Wer soll Kimmich ersetzen? Die Optionen für Flick und Löw
10.11.2020 | 11:58 Uhr
Joshua Kimmich wird dem FC Bayern wochenlang fehlen. Der Ausfall des "Mentalitätsmonsters" wiegt schwer. Sky zeigt, wer den 25-Jährigen ersetzen könnte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht liegt Joshua Kimmich auf dem Dortmunder Rasen - viele Bayern-Fans befürchten sofort, dass es sich um eine schwerere Verletzung handeln muss. Denn wenn ein Kimmich nicht weiterspielen kann, dann ist etwas passiert.
"So ein Ausfall wäre für uns nicht ganz einfach wegzustecken", sagte Trainer Hansi Flick unmittelbar nach dem 3:2-Sieg. Nur wenige Stunden später bekommt er die Gewissheit, in den nächsten Wochen wird der Coach ohne einen seiner Schlüsselspieler auskommen müssen.
Am Sonntag hat der FC Bayern nach einer erfolgreichen Operation die Diagnose bekanntgegeben. Der Nationalspieler wird frühestens im Januar wieder auf dem Platz stehen. Für Sky Experte Lothar Matthäus ist der 25-Jährige kaum zu ersetzen. Dem FC Bayern gehen "fehlende Qualität, fehlende Persönlichkeit und Leaderqualiäten, die er trotz seines jungen Alters hat", abhanden, sagte der 59-Jährige bei Sky90 - die Unibet Fußballdebatte.
Matthäus wird konkreter: "Er ist auch von den Weltmeistern Boateng, Neuer, Müller anerkannt. Kimmich ist ein Spieler, der entscheidende Dinge gemacht hat. Er schießt clevere Tore, er gibt Vorlagen, gewinnt Zweikämpfe und überträgt das auf die Mannschaft. Ein Kimmich-Ausfall gerade auf dieser Position wiegt sehr schwer, weil er den Rhythmus und das Spiel bestimmt."
Wer kann den Mittelfeldsmotor beim 30-maligen Meister ersetzen? Im bewährten 4-2-3-1-System kommen im defensiven Mittelfeld fünf Spieler in Frage, die ab sofort neben dem gesetzten Leon Goretzka auflaufen könnten.
Der Franzose wäre der logische Vertreter. Beim 4:1-Sieg bei Aufsteiger Arminia Bielefeld bildete das Duo Goretzka/Tolisso die Doppelsechs, weil Kimmich bei seiner schwangeren Frau in München blieb. Auch in Dortmund war der 26-Jährige in der 34. Minute Flicks erste Option, den verletzten Kimmich zu ersetzen. Mit 660 Pflichtspielminuten kommt Tolisso sogar auf mehr Einsatzzeit als Goretzka (646). Bedenken könnten Flick einzig aufgrund der ähnlichen Spielanlagen kommen - beide Akteure ähneln sich vom Spielertyp.
Der Neuzugang kommt in dieser Saison noch nicht auf allzu viele Einsatzminuten. Im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren durfte der Spanier immerhin durchspielen. In der Bundesliga bekam der 23-Jährige dagegen noch keine Chance, sein Können zu präsentieren. Einzig gegen Köln wurde er 45 Sekunden vor Ende der Partie eingewechselt.
"Er wird ein bisschen brauchen, um unsere Idee vom Fußball zu verinnerlichen", sagt Flick nach dem Pokalspiel und ergänzt: "Diese Zeit wird er auch bekommen und für den einen oder anderen einspringen können." Nun könnte seine Stunde vielleicht früher als gedacht schlagen.
Auf den Basken ist Verlass! Der Routinier ist Bayerns Allzweckwaffe - ob in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld. Mit Bastian Schweinsteiger bildete Martinez jahrelang ein starkes und erfolgreiches Duo im zentralen Mittelfeld der Münchner.
Als Schwachstelle des 32-Jährigen könnte sich jedoch das Tempodefizit herausstellen. Martinez ist zudem muskulär recht anfällig und kann möglicherweise nicht viele Spiele am Stück absolvieren. Für Flick bleibt Martinez dennoch eine Alternative. Der 1,92-Meter-Hüne ist eher defensivdenkend und könnte Goretzka somit laufen lassen.
Der Weltmeister von 2010 kommt in der laufenden Saison auf 408 Pflichtspielminuten. Nun könnte der Trainer froh sein, dass sich die Abschiedsgedanken des Basken im Sommer in Luft aufgelöst haben.
Der verheißungsvolle Defensiv-Allrounder kam im Sommer von Paris St. Germain an die Isar. Der 18-Jährige stand jedoch noch in keinem Spiel im Kader der Bayern. Nach einer Knieverletzung arbeitet das Defensivtalent am Comeback. Ein Einsatz in der Hinrunde kommt wahrscheinlich noch zu früh für den Youngster.
Der 28-jährige Österreicher war in den letzten Wochen das Gesprächsthema beim FC Bayern. Der Vertragspoker erregte die Gemüter der Vereinsbosse und der Fans zugleich. Der gelernte Mittelfeldspieler bekleidete lange Zeit die linke Verteidigerposition des Rekordmeisters - und das auf international höchstem Niveau. Dann zog es ihn in die Innenverteidigung - ebenfalls als Führungsspieler und Dirigent der Bayern-Abwehr.
Aber aus seiner Lieblingsposition machte Alaba keinen Hehl. Am liebsten möchte der Linksfuß im Mittelfeld die Fäden ziehen. In Köln bekam Alaba dann seine Chance, Flick zu überzeugen: "Ich habe gelesen, dass er gerne im Mittelfeld spielt. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt", sagte Flick nach dem Spiel.
Mit Niklas Süle, Jerome Boateng, Benjamin Pavard und Lucas Hernandez hätte Flick auch genug Möglichkeiten, die Innenverteidigung umzustellen. Vielleicht erhält Alaba nach dem Ausfall von Kimmich weitere Bewährungschancen vom Trainer und lässt eine mögliche Vertragsverlängerung wieder in einem positiveren Licht erstrahlen...
Die Verletzung von Kimmich hat nicht nur Folgen für den FC Bayern. Auch Bundestrainer Joachim Löw ist gezwungen, dass Mittelfeld für die anstehenden Länderspiele umzubauen. Auch wenn das "Mentalitätsmonster" nur schwer zu ersetzen sein wird, hat Löw mit Toni Kroos, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan einige Alternativen auf Weltklasseniveau.