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Fan-Freundschaft des FC Bayern München und VfL Bochum begann in der Kneipe

VfL-Fanbeauftragter Dirk Michalowski im Interview

Die Fans des FC Bayern mit einer Huldigung für den VfL Bochum.
Image: Die Fans des FC Bayern mit einer Huldigung für die Ultraszene des VfL Bochum.  © Getty

Am Dienstagabend muss die Fan-Freundschaft zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München für mindestens 90 Minuten ruhen, wenn die beiden Vereine im DFB-Pokal aufeinandertreffen (ab 19:45 live auf Sky Sport 3 HD). Wir haben vor dem Duell mit Dirk Michalowski, dem Fanbeauftragen der Bochumer, gesprochen.

Der 48-Jährige ist seit 22 Jahren in diesem Amt tätig und erklärt gegenüber Sky Sport, wie die Verbindung entstanden ist und warum es zwischendurch kriselte.

skysport.de: Herr Michalowski, wie ist die Fan-Freundschaft zwischen Bayern und Bochum entstanden?

Dirk Michalowski: 1973 gab es einen besonderen Vorfall. Wir haben gegen Bayern München gespielt und nach dem Spiel wurden Bayern-Fans von Bochumern angegriffen. Der Fanclub "Bochumer Jungen", den es heute immer noch gibt, ist daraufhin dazwischen gegangen und hat die Bayern-Fans beschützt. Zusammen ging es dann in die Kneipe "Gaststätte Beckporte" und es wurden ein paar Bierchen getrunken. Als Dank dafür durften die Bochum-Fans beim Rückspiel mit einem Banner über die Tartanbahn im Münchner Olympiastadion gehen. So hat das alles angefangen.

skysport.de: Wie hat sich die Freundschaft entwickelt?

Michalowski: Die große Zeit war Mitte/Ende der 80er-Jahre. Da hatte fast jeder aktive Fanclub des VfL auch einen befreundeten Fanclub bei den Bayern. Ich komme selbst auch aus der aktiven Fanszene und habe im Zuge dessen auch zwei, drei gute Freunde gefunden. Nach dieser Hoch-Zeit kühlte das Ganze Mitte der 90er allerdings etwas ab. Wieso das passiert ist, weiß keiner so genau. Da gibt es verschiedene Ansätze. Manch einer sagte, man hätte sich mit der Zeit auseinandergelebt. Andere sprachen davon, dass die Bayern uns Bochumer so etwas belächeln. Zu dem Zeitpunkt dachte ich schon, die Fanfreundschaft wäre durch.

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skysport.de: Ging es dann wieder bergauf und wie intensiv wird die Fan-Freundschaft heute gepflegt?

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Michalowski: Mit dem Boom der Ultrabewegung kam das Ganze wieder etwas ins Rollen. Durch ein zufälliges Treffen mit der Münchner Schickeria kam der Kontakt wieder zustande und wird bis heute gepflegt. Vor zwei Wochen hatten die Ultras ihre 20-jährige Jubiläumsfeier und da kamen dann auch mal eben zwei, drei Busse voll mit Fans aus München angerollt und haben mit uns mitgefeiert.

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skysport.de: Gibt es eine Anekdote, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Michalowski: Also besonders gerne erinnere ich mich ja immer an die Siege gegen Bayern. Gerade die Mitte der 80er-Jahre waren eine tolle Zeit. Da ging es nach den Duellen zusammen in die Kneipe. Dann wurde immer gesagt, um 21 Uhr geht der Zug zurück, da müssen wir dann los. Es blieb dann auch bei neun Uhr, aber erst am nächsten Morgen, weil es so schön war und man sich eben verquatscht hat.

skysport.de: Wie sehr hat Sie der Gruß der Bayern-Ultras in Form einer Choreo vor dem Spiel gegen Union Berlin gefreut?

Michalowski: Sowas freut mich immer. Das hat mich auch für unsere Ultra-Gruppierung sehr gefreut. Es ist ein schönes Zeichen und man muss ja auch sagen, es ist für den VfL immer ganz gut, weil das ja auch viele Leute sehen.

Wir wissen ja alle, dass der Leon ein Bochumer Junge ist.
Michalowski über Leon Goretzka

skysport.de: Neben der Verbindung zwischen Bochum und Bayern: Gibt es andere Fan-Freundschaften, die Sie favorisieren?

Michalowski: Grundsätzlich weiß ich ja, dass Schalke und Nürnberg eine Fan-Freundschaft haben. Die verläuft von der Aktivität so etwas parallel zu unserer. Allerdings muss man sagen, dass die es etwas leichter haben, da man im letzten Jahrzehnt auch häufig in der Liga aufeinandergetroffen ist. Zwischen Bayern und Bochum ist das nicht der Fall. Da muss man schon auf so eine Pokal-Partie hoffen. In Ansätzen herrscht auch noch zwischen dem MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt eine Fan-Freundschaft, soweit ich weiß. Nach dem Boom in den 80er-Jahren sind leider einige Freundschaften auseinandergegangen. Ich finde es aber sehr schön, dass es das vereinzelt noch gibt.

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skysport.de: Wie groß ist die Vorfreude, mal wieder Leon Goretzka im Bochumer Stadion spielen zu sehen?

Michalowski: Wir freuen uns ja immer. Wir wissen ja alle, dass der Leon ein Bochumer Junge ist. Der wird dementsprechend immer positiv erwähnt. Hermann Gerland (war jahrelang Co-Trainer bei den Bayern und ist jetzt Leiter der Nachwuchsabteilung; Anm. d. Red.) hat ja das Gleiche viele Jahre zuvor gemacht. Der ist eine Institution hier in Bochum und hat uns da immer gut vertreten. Es gibt also durchaus ein paar Verbindungen zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München.

skysport.de: Und kommt es zur Pokal-Sensation?

Michalowski: Die Vereine sind leider gefühlt meilenweit auseinander. Es gibt zwar immer eigene Gesetze im Pokal und man hofft auch als Fan, aber man muss natürlich die Qualität der Bayern sehen. Vielleicht ist aber das Glück ja auf unserer Seite.

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