Favre beginnt BVB-Mission mit klarem Plan: So will er spielen
Dortmund stellt neuen Trainer vor
09.07.2018 | 11:20 Uhr
Mit der Vorstellung von Lucien Favre ist der Neustart bei Borussia Dortmund eingeleitet. Der Schweizer erklärt, wie er den BVB in Zukunft spielen lassen will, und plädiert für Geduld. Boss Hans-Joachim Watzke spricht zudem über die Zielsetzung.
Alle Kameras auf Lucien Favre - so hätte es eigentlich schon im vergangenen Sommer sein sollen. "Nizza hat damals aber keine Freigabe erteilt", offenbarte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Im zweiten Anlauf hat es nun aber geklappt und die Erwartungen an den Taktik-Fachmann sind groß.
"Seine Mannschaften hatten immer eine klare Struktur, eine klare Spielphilosophie und eine sehr gute Balance zwischen Defensive und Offensive. Er arbeitet gern mit jungen Spielern zusammen und entwickelt sie", sparte Sportdirektor Michael Zorc nicht mit Vorschusslorbeeren.
Nach einem Jahr der Orientierungslosigkeit soll Favre den Champions-League-Teilnehmer wieder in die richtigen Bahnen lenken. Zu unausgewogen und labil agierte der BVB unter Peter Bosz, zu bieder und langsam unter Peter Stöger. Favre soll den Schwarz-Gelben wieder eine Spielphilosophie einimpfen, mit der sich auch die Fans identifizieren können.
Mischung aus Ballbesitz- und Konterfußball
"Es ist eine große Herausforderung", sagte der 60-Jährige auf der rund 20-minütigen Pressekonferenz. Bei seinem ersten Auftritt präsentierte er sich höflich und zurückhaltend, fast schon scheu. Erst bei der Frage nach dem künftigen Spielsystem kam der hoch angesehene Trainer richtig ins Reden.
"Wir wollen intelligent spielen und beherrschen, dass wir sehr, sehr hoch spielen", erläuterte Favre. Schnell war ihm anzumerken, dass er nun in seinem Element war. Dabei machte er deutlich, dass "hoher Ballbesitz" allein nicht reichen wird.
"Wir müssen auch kontern, das ist wichtig. Eine Mannschaft, die nicht kontern kann, ist keine große Mannschaft", stellte er klar. Schließlich hat die WM gelehrt, dass reiner Ballbesitzfußball nicht mehr zwingend zum Erfolg führt. Es braucht alternative Lösungen. Daran will Favre ab Montag mit seiner neuen Mannschaft arbeiten. Dann beginnt die Vorbereitung.
Neustart braucht Zeit
"Bis wir das alles beherrschen, werden wir Zeit brauchen", mahnte der Schweizer. Zumal neben Taktik und spielerischen Elementen es auch darum geht, Werte wie Disziplin und Regeln wieder in den Vordergrund zu rücken. Das machte Sebastian Kehl bei seiner Vorstellung als Leiter der Lizenzspielerabteilung klar: "Wir erwarten von den Spielern, dass sie den Neustart wahrnehmen und sich an die eigene Nase fassen."
Dass das alles nicht von heute auf morgen realisierbar ist, dessen sind sich Watzke und Co. bewusst. "Ein Neustart braucht eine realistische Erwartungshaltung und ein bisschen Geduld", erklärte der Geschäftsführer und weiter: "Wir haben keine Titelträume, arbeiten aber hoch ambitioniert."
Das erklärte Ziel ist die Qualifikation für die Champions League. Im Idealfall mit einer klaren Spielidee, ansehnlichem Fußball und Spielern, die sich mit dem Verein identifizieren.