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Die U19 von Mainz 05 steht im Viertelfinale der Youth League

Mainzer U19 unter Europas Top-Elite

Zwei völlig verschiedene Gefühlswelten bei Mainz 05: Abstiegskampf bei den Profis, in der Jugend unter Europas Top-Elite.

Es grenzt an ein Wunder, dass das kleine Mainz schon Barca und Man City düpieren konnte. Im Viertelfinale der UEFA Youth League trifft die U19 des 1. FSV Mainz 05 am 13. März im Bruchwegstadion nun auf den FC Porto und kämpft um den Einzug in das Final-Four-Turnier in Nyon. (Sensation in der Youth League! Mainz wirft Manchester City raus)

Der aktuelle Bundesliga-Kader ist gespickt von Spielern aus dem eigenen Nachwuchs: Zentner, Riess, Gruda, Burkardt, Bell, Barreiro, Weiper entspringen beispielsweise dem NLZ, für das Volker Kersting bereits seit über 30 Jahren in leitender Funktion tätig ist. Sky Sport hat sich mit ihm unterhalten.

Sky Sport: Wie ist so etwas möglich, dass das kleine Mainz 05 dermaßen gut einschlägt in Europa?

Volker Kersting: Ich glaube, das ist einfach der kontinuierlichen Arbeit zu verdanken. Und natürlich auch dem ganzen Drumherum, den Spielern, die einfach eine Einheit bilden und auch dort wirklich sehr geschlossen auftreten, ihr Herz auf dem Platz lassen. Ich glaube, das ist der große Schlüssel. Was natürlich dazukommt, ist, dass wir auch in diesen Spielen von den Fans getragen wurden, durch die Atmosphäre, durch die Stimmung im ausverkauften Bruchweg. Da kommen Gefühle wieder hoch aus früheren Zeiten, natürlich auch bei den Fans. All diese ganzen Komponenten zusammen, bringen uns im Moment sehr, sehr weit.

Volker Kersting
Image: Volker Kersting ist seit über 30 Jahren für das Mainzer NLZ verantwortlich.  © Imago

Sky Sport: Schon über viele Jahre steht Mainz für hervorragende Nachwuchsarbeit. Welche Philosophie liegt dem Ganzen zugrunde?

Kersting: Wichtig ist erst mal, dass der Verein schon vor sehr langer Zeit für sich definiert hat, dass das Nachwuchsleistungszentrum und somit die Nachwuchsarbeit eine tragende Säule des Vereins ist, sein soll und wir das auch weiter ausbauen wollen. Dieses Commitment des Vereins ist erst einmal die Basis für alles. Und dann sind natürlich viele weitere Dinge, die eine Rolle spielen. Da ist die inhaltliche Arbeit, also dass wir versuchen, uns permanent weiterzuentwickeln, dass wir auch versuchen, immer die bestmöglichen Trainer und Mitarbeiter hierher zu holen. Der Schlüssel dafür liegt immer im Personal. Wenn ich Toptrainer habe - und das sieht man ja, es sind ja auch in den letzten Jahren genug Trainer bei Mainz entwickelt worden, ob Kloppo, Tuchel, Marco Rose, Boss Svensson, Martin Schmidt, all diese - das hat natürlich auch etwas zu heißen. Das hat eine Anziehungskraft für viele Nachwuchsspieler, die den Fokus auf eine Topausbildung legen, sich hiermit identifizieren, die zu uns passen als Spieler, zu unserer Mentalität, zu unserer Art, Fußball zu spielen. Aber auch das Vertrauen von uns zu genießen in familiärer Atmosphäre, das sind alles Dinge, die da eine sehr große Rolle spielen.

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Sky Sport: Werden da auch bei den Profis bewusst finanzielle Grenzen gesetzt, um eine Grundversorgung im Nachwuchs sicherzustellen?

Kersting: Da müssen wir natürlich Christian Heidel zuerst fragen, inwieweit da Einschnitte gemacht werden (lacht). Wichtig ist, dass uns über unsere Philosophie die Mittel zur Verfügung gestellt werden, die wir benötigen. Und da sind wir nach wie vor in der Bundesliga, auch im Nachwuchsbereich kein großer Fisch, sondern auch dort sehr weit unten angesiedelt. Wir setzen die Gelder auch nur so ein, wie es für uns wichtig ist, nämlich weiter in Infrastruktur zu investieren. Das hat der Verein in den letzten 20 Jahren gemacht, in allen Bereichen, ob im Nachwuchs oder in Profibereich. Und da stehen ja auch wieder viele infrastrukturelle Maßnahmen an, die uns natürlich dann auch entsprechend weiterhelfen. Aber das Zweite ist, das Geld in erster Linie für Trainer und für Inhalte auszugeben und das eben im Nachwuchsbereich nicht im großen Maße an Spieler zu verteilen. Ich glaube, das ist elementar.

Müssen "wieder über uns hinauswachsen"

Sky Sport: Die Durchlässigkeit von der Jugend zu den Profis ist vielerorts ein schwieriges Thema. Wie würden Sie die Situation bei Mainz 05 beschreiben?

Kersting: Vor allem ist es nicht zuletzt auch immer das, was die Jungs selbst daraus machen. Zum Profi machen sie sich am Ende des Tages selbst mit all dem, was sie bereit sind zu investieren und einzusetzen, auch mit einem gewissen Maß an Geduld. Selbstverständlich müssen wir sie frühzeitig ins Spielen kriegen, auch oben im Profibereich. Dort geht es gerade um das Thema Klassenerhalt. Und trotzdem schaffen wir es über die hohe Anzahl und die hohe Dichte an Nachwuchsfußballern, sie auch im Profikader ins Spielen zu bekommen. Im Moment sind es elf. Das ist unser Anspruch. Ich glaube, wir finden genau die richtige Mischung.

Sky Sport: Wie realistisch sind aus Ihrer Sicht die Träume vom Final-Four?

Kersting: Natürlich haben wir jetzt mit Barcelona und Manchester City zwei absolute Schwergewichte im Nachwuchsfußball in Europa aus dem Weg geräumt. Aber beim FC Porto steht uns als nächstes wieder ein absolutes Schwergewicht bevor. Und das werden wir natürlich auch nur schaffen können, wenn wir wieder über uns hinauswachsen, wenn wieder die Fans uns tragen, wenn jeder wieder bereit ist, alles reinzuhauen. Da habe ich bei dieser Mannschaft keine Bedenken, dass sie genau das tun wird und alles in die Waagschale wirft. Denn genau das ist ihre Stärke, jeden Widerstand anzunehmen und gegen ihn anzugehen. Ob es dann für Porto reicht, werden wir sehen. Porto hat in der Vorrunde Barcelona 5:0 geschlagen. Ich glaube, da weiß man, was dann für ein Kaliber auf uns zukommt. Aber wir werden wieder alles reinwerfen und versuchen, mit unserer Art das Spiel zu ziehen.

Das Interview führte Alexander Bonengel.

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