Ein Nachruf auf den verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein
Bernstein stand für die Liebe zur Hertha
17.01.2024 | 11:48 Uhr
Die Nachricht vom Ableben des Hertha-Präsidenten Kay Bernstein versetzt den Verein und Fußball-Deutschland in eine Schockstarre. Ein Nachruf von Sky Reporterin Lisa de Ruiter.
Kay Bernstein ist tot. Der Präsident von Hertha BSC wacht am Dienstagmorgen im Alter von 43 Jahren einfach nicht mehr auf. So unglaublich. So plötzlich. Viel zu früh.
Ich habe Kay Bernstein im Frühling 2022 kennengelernt. Ich habe ihn in seiner Firma in Berlin-Neukölln getroffen und dort, draußen auf der firmeneigenen Sportanlage, hat er mir dann erklärt, warum er sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen will. Er hatte gute Argumente und klare Visionen. Dennoch klang es für mich am Anfang eher nach Fußball-Romantik statt nach einem realistischen Ziel.
Bernstein hat die Fans wieder mit der Hertha versöhnt
Ein Ex-Capo will Präsident "seines" Vereins werden? Das klappt doch nie! Aber Kay Bernstein füllte mit seiner Kandidatur genau das aus, was in den Jahren davor bei der Alten Dame auf der Strecke geblieben ist: die Liebe zum Verein.
Sportlicher Misserfolg, verbrannte Windhorst-Millionen, Klinsmann, Bobic - turbulente Geschichten, bei denen die Fans ihren Verein einfach nicht mehr wiedererkannt haben. Kay Bernstein hat es in seinen eineinhalb Jahren Amtszeit geschafft, die Fans wieder mit dem Klub zu versöhnen.
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Die Anhänger blieben ruhig, auch beim Abstieg und dem turbulenten Zweitliga-Start. Sie hatten jemanden, dem sie wieder vertrauten, weil sie wussten, dass Bernstein mit dem Herzen dabei ist. Der "Berliner Weg" ist das, was die Fans wollen. Sie wollen keine hochgestochenen Champions-League-Träume. Sie wollten doch nur ihre Hertha zurück.
Bernstein hat dafür gesorgt, in dem er radikal aussortiert hat und auch unpopuläre Entscheidungen auf der Geschäftsstelle zusammen mit der Führung treffen musste. Über allem stand das Überleben des Vereins. Mit Einsparungen, mit Geduld, mit Herzblut. Natürlich eckte er auch an. Aber: So ruhig wie in dem letzten halben Jahr war es beim Hauptstadtklub schon ewig nicht mehr.
Traum vom Pokal-Finale im eigenen Stadion
"Der Traum lebt… wir haben das Glück zurück!" - So lautete eine der letzten Whatsapp-Nachrichten von Kay Bernstein an mich. Er schrieb sie mir nach der Auslosung für das DFB-Pokal-Viertelfinale. Es ist kein Geheimnis, dass es Bernsteins größter Wunsch war, einmal im Olympiastadion - im eigenen Stadion - das Pokalfinale zu spielen.
"2024 wird gut. Wir haben den Weg geebnet. Wenn wir jetzt seriös weitermachen und auf dem Boden bleiben, dann kann das richtig schön werden", sagte mir Bernstein kurz vor Weihnachten bei unserem letzten persönlichen Treffen auf dem Parkplatz der Geschäftsstelle. Er war voller Tatendrang, voller Optimismus. Immer kommunikativ, immer freundlich.
Durch seine offene Art haben wir binnen kürzester Zeit eine enge berufliche Verbindung aufgebaut. Und er ließ auch private Einblicke zu, als er mir von seiner Hochzeit erzählte, von seiner kleinen Tochter und dass er Montag grundsätzlich nicht an der Geschäftsstelle ist, weil er diesen Tag für seine Frau und die Töchter reserviert hat.
Die Hertha-Familie trauert um ihr Oberhaupt
An eine Situation erinnere ich mich noch besonders gut: Ein Fan, den Bernstein flüchtig kannte, war im Sommer 2022 an der Geschäftsstelle/Fanshop und konnte seine Dauerkarte nicht bezahlen. Bernstein, der gerade draußen stand, bekam dies mit und gab ihm aus eigener Tasche Geld, damit er weiterhin im Besitz seiner Dauerkarte blieb. Der Fan erzählte mir später davon, mit Tränen in den Augen.
Kay Bernstein hat Hertha wieder spürbar zu einer Familie geformt. Die Familie trauert jetzt - über den plötzlichen und schockierenden Tod ihres Oberhauptes.
Mein tiefstes Mitgefühl gilt Kays Familie, seinen Freunden und der gesamten Hertha-Familie.
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