Tor-Balsam gegen den Frust: Pavard stellt Nagelsmann vor Probleme
02.11.2022 | 20:56 Uhr
Benjamin Pavard setzt mit seiner starken Leistung gegen Inter ein Statement in eigener Sache. Seine Zukunft innerhalb der Bayern-Mannschaft ist jedoch mehr als unklar.
Eigentlich kennt man diesen Jubel von seinem französischen Nationalmannschaftskollegen Paul Pogba. Nach seinem Kopfballtor gegen Inter Mailand zelebrierte aber auch Benjamin Pavard den berühmten Dab-Jubel.
Ganz offensichtlich eine Hommage an den Rapper Takeoff, der in der Nacht zum Dienstag erschossen wurde und den Dab-Move als Teil des Rap-Trios Migos weltweit bekannt gemacht hatte.
Pavards zweiter Gedanke nach seinem Treffer galt Dino Toppmöller. Nachdem ihn die Teamkollegen zu seinem Tor beglückwünscht hatten, lief der Verteidiger über das halbe Feld und umarmte den Co-Trainer.
Mit dem fließend französisch sprechenden Coach unterhält sich Pavard regelmäßig. Auch sprachlich bedingt scheint das Verhältnis zu Toppmöller besser zu sein als das zu Cheftrainer Julian Nagelsmann.
Das wurde am vergangenen Wochenende deutlich, als Pavard aus seinem Frust über die für ihn überraschende Reservistenrolle keinen Hehl machte.
Nachdem er schon im Champions-League-Spiel gegen Barcelona mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen musste, blieb der Abwehrspieler auch in der Bundesliga gegen Mainz zunächst draußen.
Nach Sky Informationen kam das für ihn überraschend, die Entscheidung soll ihm von Nagelsmann auch nicht schlüssig erklärt worden sein. Zumal er gegen Barca nach seiner Einwechslung sogar noch ein Tor erzielte
"Nous (Mazraoui, d. Red.) hat gegen Barcelona gut gespielt. Gegen aggressive Teams ist er sehr ruhig am Ball. Wir wollten Benji auch als Option für die Innenverteidigung haben, weil Lucas (Hernandez, d. Red.) raus ist", erklärte Nagelsmann nach dem Mainz-Spiel seine Entscheidung für Noussair Mazraoui und gegen Pavard.
Weil sich Matthijs de Ligt eine Bänderdehnung zuzog, kam Pavard in der Halbzeit gegen Mainz in die Partie und spielte gegen Inter von Beginn an in der Innenverteidigung - dort, wo er sich selbst eigentlich am liebsten sieht.
Mit der starken Leistung in der Abwehrzentrale beim 2:0-Sieg setzte Pavard ein Statement in eigener Sache, nachdem er selbst für zusätzliche Unruhe um seine Person gesorgt hatte.
Wegen Alkohol am Steuer musste der 26-Jährige vor einigen Wochen seinen Führerschein abgeben. Vom FC Bayern kassierte er dafür eine Geldstrafe. Wie die Bild berichtete, lag diese im hohen fünfstelligen Bereich.
"Der Verein hat richtig reagiert, Benji hat richtig reagiert, er hat seinen Fehler eingesehen. Damit sollte man es aber auch auf sich beruhen lassen", bestätigte Nagelsmann nach dem Sieg gegen Inter die Strafe für Pavard und lobte im gleichen Atemzug den Verteidiger: "Ich freue mich, dass er an keinem ganz leichten Tag ein wichtiges Tor gemacht hat."
Auch Salihamidzic war von Pavards Leistung begeistert: "Der Benji hat ein überragendes Spiel gemacht. Heute hat er gezeigt, was er für ein Spieler ist und hat es souverän runtergespielt."
Spätestens in der Rückrunde, wenn Lucas Hernandez und de Ligt wieder fit sind, hat Nagelsmann nun ein Luxusproblem. Denn auch Dayot Upamecano überzeugt in dieser Saison mit konstanten Leistungen.
Aber nicht nur Nagelsmann muss sich Gedanken machen, sondern auch Salihamidzic.
Pavards Vertrag läuft im Sommer 2024 aus. Bereits im vergangenen Transferfenster gehörte der Franzose zu den Verkaufskandidaten. Ein Angebot von Manchester United lehnte Pavard nach Sky Informationen ab. Er wollte sich bei den Bayern durchsetzen.
Zunächst schien er auf rechts gegen Mazraoui auch die Nase vorn zu haben, er profitierte zu Saisonbeginn von Fitnessproblemen des Marokkaners.
"Es ist ein gesunder Wettkampf zwischen uns. Dadurch holen wir beide das Beste aus uns raus, das ist gut für uns. Aktuell kann man nicht sagen, dass einer von uns dieses Duell gewonnen hat. Es ist wichtig, dass wir uns stetig verbessern und diesen Konkurrenzkampf in der Mannschaft haben", sagte Pavard zuletzt zu diesem Duell.
Geht es nach dem früheren Schalker Sportdirektor Horst Heldt, dürfte es dieses Duell gar nicht geben.
"Pavard müsste eigentlich gesetzt sein auf rechts", sagte Heldt am Dienstagabend bei Sky Corner. "Das ist ein absolut, solider Spieler, den man in so einer Mannschaft braucht. Er macht seinen Job und macht darüber hinaus auch Tore."