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EURO 2020 News: Die Fehleranalyse nach dem Aus von Deutschland gegen England

Bayern-Duo als Paradebeispiel: Die Fehler des Joachim Löw

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Sky Experte mit klarer Meinung über Löw und die DFB-Elf

Es ist das bittere Ende einer Ära: Die deutsche Nationalmannschaft scheidet bei einem großen Turnier zum zweiten Mal in Folge früh aus. Daran hat auch der scheidende Bundestrainer Joachim Löw seinen Anteil.

Das DFB-Team hatte für die EM-Endrunde klare Absichten: Wiedergutmachung für die verkorkste WM 2018 betreiben und Bundestrainer Joachim Löw einen sportlich erfolgreichen und angemessenen Abschied bereiten. Beide Ziele wurden mit dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus im Klassiker gegen England (0:2) verfehlt.

Einzig beim 4:2-Sieg im zweiten Gruppenspiel gegen Portugal wusste die deutsche Mannschaft zu überzeugen, in den restlichen Partien blieb sie dagegen unter ihren Möglichkeiten und verkaufte sich unter Wert. Dabei war der Kader um die hungrige Generation der Mittzwanziger (Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry) gut zusammengestellt mit jungen talentierten Spielern wie Kai Havertz, erfahrenen Kräften wie Toni Kroos und Manuel Neuer sowie den beiden Rückkehrern Mats Hummels und Thomas Müller.

ZUM DURCHKLICKEN: Das EM-Zeugnis des DFB-Teams

  1. Manuel neuer trägt stolz die Regenbogenbinde.
    Image: MANUEL NEUER: Konnte sich bei der EM nur selten auszeichnen. Hielt das, was es zu halten gab. Leistete sich keinen großen Schnitzer. Note: 3  © DPA pa
  2. Bernd Leno
    Image: BERND LENO: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  3. Torwart: Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
    Image: KEVIN TRAPP: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  4. Platz 1: Matthias Ginter (30,8 km/h)
    Image: MATTHIAS GINTER: Startete ordentlich ins Turnier, zeigte jedoch gegen Ungarn und England größere Schwächen. Note: 4 © DPA pa
  5. Mats Hummels avanciert beim EM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (0:1) zum Pechvogel.
    Image: MATS HUMMELS: Licht und Schatten beim DFB-Rückkehrer. Erwies sich gegen England und Portugal als Fels in der Brandung, leistete sich auf der Gegenseite ein bitteres Eigentor gegen Frankreich. Auch gegen Ungarn eine durchschnittliche Leistung. Note: 3 © Imago
  6. ANTONIO RÜDIGER:
    Image: ANTONIO RÜDIGER: Wirkte nicht immer sattelfest in der Dreierkette und hatte des Öfteren Probleme im Stellungsspiel. Note: 4 © Imago
  7. Robin Gosens war mit der bisherigen Berichterstattung weniger einverstanden.
    Image: ROBIN GOSENS: Lieferte zwei Gala-Auftritte gegen Frankreich und Portugal. Konnte danach seine Leistung nicht mehr bestätigen. Enttäuschte vor allem im letzten Vorrundenspiel gegen Ungarn. Note: 3 © Imago
  8. Platz 10: Marcel Halstenberg (28,8 km/h)
    Image: MARCEL HASLTENBERG: Wurde bei der EM nur einmal als Joker gegen Portugal eingesetzt. Blieb in diesen rund 30 Minuten sehr unauffällig. Zu wenig Spielzeit für eine Turnier-Bewertung.  © DPA pa
  9. Niklas Süle.
    Image: NIKLAS SÜLE: Spielte keine Rolle unter Bundestrainer Joachim Löw und wurde lediglich im zweiten Vorrundenspiel gegen Portugal in der Schlussphase eingewechselt. Keine Bewertung.  © Imago
  10. SC FREIBURG: Christian Günter (Bild, Deutschland), Roland Sallai (Ungarn), Philipp Lienhart (Österreich)
    Image: CHRISTIAN GÜNTER: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  11. Lukas Klostermann hat sich eine nicht genauer definierte Verletzung zugezogen.
    Image: LUKAS KLOSTERMANN: Wurde bei der EM verletzungsbedingt nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  12. Robin Koch spricht über seine Rolle aus Reservist.
    Image: ROBIN KOCH: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  13. Joshua Kimmich kommt sich in seiner DFB-Rolle als Rechtsverteidiger etwas verloren vor.
    Image: JOSHUA KIMMICH: Musste bei der EM auf der etwas ungeliebten Position Rechtsverteidiger spielen. Überzeugte gegen Portugal mit viel Offensiv-Power, tat sich ansonsten schwer, Akzente zu setzen. Note: 3,5 © Imago
  14. EMRE CAN: NOTE:
    Image: EMRE CAN: Kam zu drei Kurzeinsätzen. Zu wenig für eine Turnier-Bewertung.  © Getty
  15. Platz 15: Leon Goretzka (26,8 km/h)
    Image: LEON GORETZKA: Kehrte erst gegen England in die Startelf zurück. Wurde zuvor nach überstandener Muskelverletzung zweimal eingewechselt und schoss das DFB-Team mit seinem Joker-Tor gegen Ungarn ins Achtelfinale. Note: 3  © DPA pa
  16. Gelungene Pässe bei dieser EM für Deutschland: Toni Kroos: 288
    Image: TONI KROOS: War unter Löw als Stratege im zentralen Mittelfeld gesetzt, konnte jedoch in keinem der vier Spiele so richtig überzeugen. Patzte zudem vor dem 0:1 gegen England. Note: 4  © Imago
  17. -
    Image: ILKAY GÜNDOGAN: Tauchte in seinen drei absolvierten Partien gegen Frankreich, Portugal und Ungarn größtenteils unter und erwies sich nicht als Impulsgeber. Note: 4,5 © Getty
  18. Jüngster Spieler Deutschland: Jamal Musiala. 18 Jahre (26. Februar 2003)
    Image: JAMAL MUSIALA: Kam lediglich auf neun Einsatzminuten. Ließ jedoch gegen Ungarn seine ganze Klasse aufblitzen, als er den entscheidenden Treffer zum 2:2 einleitete. Dennoch zu wenig für eine Turnier-Bewertung.  © Imago
  19. Thomas Müller wartet noch auf sein ersten Tor bei einer Europameisterschaft.
    Image: THOMAS MÜLLER: Als Antreiber und Ideengeber wertvoll, auch der Einsatz stimmte. Wusste gegen Portugal zu überzeugen, ansonsten fehlte auch ihm die Durchschlagskraft. Vergab gegen England eine Mega-Chance zum Ausgleich. Note: 4 © Imago
  20. KAI HAVERTZ: NOTE.
    Image: KAI HAVERTZ: Mit der auffälligste DFB-Akteur in der Offensive. Erzielte zwei Tore und bestach mit guten Läufen in die gegnerischen Strafräume. Enttäuschte nur im ersten Spiel gegen Frankreich. Note: 3 © Getty
  21. Sane konnte im Spiel gegen Ungarn nicht die nötigen Impulse setzen.
    Image: LEROY SANE: Wirkte wie ein Fremdkörper. Erlebte gegen Ungarn in seinem einzigen Spiel von Anfang an einen miserablen Abend (Note: 6) und konnte auch als Joker nicht glänzen. Zu wenig für einen Spieler seiner Klasse. Note: 5
  22. ANGRIFF: SERGE GNABRY -
    Image: SERGE GNABRY: Auch er enttäuschte bei der EM. Zeigte einen guten Auftritt gegen Portugal, blieb ansonsten deutlich hinter den Erwartungen zurück. Note: 4 © Imago
  23. Timo Werner
    Image: TIMO WERNER: Erhielt lediglich gegen England seine Chance in der Startelf, wusste diese aber nicht zu nutzen. Auch als Joker ließ er jegliche Durchschlagskraft und Kreativität im Offensivspiel vermissen. Note: 4,5 © Getty
  24. Kevin Volland.
    Image: KEVIN VOLLAND: Wurde sowohl gegen Frankreich als auch gegen Ungarn in den letzten Minuten als Brecher reingeworfen. Zu wenig für eine Turnier-Bewertung.  © Imago
  25. Neuhaus bringt das DFB-Team in Führung
    Image: FLORIAN NEUHAUS: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago
  26. Jonas Hofmann laboriert an einer Knieverletzung.
    Image: JONAS HOFMANN: Wurde bei der EM nicht eingesetzt, daher keine Bewertung.  © Imago

Löws Sturheit wird Deutschland zum Verhängnis

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die beiden Außenverteidiger-Positionen sind seit Jahren neuralgische Problemzonen, dazu kommt das Mittelstürmer-Vakuum. Defizite, die sich auch in der Zukunft nicht so schnell beheben lassen, die man Löw aber nicht ankreiden kann. Vielmehr stehen hier die Bundesliga-Vereine in der Verantwortung.

Dennoch muss sich der Weltmeister-Trainer die Frage gefallen lassen: Warum hat diese Mannschaft ihr definitiv vorhandenes Potenzial bei dem Turnier nur so spärlich ausgeschöpft? Genau da kommt Löws Sturheit ins Spiel. Um der Abwehr mehr Kompaktheit zu verleihen (was auch nicht gelang), setzte er auf eine Dreierkette. Hartnäckig hielt er an seinem System fest, obwohl der Spielaufbau darunter litt. Die DFB-Elf agierte oftmals zu langsam, zu behäbig und zu wenig inspirierend.

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ky Experte Lothar Matthäus mit Kritik an der Taktik

Die Idee mit der Dreierkette schlug auch deshalb fehl, "weil er Spieler auf Positionen einsetzte, die sich dort nicht wohlfühlen", analysiert Sky Experte Lothar Matthäus. Löw hat die Spieler in ein System gepresst, aber nicht nach ihren Stärken aufgestellt.

"Ich glaube nicht, dass die Mannschaft das spielen wollte, was Löw vorgegeben hat", glaubt der 60-Jährige, "sie musste es aber spielen. Und wenn ich als Spieler etwas spielen muss, was ich eigentlich nicht will, dann kann ich nicht mein ganzes Potenzial abrufen."

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Kimmich und Müller als Paradebeispiele

Beispiel Joshua Kimmich: Nach der WM 2018 zog Löw den Bayern-Star ins Zentrum. Ein cleverer Schachzug, denn dort kann der 26-Jährige am besten seine Persönlichkeit einbringen. Kimmich entwickelte sich zur lautstarken Kommandozentrale und agierte als Ballverteiler im Mittelfeld, nur um dann kurz vor dem Turnier wieder auf die ungeliebte rechte Seite rücken zu müssen. Dabei hätte in einer Viererkette auch ein Matthias Ginter diesen Part - wenn auch deutlich defensiver - einnehmen können.

Beispiel Thomas Müller: Der Rückkehrer fungierte zwar auch im DFB-Dress als spielender Co-Trainer, hatte aber sichtbar Probleme, seine ideale Rolle auf dem Platz finden, die ihn im Verein in den vergangenen beiden Jahren so stark gemacht hat. Mal agierte er in vorderster Front als Stürmer, mal auf dem Flügel, mal als hängende Spitze. Die Automatismen haben schlichtweg gefehlt. Ein früheres Comeback bei den Länderspielen im Frühjahr hätte beim Einspielen womöglich geholfen - oder eine andere Zusammensetzung des Mittelfelds.

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Sky Experte Lothar Matthäus über die Position von Joshua Kimmich

In diesem Bereich hätte Matthäus auf das Bayern-Dreieck bestehend aus Kimmich, Goretzka und Müller gesetzt - auch auf Kosten eines Toni Kroos. "Die kennen die Wege und Abläufe in- und auswendig, aber da wir vorne mit einem Spieler weniger gespielt haben, waren das nicht die Abläufe, die die Bayern-Spieler seit Jahren gewohnt sind", führt der deutsche Rekordnationalspieler aus.

Diese Fehler muss sich Löw ankreiden lassen

Einen Vorwurf richtet Matthäus in diesem Zusammenhang aber auch an die Mannschaft: "Sie sind erfahren und erfolgreich genug, um auf den Trainer zuzugehen und das Gespräch mit ihm zu suchen." Dieser Vorgang blieb offensichtlich aus, doch das enttäuschende Abschneiden ist nicht nur an Löws Sturheit festzumachen. Die Ursachen dafür sind multifaktoriell bedingt.

Der 61-Jährige hat es in seiner Ägide nicht geschafft, ideale Positionen für Leroy Sane und llkay Gündogan zu finden. Das Duo konnte im Nationalmannschafts-Trikot nur ganz selten seine Stärken entfalten. Bei den - vor allem in Turnieren - so wichtigen Standards strahlt das DFB-Team seit Jahren so viel Gefahr aus wie ein zahnloser Tiger. Und auch beim In-Game-Coaching hat der Weltmeister-Trainer Fehler gemacht.

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Sky Experte Lothar Matthäus über die Fehler von Bundestrainer Joachim Löw

Frühes EM-Aus als Spiegelbild

Sei es im Spiel gegen Ungarn, als er direkt nach dem Treffer zum 1:1 mit einem Doppelwechsel für reichlich Unordnung sorgte und das Weiterkommen riskierte oder gegen England, als er nach dem Rückstand mit der Einwechslung von Emre Can irritierte und den gegen Ungarn so belebenden Jamal Musiala erst in der Nachspielzeit beim Stand von 0:2 brachte.

Keine Frage: Joachim Löw hat Fußball-Deutschland in seiner Amtszeit viele begeisternde Momente beschert und zählt zu den größten sowie erfolgreichsten Trainer. Allerdings ist das Abschneiden bei der EM ein Spiegelbild der vergangenen drei Jahre, in denen viele Fehler begangen wurden.

Der Weltmeister von 2014 hat sich nach dem Desaster von Russland zu wenig weiterentwickelt und befindet sich derzeit im Mittelmaß. Und daran hat Löw einen erheblichen Anteil.

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