Der FC Bayern hat ein ernsthaftes Abwehrproblem
14.02.2022 | 11:39 Uhr
Der FC Bayern fahndet nach einem Nachfolger für Niklas Süle. Spätestens nach der blamablen 2:4-Pleite beim Aufsteiger aus Bochum muss der Rekordmeister die Suche ausweiten und die generelle Besetzung der Abwehr überdenken, meint Sky Redakteur Robin Schmidt.
Vor dem Anpfiff gab es verwirrende Blicke in Bochum. Die Gänsehaut-Hymne "Bochum" von Herbert Grönemeyer ertönte nicht - ein Stromausfall legte die gesamte Technik lahm. Energiearm präsentierte sich auch Dayot Upamecano.
Das entscheidende Laufduell vor dem Ausgleich verloren, einen Handelfmeter verschuldet und vor dem 1:4 einen Tunnel kassiert - der 23-Jährige war vollkommen von der Rolle und erlebte im Stadion an der Castroper Straße einen gebrauchten Nachmittag. Julian Nagelsmann zog in der Halbzeit endgültig den Stecker und ließ den völlig indisponierten Franzosen in der Kabine. Eine Schutzmaßnahme, die die Zweifel an dem Neuzugang aus Leipzig wachsen lässt. Besitzt er das erforderliche Niveau für den deutschen Rekordmeister?
Erst am Freitag skizzierte Nagelsmann, was ihn besonders bei Abwehrspielern am wichtigsten ist: die Verlässlichkeit. Diese Eigenschaft ließ Upamecano in seiner Münchner Premieren-Saison bereits des Öfteren vermissen, beispielsweise beim 0:5 im DFB-Pokal gegen Gladbach oder auch beim 3:2-Sieg gegen den BVB. Der Anspruch an den 42,5-Millionen-Euro-Mann war eigentlich ein anderer.
Bayerns Führungsriege erwartete sich auf Anhieb Chef-Kommandos und "Leaderqualitäten", wie es Sportvorstand Hasan Salihamidzic im vergangenen Sommer formulierte. Diesen Anforderungen wird Upamecano (noch) nicht gerecht. Gleichwohl, dass sein Reifeprozess mit 23 Jahren noch nicht abgeschlossen ist, unterliegen seine Leistungen noch zu große Schwankungen.
Upamecanos Auf und Ab wird für den FC Bayern zu einem ernsthaften Problem. Mit Niklas Süle verlässt ausgerechnet der Abwehrspieler den Verein im Sommer ablösefrei gen Dortmund, der in dieser Saison am konstantesten agiert. Auch wenn es der ehemalige Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge anders bewertet: Die Münchner büßen in der Defensive nach dem Weggang von Chef-Organisator David Alaba erneut an Qualität ein.
Rekord-Einkauf Lucas Hernandez hat sich in seinem dritten Bayern-Jahr zwar stabilisiert, muss aber noch lauter in der Kommunikation werden, um die Rolle des Abwehrchefs einnehmen zu können. Sein Landsmann Benjamin Pavard liebäugelt mit einer Versetzung ins Zentrum, kommt in dieser Spielzeit aber meist über durchschnittliche Leistungen nicht hinaus. Und an Top-Talent Tanguy Nianzou richtete Nagelsmann zuletzt einen unmissverständlichen Weckruf.
Auch wenn der Spitzenreiter in puncto Gegentoren besser dasteht als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison (31:25), müssen sich Kahn, Salihamidzic und Nagelsmann die Grundsatzfrage stellen: Reicht die vorhandene Klasse in der Defensive wirklich aus, um gegen Europas beste Mannschaften bestehen zu können?
Konkurrenten wie Manchester City (Ruben Dias), der FC Liverpool (Virgil van Dijk) oder Real Madrid (David Alaba) verfügen über mindestens einen Innenverteidiger von Weltklasse-Format. Dieser ist in den Reihen des FC Bayern derzeit nicht auszumachen. Und deshalb wird ein Eins-zu-Eins-Ersatz für Süle allein nicht ausreichen.
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