Eintracht 2.0 - warum Frankfurt für die Zukunft bestens gerüstet ist
Kommentar zu Eintracht Frankfurt
08.07.2019 | 12:14 Uhr
Eintracht Frankfurt hat in den vergangenen Jahren eine fulminante Entwicklung genommen - das liegt auch am Management. Sky Reporter Alexander Bonengel blickt auf den erfolgreichen Weg der Eintracht.
Im Rückblick ist es eigentlich unfassbar, was Eintracht Frankfurt in den letzten beiden Jahren erreicht hat: Glaubten nach dem Pokalsieg 2018 noch viele an eine wundersame Kombination aus Spielglück, Mentalität und einer sich daraus entwickelnden positiven Eigendynamik, toppte die SGE das anschließend nochmal in der Europa League, dominierte Top-Adressen des internationalen Fußballs und musste sich erst dem späteren Sieger FC Chelsea im Halbfinale denkbar knapp geschlagen geben.
Besonders bemerkenswert: Nach dem DFB-Pokalsieg hatte die Eintracht nicht nur Leistungsträger wie Kevin-Prince Boateng, Lukas Hradecky, Marius Wolf und Omar Mascarell ziehen lassen müssen, sondern auch den Trainer.
Verlassen Rebic und Haller die Eintracht?
2019 ist der hessische Traditionsverein in einer ähnlichen Situation. Erwartungshaltung gestiegen, Leistungsträger verloren: Wunderstürmer Luka Jovic ist bei Real Madrid, Ante Rebic wohl bald beim Stadtrivalen Atletico und bei Sebastien Haller kann es jederzeit passieren, dass ein Angebot reinflattert, welches er und sein Klub nicht ablehnen können. Ob die Leihspieler Trapp, Hinteregger und Rode zurückkehren, ist ungewiss.
Es ist dann so etwas wie der Fluch der großen Tat, der eben diese Klubs trifft, die über sich hinauswachsen und nicht über die Mittel und Argumente verfügen, solche Spieler langfristig zu binden. Doch bei der Eintracht wird nicht gejammert. Stattdessen sprechen sie von "Stolz", darauf nämlich, Jovic auf diesen Weg gebracht zu haben. Sie wissen, dass der Fluch in diesem Fall auch Segen sein kann.
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Verträge ohne Klauseln
Denn Eintracht Frankfurt selbst greift mittlerweile in den Regalen auf dem Transfermarkt eine Etage höher: Fast 20 Millionen an Ablöse investierten Bobic und Co. für Dominik Kohr von Bayer Leverkusen und Djibril Sow von Hütters Ex-Verein Young Boys Bern. Damit übertreffen beide den bisherigen Rekordtransfer Sebastien Haller, für den die Eintracht damals sieben Millionen Euro an Utrecht überwiesen hatte. Nicht weniger namhaft: Erik Durm, der Weltmeister von 2014, der ablösefrei aus Huddersfield gekommen war.
Im Grunde fängt Sportvorstand Fredi Bobic mit seinem Team um Sportdirektor Bruno Hübner und Chefscout Ben Manga erst jetzt richtig an, die Mannschaft der Zukunft zu bauen. Mehr Geld bedeutet auch mehr Kontrolle: Als Bobic 2016 kam, war es schwer möglich, ohne Leihgeschäfte und Vertragsklauseln eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Fast jeder Transfer war irgendwie auch ein Kompromiss, denn die Eintracht hatte kaum Geld.
Frankfurt verpflichtet Qualität
Auch Jovic und Rebic fallen in die Kategorie, in der die Ex-Vereine an den Transfereinnahmen beteiligt werden. Martin Hinteregger, Sebastian Rode, Kevin Trapp - Leihgeschäfte. Damit soll nun Schluss sein. Kohr, Sow und Durm haben langfristige Verträge abgeschlossen und damit ein klares Bekenntnis zur Eintracht abgegeben. Spricht man mit Personen aus dem inneren Zirkel der SGE, bekommt man, neben der Zufriedenheit über die verpflichtete spielerische Qualität, immer wieder Aussagen wie "richtig gute Typen, die hier richtig gut reinpassen" zu hören.
Dabei ist das mit den "guten Typen" ein ganz und gar nicht unwichtiger Faktor beim hessischen Traditionsverein, der ein Stück weit auch erklären kann, warum am Stadtwald Tradition in Kraft umgesetzt werden kann, während andere Traditionsvereine immer wieder aufs Neue krachend an sich selbst scheitern.
Keine Alleingänge in Frankfurt
Bei der Eintracht gibt es keine Alleingänge. Es wird miteinander, nicht übereinander geredet, auch kontrovers, es wird informiert, doch am Ende ist auch klar, wer die Entscheidungen treffen muss. Das ist mitunter alles andere als "Friede, Freude, Eierkuchen". Aber im Großen und Ganzen herrscht ein Klima des Respekts und der Ehrlichkeit. Da dürfen auch Eitelkeiten dazugehören: Niemand käme auf die Idee, den Präsidenten Peter Fischer nicht als eitel zu bezeichnen. Aber es würde Fischer niemals einfallen, Fredi Bobic in sportliche Belange hereinzureden.
Es mutet fast schon ironisch an, dass ausgerechnet Bobics Ex- und Heimatverein VfB Stuttgart im Kontrast dazu ein Paradebeispiel für den vorprogrammierten Misserfolg ist. Neben einer katastrophalen Kaderplanung unter Michael Reschke waren es nicht zuletzt unternehmerisches Großmanntum, moralische Grenzgänge, Überheblichkeit und interne politische Grabenkämpfe, die den VfB auf dem Weg zum Abgrund zig Millionen verbrennen ließen.
Scherbenhaufen in Stuttgart
Während sie in Stuttgart also mal wieder einen Scherbenhaufen aufkehren, bauen sie in Frankfurt ihr neues Haus. Um zu erkennen, dass menschliche und charakterliche Faktoren dabei eine große Rolle spielen, dass die Art und Weise des Umgangs miteinander sich auch auf den sportlichen Erfolg auswirkt, dafür braucht es keinen Kulturbeauftragten.
Gut möglich, dass man in Frankfurt in der kommenden Saison, angesichts des Umbruchs, vorübergehend kleinere Brötchen backen muss. Das würden sie akzeptieren können, sowohl im Klub als auch bei den Fans. Auf der anderen Seite ist der Kern der Mannschaft nach wie vor da, vielleicht sind Rebic und Jovic auch ein bisschen zu sehr hochgejubelt worden? Vielleicht bearbeitet Bobic gerade genau die Baustellen im Kader, die in der letzten Saison noch größeren Erfolgen im Weg standen? Wird die Eintracht vielleicht also nochmal besser als im letzten Jahr?
Seriöse Prognosen sind dahingehend zur Zeit nur schwer möglich. Festhalten lässt sich jedoch: Der Weg in die Zukunft wirkt äußerst vernünftig.