Davies: Diese Rolle macht ihm bei Bayern am meisten Spaß
28.04.2020 | 18:44 Uhr
Alphonso Davies stieg bei Bayern München in Rekordzeit zum Shootingstar auf - und blieb doch ein "good boy", wie er es einst seiner Mutter Victoria versprochen hatte. Was seine Position auf dem Feld betrifft, hat er klare Vorstellungen.
Alphonso Davies hat seine Wurzeln nicht vergessen. "Es wäre eine Katastrophe", sollte sich das Coronavirus in einem der vielen Flüchtlingscamps ausbreiten, sagt der Shootingstar von Bayern München in einem Videocall am Dienstag.
Davies weiß, wovon er spricht: Der Sohn liberianischer Eltern kam in einem solchen Lager in Ghana zur Welt. Erst als Fünfjähriger zog er mit seiner Familie nach Kanada, wo sein Aufstieg zum umschwärmten Fußballstar begann.
Ermöglicht hatte ihm diesen Schritt damals das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR), für das Davies am vergangenen Samstag virtuell kickte. Das Konsolen-Duell mit Torwart Asmir Begovic (AC Mailand), der als kleiner Junge aus Bosnien nach Deutschland geflohen war, habe "wirklich Spaß gemacht", berichtet Davies, "obwohl er mehr Spiele gewonnen hat". Doch es ging ohnehin um etwas anderes als Zeitvertreib.
Sie wollten auf das Schicksal der weltweit 70 Millionen Flüchtlinge aufmerksam machen, sagt Davies: "Wir wollten Geld sammeln, um ihnen zu helfen, Wasser und Essen zu organisieren." Das UNHCR habe vor Jahren ihn unterstützt, jetzt sei es an der Zeit gewesen, etwas zurückzugeben. "Ich wollte dafür meine Reichweite nutzen."
Und die ist beträchtlich. Davies trifft mit seiner unbekümmerten, sympathischen Art über Social Media den Nerv von Millionen. Er bringt die Fans mit seiner Imitation der Backstreet Boys zum Lachen, genau wie mit verzweifelten Versuchen, das Wort "Schiedsrichter" unfallfrei auszusprechen.
Nach der Karriere könne er sich einen Wechsel ins Schauspielfach vorstellen, sagt er, "ich liebe es zu unterhalten". Noch aber hat er auf dem Platz genug vor. Der kanadische Nationalspieler hat seinen Vertrag gerade bis 2025 verlängert.
"Alphonso ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken", sagte Sportchef Hasan Salihamidzic über den Youngster, den er selbst für den Klub gewann, "er ist von 0 auf 100 durchgestartet".
Was seine Rolle auf dem Platz angeht, hat Davies eine Wandlung hinter sich. "Ich kam als Flügelspieler und bin jetzt Linksverteidiger", erzählt er. Der pfeilschnelle Profi kann sich durchaus vorstellen, seine Position auch in der Zukunft in seiner typischen Art auszufüllen. "Ich mag sie sehr gern und sie macht mir viel Spaß. Das wird sich so schnell nicht ändern", betont er.
Davies selbst meint, er sei "stolz" auf das Erreichte, sein märchenhafter Aufstieg sei aber nur innerhalb dieses fantastischen Teams möglich gewesen. Allem Anschein nach ist er dabei, ganz nach dem Wunsch von Mutter Victoria, er selbst geblieben. Die Frau Mama entließ ihn einst nur nach München, nachdem er versprochen hatte, stets ein "good boy" zu sein.
Ist er das? "Ich denke, ja", sagt Davies und lächelt verschmitzt. Seine Mutter habe ihn vor Ärger bewahren wollen, "sie hat mir Werte mitgegeben wie etwa jeden zu respektieren, den ich kennenlerne - egal, was kommt".
Das klingt sehr erwachsen, und Davies sagt, er sei "gerne" Vorbild für Millionen Kids. Doch er hat auch Seiten, die an einen ganz normalen 19-Jährigen erinnern. In seiner Freizeit zocke er Videospiele oder schaue Cartoons "wie jeder Teenager", sagt er. Und sonst? Hauptsächlich lerne er Deutsch: "Mein Lehrer sagt, ich mache gute Fortschritte." Auch auf Bayerisch? "I bin's, da Phonzie", sagt Davies und lacht.