Meinung: Sebastian Rode muss mit zur WM!
02.11.2022 | 23:12 Uhr
Sebastian Rode führt Eintracht Frankfurt nach seiner Einwechslung zum Sieg bei Sporting Lissabon und dadurch ins Achtelfinale der Champions League. Sky Reporter Alexander Bonengel meint: In dieser Verfassung kann Bundestrainer Hansi Flick nicht auf den Mittelfeldspieler verzichten.
Dienstagabend, Halbzeit in Lissabon. Eintracht Frankfurt auf der Verliererstraße: 0:1 gegen Sporting, Frankfurt zu dieser Zeit Letzter der Gruppe D. Stand 22:00 Uhr keine Champions League, keine Europa League - die Hessen würden mit leeren Händen dastehen.
Trainer Oliver Glasner reagiert. Er bringt Kapitän Sebastian Rode für den glücklosen Jesper Lindström. Sofort ist das Spiel ein komplett anderes. Rode ist überall, gewinnt gefühlt jeden Zweikampf, erobert die Bälle hinten und vorne, setzt mit gutem Auge und präzisem Passspiel auch die offensiven Impulse, die in der ersten Halbzeit fehlten.
Am Ende gewinnt die Eintracht 2:1 und zieht ins Achtelfinale ein. Nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Europa-League-Triumph von Sevilla hat die Eintracht wieder einmal Geschichte geschrieben - auch weil Sebastian Rode den Unterschied ausgemacht hat.
Nicht zum ersten Mal übrigens. Seit seiner Rückkehr 2019 blüht Sebastian Rode bei der Eintracht auf. Einer, dessen Qualitäten stets unbestritten waren. Einer, den Pep Guardiola bei den Bayern einst als seinen "Lieblingsspieler" bezeichnet hatte, auch wenn sich Rode weder bei den Bayern, noch später beim BVB wirklich durchsetzen konnte.
Das hatte nicht zuletzt auch mit Verletzungen zu tun: Rodes Krankenakte gleicht einem Lexikon für Sportverletzungen. Da ist praktisch alles drin, was Fußballern passieren kann: Kreuzbandriss, Knorpelschaden, fünf Operationen am Knie, zwei an der Leiste - nur ein winziger Auszug aus der Krankenakte des 32-Jährigen.
Mehrfach war schon über ein vorzeitiges Karriere-Ende spekuliert worden, zuletzt nach einer Knie-Operation im letzten Sommer. Von alledem ist auf dem Platz in diesen Tagen nicht zu sehen: Rode wirkt topfit, scheut keinen Zweikampf, kann jedes Tempo mitgehen. Das Stehaufmännchen des deutschen Fußballs.
Klar, das werden Kritiker im Bezug auf eine WM-Nominierung anmerken, nur für 45 bis 70 Minuten - weil Rodes Körper in der Belastung behutsam gesteuert werden muss. Aber in dieser Zeit gibt Rode kompromisslos Vollgas und zählt dabei zum Besten, was Fußball-Deutschland zu bieten hat.
Spielt er nicht von Beginn an, ist er nach Einwechslung ein Booster, der eine Mannschaft mit seiner Mentalität und spielerischen Geradlinigkeit stabilisieren und pushen kann. Hinzu kommt, dass Rode auf höchstem internationalen Niveau nachgewiesen hat, ein Unterschiedsspieler zu sein.
Nun braucht es gerade bei einem großen Turnier Spieler, die ein gewisses Momentum auf ihrer Seite haben. Rode hat es wie derzeit kaum ein anderer. Und trotzdem würde der bodenständige Hesse mit seiner breiten Brust keine Ansprüche stellen, nicht herumstänkern, wenn er sitzt, sondern einfach parat stehen, sollte er gebraucht werden. Da bin ich mir sicher.
"Ich weiß wirklich nicht, ob ich im 55'er Kader bin", lässt Rode auf Sky Nachfrage verlauten. Und wenn es am Ende tatsächlich klappen sollte mit einer Nominierung? "Natürlich würde mit der Berufung zur Nationalmannschaft noch ein Traum in Erfüllung gehen und ich wäre zu 100 Prozent bereit! Aber ich bin Realist und glaube nicht, nominiert worden zu sein", fügt der 32-Jährige am Tag nach dem Sieg in Lissabon hinzu.
Sollte es am Ende tatsächlich so ausgehen, wie es Sebastian Rode selbst vermutet, hätte Hansi Flick aus meiner Sicht einen großen Fehler gemacht. Ein Sebastian Rode, Herz eines Europa-League-Halbfinalisten, Europa-League-Siegers und Champions-League-Achtelfinalisten, nicht einmal unter den 55 besten deutschen Spielern? Das fühlt sich extrem falsch an.
Ich bin nicht nur der Überzeugung, dass der Eintracht-Kapitän eine WM-Nominierung verdient hätte. Bei einer WM müssen die besten spielen. Meiner Meinung nach führt an Rode kein Weg vorbei!