Bankdrücker statt Stammspieler: Deswegen spielt Cancelo nicht
06.03.2023 | 12:32 Uhr
Er wollte unbedingt im Winter Manchester City verlassen, um spielen zu können, doch jetzt sitzt Joao Cancelo auch beim FC Bayern auf der Bank. Nach großer Anfangseuphorie hängt über der Personalie Cancelo nun ein großes Fragezeichen.
Nach einem Einstand nach Maß im DFB-Pokal war die Freude bei den Münchnern über ihren Wintertransfer-Coup groß. Auch Trainer Julian Nagelsmann schwärmte nach dem 4:0-Sieg bei Mainz 05 vom Portugiesen.
Doch rund vier Wochen später hat sich die Lage geändert, Cancelo ist mit seiner Situation nicht zufrieden. Nach Startelfeinsätzen in der Liga gegen Wolfsburg, Bochum und Gladbach wurde er gegen Union Berlin nur kurz vor Schluss eingewechselt, am vergangenen Samstag kam er beim 2:1-Auswärtssieg gegen den VfB Stuttgart überhaupt nicht zum Zuge.
"Ich verstehe es nicht", sagte Sky Experte Didi Hamann am Sonntag bei Sky90. "Wenn er - bei allem Respekt vor dem VfB - gegen Stuttgart nicht spielen kann, wie soll der dann gegen Paris, Liverpool oder Real Madrid spielen?"
In Stuttgart setzte Nagelsmann auf ein variables 3-2-3-2-System: "Mit der Viererkette hat Cancelo funktioniert, mit der Dreierkette eher weniger", analysiert Sky Reporter Uli Köhler die aktuelle Situation des 28-Jährigen. Eine "sinnvolle Verstärkung" nannte Nagelsmann den Transfer von Cancelo nach seinem Einstand in Mainz Anfang Februar, gerade "weil er verschiedene Positionen spielen kann."
Diese Variabilität, egal ob Dreier- oder Viererkette, egal ob auf der rechten oder linken Seite: Cancelo schien ein perfektes Puzzlestück für gleich mehrere Problemfelder zu sein. Doch Wochen danach funktionierte der Portugiese im System mit 3er-Kette nicht: "Joao hat fast nie Dreierkette gespielt - mit Ball - bei Manchester City", rechtfertigte Nagelsmann nach dem Spiel in Stuttgart beim Kicker seine Entscheidung. "Dementsprechend auch noch nie Halbverteidiger im Aufbau. Und wir spielen derzeit keine Viererkette im Aufbau", erklärt der Bayern-Trainer weiter.
Cancelo sei zwar formal ein Abwehrspieler, "aber eigentlich ist er ein Aufbauspieler - und da sind die Bayern gut besetzt", konstatiert Köhler. "In der Dreierkette brauchst du hinten einen, der auch richtig dicht machen kann. Das ist er nicht."
Die defensive Rolle, die Josip Stanisic in Stuttgart ausfüllte und die er höchstwahrscheinlich auch gegen Paris Saint-Germain einnehmen wird, kommt Cancelo nicht gelegen. Als Aufbauspieler kann er eher als Außenverteidiger glänzen, in Paris im Hinspiel blieb er allerdings als eben jener "Halbverteidiger im Aufbau" auf der rechten Seite blass und wurde zur Halbzeit für Alphonso Davies ausgewechselt.
Der Kanadier ist auf der linken Seite wieder gesetzt, genau wie der formstarke Kingsley Coman einen Platz in Nagelsmanns Startelf sicher hat. Es ist also kein Platz für Cancelo.
Zumal der Bayern-Coach jüngst Thomas Müller eine Startelfgarantie auch für das kommende Spiel gegen PSG ausgesprochen hat. Mit Müller, Musiala und Eric Maxim Choupo-Moting in der Offensive, einem momentan unantastbaren Coman und einem gesetzten Davies bleibt im aktuellen System von Nagelsmann nur die Rolle als Reservist hinter Stanisic, der defensiv stabiler steht und seine Sache auch im Training gut macht.
Hamann hingegen würde Cancelo den Vorzug geben: "Wenn ich so einen Spieler hole, dann muss er auch spielen. Ich kann doch nicht so einen Spieler holen und dann Stanisic vor ihn setzen."
Wie lange muss sich der Portugiese noch gedulden? "Ich bin sicher, es wird auch wieder Auftritte geben, wo die Bayern mit einer Viererkette antreten, da wird Cancelo mit Sicherheit dabei sein", meint Köhler.
Bis dahin muss sich Cancelo mit seiner Reservisten-Rolle zufriedengeben und versuchen, sich auch als Option im aktuellen Spielsystem anzubieten. Gegen PSG droht ihm am Mittwoch einmal mehr der Platz auf der Bank.
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