EURO 2020 News: Didi Hamann kritisiert Gareth Southgate
"Negative Spielweise": Hamann kritisiert Southgate & zweifelt an Zukunft
12.07.2021 | 20:01 Uhr
So hoch Trainer Gareth Southgate während des Turniers gelobt wurde, so tief ist er nach der Finalpleite gegen Italien gefallen. Sky Experte Dietmar Hamann hat Zweifel an der Zukunft des englischen Nationaltrainers.
EEngland und Gareth Southgate erlebten während der EURO 2020 eine Leistungsachterbahn, die am Ende mehr Magengrummeln als Freude verursachte. England rechnete sich von Beginn an viel aus für diese Europameisterschaft, zu talentiert war der Kader der "Three Lions", um wieder nicht um den Titel mitzuspielen.
Doch schon mit dem Auftaktspiel gegen Kroatien (1:0) kamen erste Zweifel auf, die sich gegen Schottland (0:0) bestätigten. England bekommt in der Offensive keinen Schwung ins Spiel. Zwar stehen sie hinten sicher und kassierten insgesamt nur zwei Tore im gesamten Turnierverlauf, ließen aber die Torgefahr vorne lange Zeit vermissen. Nur gegen die Ukraine, beim 4:0-Sieg im Viertelfinale, platze einmal richtig der Knoten. Ansonsten blieb die Offensivabteilung der Engländer mau.
Hamann: Will man gewinnen oder nicht verlieren?
Sky Experte Dietmar Hamann spricht in diesem Zusammenhang von einer "negativen Spielweise". Laut Hamann müsse Gareth Southgate diese ablegen und mehr auf die Offensive setzen: "Wenn du dieses Offensivtalent im Kader hast, dann musst du das auch nutzen". Es sei ein "Mindset", wie man das Spiel angeht, ob man "Spiele spielt, um zu gewinnen oder um nicht zu verlieren."
Bezüglich des EM-Finals sagt Sky Experte Hamann: "Hochachtung vor den Italienern, wie sie es geschafft haben das Spiel nach dem frühen Rückstand noch zu drehen." Sie seien über 88 Minuten und auch in der Verlängerung die bessere Mannschaft gewesen. Die Engländer dagegen hätten "eine riesige Chance verpasst", so Hamann. Seiner Meinung nach haben die Engländer "nach zwei Minuten aufgehört Fußball zu spielen." England habe die Italiener durch die „defensive und negative Spielweise wieder ins Spiel kommen lassen."
Elfmeter-Diskussion: Vertrauen erst in den letzten Minuten des Turniers?
Zur Elfmeter-Diskussion schickt Hamann vorweg, dass es immer auch eine Lotterie sei. Da komme es auf die Nerven an, weshalb man niemandem einen Vorwurf machen könne. Doch "fragwürdig" sei es gewesen, dass Southgate mit Sancho und Rashford zwei Spieler einwechselt, "die im ganzen Turnier kaum gespielt haben".
Hamann hat für die Einwechslungen in dieser Situation wenig Verständnis: Sancho "war nicht mal auf der Bank im ersten Spiel und dann, zwei Minuten vor Ende des Turniers, muss er rein und (Southgate, Anm. d. Red) sagt: 'Junge, du bist mein Mann!' Bei Rashford war das ähnlich", so Hamann. Ihnen am Ende das Vertrauen zu geben, was sie das Turnier über nicht bekommen hatten, versteht der Ex-Liverpooler nicht.
Hamann: Warum nicht Henderson?
Warum Southgate dafür Jordan Henderson geopfert hat, der zuletzt Titel einfahren konnte und auch bei Liverpool Elfer schießt, erschließt sich dem Sky Experten nicht. Der Trainer selbst erklärte sich bereits und sagte, dass Sancho und Rashford im Training die besten Schützen der Engländer gewesen seien.
Zudem hätte Hamann Youngster Saka nicht den fünften Elfmeter schießen lassen, sondern den "zweiten, dritten oder vierten".
Ist Southgate noch der Richtige?
Wie geht es weiter für die Engländer? Kann Trainer Gareth Southgate, dessen Vertrag noch bis 2022 läuft, die "Three Lions" nochmal auf ein neues Level heben und mit ihnen eine erfolgreiche WM in Katar spielen? "Es ist eine relativ junge Mannschaft", sagt Hamann, "die Spieler werden in den nächsten 18 Monaten mit Sicherheit nicht schlechter." Doch Hamann hat Bedenken und sieht immer noch Parallelen zum WM-Halbfinale 2018 in Russland, als England unter Southgate gegen Kroatien trotz früher Führung ebenfalls aus dem Turnier ausschied.
Erneut betont der Sky Experte die "negative Spielweise", die hauptsächlich darauf ausgelegt ist, hinten sicher zu stehen. Das ging bei England nunmal zu Lasten der Offensive. Ob sich das unter Southgate noch ändert? "Das weiß ich nicht", so Hamann.
"Musst proaktiv sein"
"Der Druck wird natürlich beim nächsten Turnier nicht weniger", meint der ehemalige Nationalspieler. "Dass sie wieder zu den Favoriten gehören, steht außer Frage, weil es ein sehr talentierter Kader ist. Aber unter dem Trainer habe ich meine Zweifel, ob sie wirklich den letzten Schritt gehen können oder werden. Du musst wirklich proaktiv sein, du kannst nicht immer nur reagieren, was er (Southgate, Anm. d. Red.) auch gestern wieder gemacht hat."
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