DFB-Team News: Bundestrainer Hansi Flick hat ein Stürmer-Problem

DFB-Team als Bayern 2.0? Flick fehlt ein Lewandowski

Hansi Flick könnte Kai Havertz in der DFB-Spitze einsetzen.
Image: Hansi Flick könnte Kai Havertz in der DFB-Spitze einsetzen.  © DPA pa

Hansi Flick hat am Donnerstag sein Debüt als Bundestrainer gefeiert. Trotz des bescheidenen 2:0-Erfolgs gegen Liechtenstein ist die Bayern-Handschrift bereits zu erkennen. Das Problem: Im DFB-Team fehlt ein Robert Lewandowski. Doch es gibt alternative Lösungen.

Wie kaum ein anderer hat Flick bewiesen, dass er einer Mannschaft in kürzester Zeit seinen Stempel aufdrücken kann. Angedacht als Interimstrainer überzeugte der 56-Jährige als Kovac-Nachfolger bei den Münchnern auf ganzer Linie. Noch in seinem Antrittsjahr holte der Coach das Sextuple aus Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League, nationalem und internationalem Supercup und der Klub-Weltmeisterschaft.

Flick will DFB-Team mit Bayern-Strategie umkrempeln

Mit einem klaren System und einer geradlinigen Spiel-Philosophie hat Flick aus einem Pool von guten Spielern eine kaum schlagbare Mannschaft geformt. In der bodenständigen 4-2-3-1-Formation bekam jeder Spieler eine Aufgabe die auf die Qualität des Kickers zugeschnitten war. Ein simples Erfolgsrezept auf dem Platz, während der Trainer neben dem Grün für gute Stimmung im Team sorgte.

Spielerische Raffinesse und Tempo prägten das Bayern-Spiel unter Flick. Das soll der Erfolgs-Coach nun auch auf die Nationalmannschaft übertragen. Auch im DFB-Team setzt der neue Bundestrainer auf diese Tugenden, baute auch auf sein altbekanntes FCB-Schema. Vertraute Gesichter wie Leroy Sane, Joshua Kimmich oder Niklas Süle sollten bei seinem Debüt gegen Liechtenstein bereits eine Achse bilden, auf die sich Flick verlassen kann. Doch ganz so einfach wird es nicht.

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Klopp sucht vergeblich nach deutschen Stürmern

Bei all dem Talent das in der deutschen Nationalmannschaft vorhanden ist, fehlt dem Kader ein Spieler, der die Bayern zu einem der weltweit besten Teams macht: ein echter Stürmer. Konnte Flick bei den Münchnern noch auf Weltfußballer Lewandowski bauen, braucht es im DFB-Team ein wenig Improvisation. Während andere Top-Nationen wie England, Spanien oder Italien gleich mehrere Knipser haben, sucht man in Deutschland vergebens nach einem Stürmer mit Startelf-Potenzial.

"England hat mindestens sieben klassische Mittelstürmer, die in der Nationalmannschaft spielen könnten. Warum haben wir das nicht? In der Breite haben wir das nicht. Irgendwo müssen die Spieler ja herkommen", monierte jüngst auch Jürgen Klopp im Gespräch mit RTL. Einzig Timo Werner ist als Top-Angreifer für die Spitze angedacht. Doch als "klassischen" Stürmer kann man auch den Chelsea-Profi nicht zwingend bezeichnen.

Werner ist ein flexibler Stürmer der gerne auf die Flügel ausweicht und dort sein Tempo ausspielt. Der ehemalige RB-Offensivstar ist keine Anspielstation für hohe oder schwer verwertbare Bälle. Außerhalb des Strafraums mangelt es dem 25-Jährigen an der nötigen Durchschlagskraft um gegen tief stehende Gegner wie Liechtenstein glänzen zu können. Kurz gesagt: Werner ist keine Brechstange, die einen Abwehrriegel mit Wucht knacken kann. Zusätzlich sucht der Angreifer seit seinem Chelsea-Wechsel nach seiner Top-Form.

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Hansi Flick lobt nach der schwachen Teamleistung gegen Liechtenstein die Qualitäten seiner Torschützen Leroy Sane und Timo Werner (Videolänge: 56 Sek.).

Flick vermisst einen echten Knipser gegen Liechtenstein

Doch wie lauten die Alternativen? In der Bundesliga sucht man bei den großen und auch kleinen Teams vergeblich nach deutschen Stürmern, die die nötige Qualität für die Nationalmannschaft haben. Lewandowski, Erling Haaland, Patrik Schick, Andre Silva, Alassane Plea, Wout Weghorst - die besten Stürmer der Liga kommen nicht aus Deutschland. Das zwingt Flick zum Umdenken, wie das torarme Spiel gegen die überwiegend aus Hobby-Spielern zusammengesetzte Truppe aus Liechtenstein gezeigt hat.

"Klar, wir hätten gerne das ein oder andere Tor mehr geschossen", gab Flick nach der Partie zu und deutete selbst an, dass es dem Team an Kaltschnäuzigkeit fehlt: "Wir hätten uns gerne mehr Auftrieb gegeben und Selbstverständnis, aber wir haben uns Chancen erarbeitet, hatten um die 30 Torschüsse. Aber es ist keine Selbstverständlichkeit bei der Mannschaft, dass sie überzeugt ist Tore zu schießen." Sprich: Es braucht einen echten Knipser.

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Modell Chelsea: Havertz die Alternative im Sturm?

Nun hat Flick einen solchen schlichtweg nicht im Team. Das auf einen Spieler bezogene Offensiv-System der Bayern kann der Bundestrainer nicht als Blaupause auf die Nationalelf legen. Mit Kai Havertz ist ein Angreifer im Kader, der auch beim FC Chelsea oftmals als "Stürmer" eingesetzt wurde. Beim Champions-League-Sieger lief der Titel-Torschütze auch im Finale der Königsklasse als falsche Neun - also als mitspielender und zurückfallender Stürmer - auf.

Havertz selbst kann sich eine Rolle in der Spitze durchaus auch im DFB-Team vorstellen. "Das würde mir gefallen", offenbarte der 22-Jährige jüngst. Auch Thomas Müller, Marco Reus oder Serge Gnabry haben diese Position im Laufe ihrere Karriere bekleidet. Für die Flügelstürmer bedeutet das gleichzeitig, sich öfter Richtung Zentrum orientieren und selbst zum Abschluss kommen zu müssen.

Dafür bedarf es neuer Abläufe, die das Team erst einstudieren muss. Dass noch nicht alles sitzen kann, gab auch Flick zu bedenken: "Es ist ein Prozess. Ich lasse mich wegen diesem einen Spiel von nichts abbringen, es geht einfach weiter. Wir haben einen weiten Weg vor uns und das war jetzt der Anfang." Fürs erste ist die Marschroute also klar.

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Auch unter Hansi Flick ist dem DFB-Team der Durchbruch gegen Liechtenstein noch nicht gelungen. Sky Reporter Uli Köhler analysiert die Probleme beim DFB-Team (Videolänge: 1:54 Min.).

Drei Sturm-Kandidaten für die Zukunft

Und die Zukunft? Die bringt zumindest ein wenig Potenzial für die Stürmer-Position mit sich. Derzeit empfehlen sich drei Angreifer, die aber längst noch nicht bereit für eine tragende Rolle in der A-Nationalmannschaft sind. U21-Europameister Lukas Nmecha, BVB-Wunderkind Youssoufa Moukoko und Nominierungs-Debütant Karim Adeyemi von Red Bull Salzburg.

Das sind derzeit noch keine Optionen. DFB-Direktor Oliver Bierhoff weiß um die Probleme auf der Stürmer-Position und will seinen Teil zur Förderung beitragen: "Auf der einen oder anderen Position müssen wir nachlegen. Aber das sind Maßnahmen, die nicht von heute auf morgen greifen."

Vorerst muss Flick also mit dem vorhandenen Material arbeiten. Auch jetzt bietet der Kader Möglichkeiten, an die beim FC Bayern errungenen Erfolge auch mit dem DFB-Team anzuknüpfen. Dann allerdings ohne einen Knipser a la Lewandowski.

Mehr zum Autor Lars Pricken