Corona-Alarm bei Spanien und Schweden: Wie befürchtet wirbelt das Virus die EM-Planungen durcheinander, die Iberer planen schon mit einem B-Team.
Spanien hat für alle Fälle schon eine B-Mannschaft auf den Trainingsplatz geschickt, der erste Gegner Schweden durchlebt seinerseits einen "Albtraum": Die Fußball-EM hat noch gar nicht richtig begonnen, da wirbelt Corona auch schon die Planungen kräftig durcheinander. Zum Problemfall wird die Gruppe E, die am Montag beginnen soll - auch mit dem Spiel zwischen Spanien und Schweden. Doch genau das ist inzwischen gar nicht mehr so sicher.
Busquets und Llorente positiv getestet
Vor allem beim Mitfavoriten Spanien geht seit Mittwoch die Angst um. Weil nach Kapitän Sergio Busquets auch Verteidiger Diego Llorente positiv auf das Virus getestet wurde, droht eine Kettenreaktion. "Es können noch mehr Fälle kommen. Es ist wahrscheinlich, dass das passiert", sagte Verbandschef Luis Rubiales nach dem 4:0 im letzten Test gegen Litauen, bei dem notgedrungen Spaniens U21 auf dem Platz stand. Ein wenig aufatmen durfte man am Mittwochabend: Sämtliche PCR-Tests beim Team, Trainerstab und Delegation fielen negativ aus. Auch beim B-Team, das für den Fall der Fälle eilig zusammengestellt wurde, wurde zunächst kein weiterer Fall festgestellt.
Elf Spieler aus jenem U21-Kader, darunter der Ex-Schalker Juan Miranda, stießen am Mittwoch in Las Rozas zur einer vom Verband "Parallel-Blase" getaufte Trainingsgruppe, die nun auf 17 Mann angewachsen ist. Dies sei ein "Vorgriff auf mögliche Konsequenzen", sagte Nationaltrainer Luis Enrique. Heißt: Mit einer "Schatten-Elf" will Spanien im Notfall verhindern, dass die erste Begegnung in Sevilla gegen Schweden (21.00 Uhr) am grünen Tisch verloren geht. Zudem entschied das Gesundheitsministerium, die Nationalspieler noch vor EM-Beginn zu impfen.
13 Spieler müssen laut Regelwerk zur Verfügung stehen
13 Spieler einschließlich eines Torwarts müssen laut UEFA-Regelwerk zur Verfügung stehen, um antreten zu dürfen. Ist dies aufgrund von Quarantänemaßnahmen nicht der Fall, kann eine Begegnung um bis zu 48 Stunden nach hinten verschoben werden. Hat eine Nation auch dann keine spielfähige Mannschaft, verliert sie die Partie am grünen Tisch 0:3. Das würde Spanien mit seiner B-Elf verhindern, eine gelungene Vorbereitung sieht allerdings anders aus.
Doch auch Gegner Schweden hat längst seine eigenen Sorgen. Die Zeitung Expressen schrieb am Mittwoch von einer "Albtraumnachricht", das Aftonbladet von einer "kleinen Bombe", weil gleich zwei Spieler innerhalb kürzester Zeit positiv getestet wurden. Erst traf es Dejan Kulusevski (21) von Juventus Turin wenig später Mattias Svanberg (22) vom FC Bologna.
Während Kulusevski direkt in Stockholm blieb und für das Spanien-Spiel definitiv ausfällt, hatte Svanberg zunächst noch mit dem Nationalteam im Basisquartier in Göteborg den Trainingsplatz betreten - ehe er kurz vor dem Aufwärmen nach einem kurzen Gespräch mit Teamarzt Anders Valentin den Rasen wieder verließ und ins Teamhotel gebracht wurde. Wenig später kam die Nachricht: Auch Svanberg wurde positiv getestet, wahrscheinlich nach einem direkten Kontakt mit Kulusevski.
Schwedens Nationaltrainer Pettersson "traurig"
"Natürlich bin ich traurig", sagte Nationaltrainer Stefan Pettersson wenig später auf einer Pressekonferenz. Für große Kritik sorgte in Schweden, dass die Mannschaft - anders etwa als Deutschland - zwischen dem Test gegen Finnland am 29. Mai (2:0) und dem Wiedersehen vier Tage später drei Tage frei hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach infizierte sich Kulusevski in dieser Zeit.
Insgesamt wurden vier Spieler identifiziert, die mit Kulusevski Kontakt hatten und nun "beobachtet" werden. Team-Besprechungen finden künftig nur noch in kleinen Gruppen in möglichst großen Räumen statt, Behandlungen werden ins Freie verlegt, im Bus sollen so wenig Personen wie möglich sitzen. "Es werden lange Tage in der Blase", schrieb das Aftonbladet.
Das gilt auch für die Spanier, die nun täglich gebannt auf die Ergebnisse der Coronatests schauen. "Was jetzt, Spanien"?, fragte die Tageszeitung Marca bereits in großen Buchstaben. Ob der Europameister von 1964, 2008 und 2012 in diesem Jahr tatsächlich ein Titelkandidat ist, scheint inzwischen mehr als fraglich.