Tuchel setzt im Titel-Endspurt auf Stammelf: Das sind die Schlüsselduelle
13.05.2023 | 12:28 Uhr
Thomas Tuchel setzt im Fernduell mit Borussia Dortmund um die deutsche Meisterschaft auf eine Stammelf. Das kündigte der Bayern-Coach auf einer Pressekonferenz am Freitag an. Welche Stars kämpfen dabei um einen Platz in der Startelf? Die internen Schlüsselduelle in der Übersicht.
Schalke, Leipzig und Köln.
Tabellenführer Bayern München hat mit drei Siegen im Bundesliga-Endspurt den Gewinn der elften deutschen Meisterschaft in Serie in der eigenen Hand. Für das große Ziel Titelgewinn erklärte Tuchel vor dem Schalke-Spiel (15.30 Uhr LIVE & EXKLUSIV bei Sky), dass er dem Erfolg alles unterordnet und gab dabei auch einen deutlichen Einblick in seine personellen Überlegungen.
"Es geht darum, die Elf zu finden, die harmoniert, die auf den Gegner passt. Jeder, der von der Bank kommt, muss dann die Energie mitbringen, damit wir unser Ziel, die Meisterschaft, erreichen. Es geht jetzt auch nicht mehr darum, Minuten zu verteilen oder jemanden zufriedenzustellen. Jetzt ist Ende der Saison, jeder muss das nehmen, was er bekommt. Der Fokus ist jetzt total verschärft auf diese drei Spiele", machte der 49-Jährige klar.
Während Eric Maxim Choupo-Moting, Josip Stanisic sowie Alphonso Davies weiter ausfallen, kehren Leon Goretzka und Dayot Upamecano zurück. Doch auch die beiden bisherigen Stammspieler haben bei Tuchel keinen Freifahrtschein: "Es geht jetzt nur noch zusammen. Jeder muss seine persönliche Situation jetzt hinten anstellen, seine persönlichen Wünsche." Bei den Münchnern gibt es einige interne Positionskämpfe vor den finalen Spielen.
Seit Tuchel das Ruder von Julian Nagelsmann Ende März übernommen hat, hat der FCB von neun Partien vier gewonnen (bei zwei Remis sowie drei Niederlagen). Leroy Sane absolvierte in diesem Zeitraum alle neun Spiele und stand dabei sechsmal in der Startelf (1 Tor, 1 Vorlage). Gegenüber Sadio Mane hat der deutsche Nationalspieler vor allem in den großen Spielen immer von Tuchel den Vorzug bekommen.
Bei den beiden Viertelfinalduellen in der Champions League gegen Manchester City, in der Liga gegen den BVB sowie im Pokal-Viertelfinale gegen den SC Freiburg stand Sane immer in der Startelf, Mane saß in allen vier Partien zunächst nur auf der Bank. Bei den restlichen Spielen stand der Senegalese bis auf das Duell mit der TSG 1899 Hoffenheim, für das er aufgrund seiner internen Auseinandersetzung mit Sane suspendiert wurde, jeweils in der Anfangsformation (1 Tor).
Dabei waren bei Mane nach vielen enttäuschenden Leistungen zuletzt Fortschritte zuerkennen, wenn der ehemalige Liverpool-Star auf der Außenbahn ran durfte. "Bei Sadio warten wir alle auf den Durchbruch, bis der Knoten platzt. Er wirkt auf mich, als wäre er kurz davor", betonte Tuchel. Mane stand in den vergangenen drei Partien jeweils in Tuchels Startelf, Sane hingegen kam dreimal von der Bank.
Wie auch bei Vorgänger Nagelsmann ist Goretzka auch unter Tuchel in der Mittelfeldzentrale gesetzt. Tuchel schickte Goretzka bei acht Einsätzen siebenmal von Beginn an aufs Feld. Lediglich beim Ligaspiel in Freiburg, wo Tuchel auf ein 4-1-4-1-System umstellte und auf den zentralen Positionen auf Joshua Kimmich auf der Sechs sowie Jamal Musiala und Thomas Müller davor setzte, war kein Platz in der Startelf für Goretzka.
Beim jüngsten Bundesligaspiel in Bremen fehlte Goretzka gelbgesperrt und Ryan Gravenberch kam zu seinem Startelf-Debüt unter Tuchel. Für seine Leistung bekam der Niederländer ein Sonderlob vom Trainer: "Er hat es gut gemacht - und lange auf seine Chance gewartet. Er ist fleißig, ballsicher und schleppt den Ball gut durch das Mittelfeld", schwärmte Tuchel.
Durch seinen starken Auftritt darf sich Gravenberch durchaus Hoffnung auf einen weiteren Startelfeinsatz gegen Schalke machen. Allerdings vertraute Tuchel in allen wichtigen Partien von Beginn an auf den Goretzka, Gravenberch bekam gegen den BVB lediglich vier Minuten - und saß zweimal gegen City sowie beim Pokal-Aus gegen Freiburg sogar jeweils 90 Minuten komplett auf der Bank.
In der offensiven Zentrale streiten sich drei Spieler um zwei Positionen. Choupo-Moting ist weiterhin nicht fit, die Mittelstürmer-Position daher weiter vakant. Zuletzt vertraute Tuchel dort auf Serge Gnabry, der in Bremen und auch zuvor gegen Hertha BSC knipste. Fünfmal setzte Tuchel bislang von Anfang an auf Gnabry, der zuletzt zweimal über die vollen 90 Minuten ran durfte. Allerdings war der 27-Jährige in den wichtigen Partien oft nur Ersatz.
Als Gnabry-Alternative in vorderster Front hätte Tuchel zudem Thomas Müller in der Hinterhand. Der Bayern-Coach nahm vor dem Saisonendspurt betont die Brisanz aus den brodelnden Gerüchten rund um einen möglichen Sommerabschied der Vereinsikone und stärkte Müller den Rücken. Unter Tuchel stand der Routinier fünfmal in der Startelf und wurde viermal eingewechselt (2 Tore). In beiden City-Spielen war Müller aber nur Joker.
"Jedes Spiel ist ein Thomas-Müller-Spiel - außer die beiden Spiele gegen Manchester City. Zu der ganzen Thematik gehört natürlich auch, dass Thomas zweimal im Training gefehlt hat. Aber er ist bereit für Schalke", machte Tuchel klar und ließ zwischen den Zeilen durchblicken, dass der Weltmeister von 2014 durchaus gute Chancen auf einen Platz in der ersten Elf hat - womöglich in der Sturmspitze.
Aber Müller könnte auch seine etatmäßige Position als hängende Spitze bekleiden. Dafür müsste dort dann Jamal Musiala weichen. Anders als Müller hatte der 20-Jährige zweimal gegen City eine zentrale Rolle in Tuchels Überlegungen eingenommen. Dafür allerdings im Gegensatz zu Müller gegen den BVB und im Pokal gegen Freiburg nur eine kleine. Insgesamt stand Musiala unter Tuchel sechsmal in der Startelf und wurde dreimal eingewechselt (2 Vorlagen).
Sollte sich Tuchel für Müller als hängende Spitze entscheiden, könnte Musiala auch statt Goretzka und Gravenberch eine Position weiter hinten auflaufen. Sollte Müller in vorderster Front den Vorzug vor Gnabry erhalten, könnte der 27-Jährige auch auf die Flügelpositionen ausweichen und dort anstelle von Sane und Mane in der Startelf auflaufen.
Benjamin Pavard ist in der Münchner Abwehr unter Tuchel absolut gesetzt. Bis auf das Auswärtsspiel in Mainz, wo der Franzose gelbgesperrt zuschauen musste, stand Pavard in allen anderen acht Partien unter Tuchel immer in der Startformation (1 Tor). Zunächst ließ Tuchel den Weltmeister von 2018 auf der rechten Abwehrseite auflaufen, bei den vergangenen beiden Ligaspielen ersetzte Pavard seinen Landsmann Dayot Upamecano in der Innenverteidigung.
Dort fehlte Upamecano mit einem Muskelfaserriss, zudem musste er in der Liga in Freiburg gelbgesperrt draußen bleiben. Ansonsten vertraute Tuchel stets auf den 24-Jährigen in der Abwehrzentrale, Upamecano glänzte mit einem Tor und einer Vorlage in sechs Partien unter Tuchel. Allerdings könnte dem Ex-Leipziger gegen Schalke erst einmal die Bank drohen, da Pavard ihn richtig stark ersetzte und gut mit Nebenmann Matthijs de Ligt harmonierte.
Was Upamecano zudem zum Verhängnis werden könnte: Noussair Mazraoui, der zunächst unter Tuchel keine Rolle spielte, überzeugte in Upamecanos Abwesenheit hinten rechts (1 Vorlage) und lief dort zuletzt zweimal von Beginn an auf. Daher könnte Tuchel auch gegen Schalke weiterhin auf den Marokkaner als Rechtsverteidiger sowie Pavard in der Zentrale vertrauen. Sollte Upamecano doch in der Innenverteidigung den Vorzug erhalten, würden Pavard und Mazraoui intern um den Platz rechts in der Viererkette kämpfen.
"Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard haben es gut gemacht. Benji (Pavard, Anm. d. Red.) hat es gut in der Innenverteidigung gemacht, Noussair Mazraoui war in Bremen gut. Dayot Upamecano hat es davor gut gemacht, hatte nur zwei Wackler gegen City. Wir werden es erst sehr spät entscheiden", ließ sich Tuchel in seinen defensiven Personalplanungen nicht in die Karten schauen.
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