Sky erklärt, dass er noch nicht geimpft sei und damit viele Diskussionen losgestoßen. Unter anderem Manuel Neuer, Thomas Müller, Oliver Kahn und Karl-Heinz Rummenigge reagierten öffentlich auf das Thema.
Interessant ist zudem ein Blick auf die Auswärtsbilanz der Münchner in Pflichtspielen in Gladbach. Von 57 Partien feierte der FCB dabei nur 15 Siege - bei 22 Niederlagen und 20 Unentschieden. Gladbach ist nicht unbedingt der Lieblingsgegner des Rekordpokalsiegers.
Gladbach setzt auf Heimvorteil
Hoffnung schöpfen die Gladbacher aber vor allem aus den Erkenntnissen vom Spiel zum Saisonauftakt. "Wir brauchen auch selber Ballbesitz und dürfen dabei nicht nervös werden. Wir haben am ersten Spieltag bereits gezeigt, dass wir mit den Bayern mithalten können", machte Hofmann klar. Fohlen-Coach Hütter forderte zudem "eine Reaktion" seiner Mannschaft auf die zuletzt schwachen Auftritte.
Hofmann wagte indes sogar einen Blick voraus: "Natürlich ist der FC Bayern das schwierigste Los. Aber wenn man den DFB-Pokal gewinnen möchte, kommt man meist ohnehin nicht um ein Spiel gegen die Bayern drum rum, weil sie meist lange dabei sind. Aber wenn es uns gelingen sollte, sie bereits in der zweiten Runde aus dem Pokal zu werfen, würde es hinten raus vielleicht ein bisschen einfacher werden."
Dabei setzen die Gladbacher vor allem auch auf den Heimvorteil. "Das Publikum kann uns immer wieder nach vorne pushen, wodurch wir noch einmal ein paar zusätzliche Prozente herausholen können. Ich glaube, für viele Gegner gibt es angenehmere Auswärtsspiele als bei uns", erklärte Hofmann abschließend.
Rund 23.000 Zuschauer waren vor zweieinhalb Monaten zugelassen. Am Mittwoch (ab 20.45 live bei Sky) werden 48.500 Fans im Borussia-Park sein und für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.
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