Gomez erklärt Rücktritt aus DFB-Team: "Es war eine große Ehre für mich"

Mario Gomez hat nach Mesut Özil als zweiter Spieler nach dem WM-Desaster seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Der 33-Jährige ließ sich aber eine kleine Hintertür offen.

Köln (SID) Die Beziehung zwischen Mario Gomez und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war über Jahre eine Art Hassliebe. Von den Fans wurde er häufig als Chancentod verhöhnt, Bundestrainer Joachim Löw verzichtete beim WM-Triumph 2014 auf den Torjäger. Doch Gomez kämpfte sich immer wieder zurück. Nach 78 Länderspielen, 31 Toren und fünf Teilnahmen an großen Turnieren ist jetzt aber Schluss. Der 33-Jährige verkündete am Sonntag als zweiter Spieler nach Mesut Özil nach dem WM-Desaster seinen Rücktritt aus dem DFB-Team.

"Meine Zeit in der Nationalmannschaft war sportlich nicht immer einfach, nicht immer erfolgreich und doch wunderschön! Nun ist es aber an der Zeit, Platz zu machen und den vielen jungen und hochtalentierten Jungs die Möglichkeit zu geben, ihren Traum zu erfüllen, sich zu beweisen, Erfahrungen zu sammeln und das Beste für Deutschland zu erreichen", schrieb Gomez bei Facebook.

Nach dem Test gegen Europa-League-Sieger Atletico Madrid (1:1) am Abend stellte sich Gomez dann auch vor die Mikrofone. "Ich hatte schon vor der WM entschieden, dass ich Platz machen will. Die Entscheidung steht schon ganz lange. Ich bin jetzt 33, und ich bin auch kein Blender. So sehr ich die Nationalmannschaft liebe, weiß ich auch, dass die Zukunft nicht auf den Schultern eines 33-Jährigen liegt", sagt er.

Gomez selbst war immer mit ganzem Herzen bei der Sache, auch wenn er sich gegen viele Widerstände durchsetzen musste. Nach seiner vergebenen Großchance gegen Österreich bei der EM 2008 musste er sich viel Hohn und Spott der deutschen Anhänger gefallen lassen. Vier Jahre später folgte das berühmt gewordene "Wundgelegen"-Zitat des damaligen ARD-Experten Mehmet Scholl.

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Doch Gomez, dessen Vertrag beim VfB Stuttgart noch bis Juni 2020 läuft, hat es seinen Kritikern gezeigt und sich immer wieder zurückgekämpft. Den WM-Triumph von Rio verfolgte er allerdings nur vor dem Fernseher. Gomez zog sich drei Monate vor der WM eine Knieverletzung im Trikot des AC Florenz zu und holte den Rückstand nicht mehr auf. Es flossen Tränen.

Gomez, schon vorher alles andere als ein Lautsprecher, lernte Demut auf die harte Tour. Sein Comeback im DFB-Dress unmittelbar nach der WM verlief unglücklich, danach lud Löw ihn 14 lange Monate nicht mehr ein. Doch Super-Mario kam zurück, seine Fähigkeiten waren auch in der Nationalmannschaft bei der EM 2016 wieder gefragt.

Das Ende mit dem historischen Vorrunden-Aus in Russland verlief unwürdig. Gomez blickt dennoch positiv zurück. "Für mich ist mit der WM in Russland ein riesiger Traum in Erfüllung gegangen. Auch wenn das Abschneiden und das klägliche Ausscheiden in der Vorrunde uns alle tief enttäuscht hat", schrieb Gomez und fügte an: "Als ich 2014 verletzt zuschauen musste, merkte ich endlich, wie sehr mir das Team fehlte und was für eine große Ehre es für mich ist, für so eine Mannschaft auflaufen zu dürfen."

Ein kleines Hintertürchen ließ er sich in seiner Rücktrittserklärung offen. "Nur wenn der Trainer in zwei Jahren bei der EM aus unwahrscheinlichen Gründen Bedarf sieht, und ich mich auch wirklich noch in der Verfassung fühle, helfen zu können, werde ich dann selbstverständlich bereitstehen. Denn meine Liebe zu dieser Mannschaft ist ungebrochen", schrieb Gomez.

SID om rd er