Tausendsassa Kimmich offenbart Schwächen
17.04.2021 | 17:29 Uhr
Joshua Kimmich ist beim FC Bayern Leistungsträger und Führungsfigur gleichermaßen. Zuletzt offenbarte der Mittelfeldstratege jedoch vermehrt, dass sein Spielstil auch Schwächen hat.
Kimmich ist der Inbegriff des modernen Sechsers. Er ist auf dem Platz fast überall zu finden, schießt Standards und sucht auch immer wieder selbst den Abschluss. Er agiert als Absicherung vor der Abwehr, aber auch als Motor für den Angriff.
"Er ist eine Mischung aus einem Sechser und einem Achter, will aber auch manchmal noch ein Zehner sein und Tore schießen", analysiert Andreas Herzog in der Sendung "Matchplan" bei Sky.
Ein gefährlicher Balance-Akt, der dem 26-Jährigen zuletzt nicht immer gelang.
So zum Beispiel im Hinspiel gegen Paris Saint-Germain: Mit 22 (!) Flanken (inkl. Standards), zehn Torschussvorlagen und zwei eigenen Torschüssen war er DER Initiator des Münchner Angriffsspiels und sorgte mit dem passgenauen Freistoß auf Thomas Müller zudem für die Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:2.
Dieser Offensivdrang ging allerdings auch zu Lasten der Kontrolle im Mittelfeld. Mit 28 Ballverlusten (Tageshöchstwert) und nur 46 Prozent gewonnenen Zweikämpfen war Kimmich auch ein Unsicherheitsfaktor und Ausgangspunkt gegnerischer Angriffe.
Die 2:3-Niederlage gegen PSG veranschaulicht deutlich das Dilemma des FC Bayern mit Kimmichs omnipräsenter Spielweise. Es sei "Fluch und Segen", erklärt Manuel Baum bei "Matchplan", "wenn man sieht, wo er überall steht".
Er müsse dadurch "jedes Mal gedanklich in eine neue Positionsrolle schlüpfen", so Baum. Das stelle nicht nur ihn selbst vor eine Herausforderung, sondern auch seine Mitspieler, da immer jemand da sein müsse, "der versucht, das Loch, das Kimmich hinterlässt, zu schließen."
Bayerns hohe Anfälligkeit für Gegentore in dieser Saison sei daher - nicht nur - aber auch darauf zurückzuführen.
Kimmich müsse laut Baum das richtige Maß finden zwischen: "Der Mannschaft zu helfen, indem ich ein bisschen Gas rausnehme. Und der Mannschaft zu helfen, indem ich sehr aktiv bin." Außerdem fehle dem 26-Jährigen speziell in "ungewohnten" Pressing-Situationen "ab und zu auch noch die Erfahrung".
Grundsätzlich sei Kimmich bereits in der Weltklasse angekommen, "aber er hat trotzdem noch Potential".