Dortmund siegt im tipico Topspiel mit 1:0 gegen Gladbach
21.10.2019 | 11:11 Uhr
Der BVB hat sich im Borussia-Duell gegen Gladbach mit 1:0 durchgesetzt. Neben den drei eingefahrenen Punkten ist dieser Sieg ein Erfolg an mehreren Fronten. Ein Problem bleibt aber bestehen.
Die Erleichterung sowie der abgeschüttelte Frust bei BVB-Kapitän Marco Reus waren nach seinem Treffer zum goldenen 1:0 deutlich zu spüren. Nach schwierigen letzten Wochen, in denen nicht nur die Borussia im Allgemeinen, sondern auch Reus selbst schwächelte, feierte der BVB endlich wieder einen dreifachen Punktgewinn. Zuletzt stand in der Bundesliga dreimal in Folge nur ein 2:2 als Endstand auf der Anzeigetafel (in Frankfurt, gegen Bremen und in Freiburg).
Dass Reus ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub aus seiner persönlichen Schwächephase gefunden hat, verwundert wenig. Immerhin zählt Gladbach zu seinen Lieblingsgegnern. In zwölf Spielen gewann Reus zehnmal, erzielte gegen die Fohlen insgesamt neun Tore und gab sechs Assists.
Dortmund-Coach Lucien Favre blieb der starke Auftritt von Reus nicht verborgen. "Schon in Freiburg war Reus wieder besser. Er kommt langsam wieder. Die wenigsten wissen, dass er jetzt gegen Gladbach mit einem leichten grippalen Infekt gespielt hat. Sein Auftritt und sein Tor waren gut. Es war nicht einfach, diesen Treffer zu erzielen."
Auch Gäste-Coach Marco Rose fand nach der Partie lobende Worte für den Torschützen. "Er ist ein guter Junge und ein außergewöhnlicher Fußballer. Er ist mit unser bester Fußballer in Deutschland und ich wünsche ihm, dass er gesund bleibt."
Doch nicht nur Kapitän Reus legte einen starken Auftritt hin. Auch die BVB-Neuzugänge gehörten gegen Gladbach zu den stärksten Akteuren. Allen voran Hazard, der sich im bisherigen Saisonverlauf schwer tat, überzeugte im Duell gegen seinen Ex-Klub.
Der Belgier war der umtriebigste Offensiv-Akteur und bereitete folgerichtig den Reus-Treffer mustergültig vor. Insgesamt absolvierte er zudem die meisten Zweikämpfe (21), schlug die meisten Flanken (9), gab die meisten Torschussvorlagen (5) und hatte mit 91 Prozent die beste Passquote aller Dortmunder.
Ebenfalls stark war der Auftritt von Julian Brandt, der zusammen mit Reus die Doppelspitze bildete. Der Neuzugang von Bayer Leverkusen war wie Hazard stets ein Unruheherd für die Gladbacher-Defensive. Der 23-Jährige war nicht nur mit seinem Pass auf Hazard am 1:0 beteiligt, sondern gab mit vier Versuchen auch noch die meisten Torschüsse ab. Einer landete sogar in den Maschen, doch der Treffer wurde aufgrund einer Abseitsstellung von Reus, der Gladbach-Keeper Sommer die Sicht versperrte, zurückgenommen.
Mit Nico Schulz hat auch der dritte BVB-Neuzugang, der in der Startelf stand, eine gute Leistung gezeigt. Der Linksverteidiger lief erstmals nach seiner Fußverletzung wieder auf und war direkt gut integriert. Denn Schulz überzeugte besonders in der Defensive mit der zweitbesten Zweikampfquote (70 Prozent). Zudem eroberte er sechsmal den Ball. Nur Axel Witsel lag in dieser Statistik vor dem Ex-Hoffenheimer.
In den vergangenen Wochen war die Stimmungslage beim BVB nach drei Bundesliga-Remis in Folge mehr als bescheiden. Neben der aufgekommenen Mentalitätsdebatte nach verspielten Führungen wurde es auch rund um die Personalie Favre unruhiger.
Doch mit dem Sieg gegen Gladbach hat sich die Stimmungslage rund um den Signal Iduna Park gedreht. Die Fans unterstützen ihr Team bedingungslos und feierten dieses nach dem Ende des Remis-Fluchs. Es war ein Turnaround zur rechten Zeit. Denn durch das Remis der Bayern in Augsburg und der Punkteteilung zwischen Leipzig und Wolfsburg hat sich der BVB in der Tabelle vorerst bis auf Rang vier vorgeschoben und liegt nur noch einen Zähler hinter dem aktuellen Tabellenführer Gladbach. Auch dieser Umstand trägt zur Stimmungsaufhellung beim BVB bei.
Die Borussia kann nun mit gestärktem Selbstvertrauen und mit deutlich mehr Ruhe in die Hammer-Wochen gehen. In den kommenden 20 Tagen treffen die Schwarz-Gelben auf Inter Mailand (CL), Schalke 04 (BL), Borussia Mönchengladbach (DFB-Pokal), VfL Wolfsburg (BL), Inter Mailand (CL) und Bayern München (BL). In diesen Duellen könnte sich bereits der BVB-Weg in dieser Saison abzeichnen.
Möglicherweise muss dieser zunächst ohne Keeper Roman Bürki bestritten werden. Der Schweizer musste gegen Gladbach angeschlagen vom Platz und wurde durch seinen Landsmann Marwin Hitz ersetzt. Eine Diagnose bei Bürki steht noch aus, doch Hitz deutete in der Schlussphase gegen die Fohlen bereits an, dass er in der Lage ist, die Dortmunder Nummer eins gebührend zu vertreten.
Dies konnte er allerdings nur, weil die Borussia alte, schlechte Gewohnheiten an den Tag legte. Nach der Führung zog sich der BVB wie bei den vorherigen Spielen auch zu weit zurück und überließ Gladbach somit das Spiel. Die Fohlen kamen so in der Schlussphase noch zu der einen oder anderen Chance, sodass der BVB drohte, erneut einen Vorsprung zu verspielen. Anders als zuletzt retteten die Schwarz-Gelben die Führung aber über die Zeit.
Dennoch ist klar: In den kommenden schweren Partien muss der BVB gerade nach einer Führung soveräner agieren. Denn sonst könnte es schnell wieder unruhig rund um den Signal Iduna Park werden.