Ein Glücksgriff mit Ansage
07.09.2022 | 14:19 Uhr
Randal Kolo Muani hat in seinen ersten fünf Bundesligaspielen für Eintracht Frankfurt groß aufgespielt. Für den Mittelstürmer hat die Eintracht dabei nicht einmal eine Ablösesumme bezahlen müssen, doch komplett unerwartet ist der Erfolg des Neuzugangs nicht.
Es läuft die 16. Minute im Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Mario Götze ist am Ball, nimmt den Kopf hoch und sieht ihn am zweiten Pfosten lauern: Sommer-Neuzugang Kolo Muani. Mit einer perfekten Flanke bedient der Weltmeister den 23-Jährigen, der aus aussichtsreicher Position vor RB-Keeper Peter Gulacsi zum Kopfball ansetzt. Doch anstatt auf das dritte Saisontor zu gehen, legt Muani den Ball per Kopf lieber zum völlig freistehenden Daichi Kamada, der zum 1:0 einnetzt.
Nach den ersten fünf Bundesligaspielen ist Muani der Top-Vorlagengeber der Liga und bereitete neben dem Tor von Kamada noch drei weitere Eintracht-Treffer direkt vor. Er könnte sich als der Transfer-Deal des Sommers entpuppen. Dabei dürfte der Angreifer vor dem Start der Bundesliga-Saison wohl nur den wenigsten ein Begriff gewesen sein.
Seit Muani im ersten Ligaspiel gegen die Bayern zur Pause eingewechselt wurde und Manuel Neuer kurze Zeit später gleich das erste Gegentor der Saison bescherte, ist der Stürmer in der Anfangsformation von Oliver Glasner gesetzt. Der gebürtige Franzose kam dabei sogar ablösefrei vom FC Nantes an den Main.
Doch ein reiner Zufall ist der Glücksgriff mit Muani nicht. Bereits vor rund einem Jahr bekundete die Eintracht erstmals ihr Interesse an einer Verpflichtung des siebenfachen U21-Nationalspielers und auch im Januar gaben die Frankfurter an, Muani im Sommer unbedingt verpflichten zu wollen. Der Stürmer absolvierte bereits 79 Spiele in der Ligue 1, kam dabei auf 34 Scorerpunkte und wurde mit Nantes auch noch französischer Pokalsieger. Ein unbeschriebenes Blatt ist Muani also keineswegs.
Vor der Partie gegen Leipzig äußerte sich Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche zur Verpflichtung des jungen Stürmers und bestätigte das schon länger bestehende Interesse: "Wir hatten ihn schon länger auf dem Zettel, da er ein interessanter Spieler ist."
Muani wurde wie auch Kylian Mbappe im französischen Bondy geboren. In seiner Jugend wurde das Talent des Stürmers schnell sichtbar, doch bei den großen Nachwuchsleistungszentren blitzte er ab. Ein Grund dafür war eine Erkrankung. Muani litt unter Morbus Osgood-Schlatter, eine im Wachstumsalter auftretende Krankheit, wobei Knochen und Knorpel am Schienbeinkopf entzündet sind und es zu starken Knieschmerzen kommt.
So kam der talentierte Stürmer erst mit 16 Jahren zum FC Nantes, wo er aber schnell von sich zu überzeugen wusste. Nach einer Leihe in die zweite französische Liga startete der Eintracht-Neuzugang voll durch bei den Kanarienvögeln, bis es im Sommer nach Frankfurt ging. Krösche stört den ungewöhnlich späten Einstieg Muanis in den professionellen Bereich aber keineswegs: "Die Jungs, die nicht so im Nachwuchsleistungszentrum aufgewachsen sind, haben besondere Momente, sind nicht so gradlinig, sondern intuitiv. Das sieht man bei ihm."
Auch Sky Experte Lothar Matthäus geriet bei Kolo Muani ins Schwärmen. Der Weltmeister von 1990 bezeichnete den Franzosen als "super Transfer" und einen "ganz wertvollen Spieler für Frankfurt". Vor dem Topspiel am Samstagabend analysierte der Weltmeister explizit Muani und stellte die Qualitäten des Angreifers zur Schau.
"Schnelligkeit, auch mit Ball" zeichnen Frankfurts neue Attraktion laut Matthäus aus, wie auch seine Fähigkeit zum Erkennen von Räumen und ein starker Abschluss. "Den Mann ablösefrei hierher zu bringen ist schon lobenswert und ein Kunststück", meinte der 61-Jährige.
Besonders am vierten Bundesliga-Spieltag gegen Werder Bremen stellte Muani die von Matthäus angesprochenen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis. Beim Stand von 1:2 aus Sicht der Frankfurter bekam der Franzose den Ball etwa 40 Meter vor dem Bremer Tor und sprintete auf Werder-Keeper Jiri Pavlenka zu.
Drei Bremer Verteidiger stellten sich dem Frankfurter in den Weg, doch das schien Muani nicht zu interessieren. Er ließ seine Gegenspieler allesamt stehen und machte von seinem starken Torabschluss Gebrauch.
Am kommenden Mittwoch wird Muani dann wohl auch sein Champions-League-Debüt mit der Eintracht geben. Um 18:45 Uhr empfangen die Frankfurter Sporting und haben nach dem Europa-League-Triumph erneut Großes vor in Europa.
Auch wenn Muani da noch nicht dabei war, will er sicherlich an die internationalen starken Auftritte der Frankfurter in den vergangenen Jahren anknüpfen.
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