Arminias U17-Keeper: Vom Flüchtling zum deutschen Meister in einem Jahr
17.04.2023 | 12:41 Uhr
Am Sonntag krönte sich die U17 von Arminia Bielefeld erstmals zum deutschen Meister. Mitten im Geschehen: Der 15-jährige Artem Zaloha, dessen Geschichte gleichermaßen bewegend wie bewundernswert ist.
Es liest sich wie eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreiben mag. Gemeint ist jene von Artem Zaloha, der am Sonntagnachmittag einen erheblichen Beitrag dazu geleistet hat, dass die Jugendauswahl von Arminia Bielefeld deutscher U17-Meister wurde. Zaloha hütete gewohnt souverän das Tor der Ostwestfalen, am Ende triumphierten die jungen Arminen mit einem 2:1-Erfolg über VfL Wolfsburg und feierten die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte in dieser Altersstufe.
Doch um besser nachzuvollziehen, weshalb seine Geschichte eine ganz besondere ist, lohnt der Blick auf die vergangenen zwölf Monate, die sein ehemaliger Fußballtrainer Paul Neu via Twitter retrospektiv wohl nicht hätte besser nacherzählen können.
In seinen Ausführungen auf der Social Media-Plattform schreibt der U16-Trainer des VfL Theesen, dass "ein Junge aus der Ukraine vor rund einem Jahr" zur Mannschaft gestoßen sei. "Er konnte kein Wort Englisch oder Deutsch, sagte keinen Ton, verzog keine Miene, aber hielt jeden Ball, der aufs Tor kam", so Neu. Gemeint ist der 2007 geborene Zaloha, den Neu immer bei seinem Vornamen Artem nennt.
Kein Spieler zuvor habe den Jugend-Trainer so derartig beeindruckt. "Obwohl er nach Kriegsbeginn viel durchmachen musste, versucht er sich schnell in Theesen zu integrieren. Nach einer Woche kennt er alle Spieler beim Namen, spricht erste Worte Deutsch", so sein Ex-Coach weiter. Mitte Mai des vergangenen Jahres dann habe "Artem" sein erstes Pflichtspiel für den Verein bestritten, zunächst blieb er jedoch der Backup-Keeper des Teams.
In der darauffolgenden Saison sollte sich das ändern. Artem habe in jedem Training hundert Prozent gegeben, wurde zum Stammtorwart und wichtigen Säule im Team der Theesener U16. Auf der Linie sei er "praktisch nicht zu bezwingen" gewesen und seine großartigen Leistungen sprachen sich im Verein offensichtlich schnell herum. "Artem" wurde in der Folge kurzerhand in die U17 hochgezogen.
Abseits seines eigenen Spieler-Daseins wurde er im Rahmen eines Schulpraktikums obendrein sogar Trainer der Theesener U12. Stets zuverlässig und mit vollem Ehrgeiz und Engagement dabei wollte er dadurch sein Deutsch verbessern, wie Neu erklärt. Der Jugendcoach führt fort: "Parallel zu Theesen beginnt 'Artem' nun wöchentliche Trainings bei Arminia Bielefeld." Der nächste Schritt des talentierten Torhüters schien nun lediglich eine Frage der Zeit.
Zu Beginn dieses Jahres folgte dann der Wechsel. Bei der Arminia wurde er ebenfalls umgehend eine Altersklasse hochgezogen. Für die U17 der Bielefelder bestritt "Artem" sein erstes Ligaspiel im zurückliegenden März. Der 15-Jährige profitierte dabei von einer Verletzung des eigentlichen Stammtorwarts und hütete den Kasten innerhalb der vergangenen Wochen souverän für die Bielefelder Nachwuchsmannschaft.
Am Sonntag, dem 16. April, wurde "Artems" herzerwärmende Geschichte mit der U17-Meisterschaft also gekrönt. Sein ehemaliger Coach Neu fasste auf Twitter abschließend treffend zusammen: "Was für ein Jahr! Es freut mich unendlich für den Jungen, der so viel investiert. Und hoffentlich eines Tages ganz oben ankommen wird... Ich bin stolz auf dich, Junge!"
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