Serge Gnabry – der neue Robben
20.08.2020 | 19:11 Uhr
Der Unterschied zwischen Bayern und Lyon hieß Serge Gnabry. Die individuelle Klasse des Flügelflitzers hat im Halbfinale den Unterschied gemacht. Und einen Rekord hat er auch noch gebrochen.
Serge Gnabry öffnete die Tür zum Finale mit dem "Robben-Move" in Perfektion: Ball außen annehmen, Körpertäuschung und nach innen ziehen. Den Ball auf den linken Fuß legen und am Strafraum entlang dribbeln. Auf die Lücke warten und dann abziehen.
Gnabry narrte gleich fünf Gegenspieler und traf zum wichtigen 1:0 in den Winkel - und das mit seinem schwachen linken Fuß. Das 2:0 zeigte seine Vielseitigkeit: Er erobert den Ball im Mittelfeld, dribbelt bis zum Strafraum und legt perfekt für Perisic vor. Anschließend beweist Gnabry seinen Stürmerinstinkt, als er ins leere Tor einschießt. Der "Man of the Match" hat das Spiel im Alleingang entschieden und bewiesen, dass er ein kompletter Angreifer ist.
Zusammen mit Dauer-Goalgetter Robert Lewandowski hat Gnabry zudem eine Bestmarke aufgestellt: Sie sind das gefährlichste Sturmduo der Champions-League-Geschichte! Gemeinsam erzielten sie unglaubliche 24 Tore (Lewandowski 15 + Gnabry 9) und lassen damit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale hinter sich, die 23 Mal trafen.
Zur Einordnung: Halbfinal-Gegner Lyon kommt insgesamt auf 14 Tore. Gnabry spielt auch individuell die beste Saison seiner Karriere: 23 Tore und 14 Vorlagen - er ist Angreifer Nummer zwei hinter der polnischen Tormaschine. Hansi Flick schätzt neben seiner Torgefahr die taktische Disziplin Gnabrys: Er ist stark im Pressing, variabel auf seiner Position und schwer auszurechnen.
Teil von Gnabrys Geschichte ist auch das Kapitel West Bromwich Albion. Als 20-Jähriger wurde er dort aussortiert, sein Trainer Tony Pulis sah in Gnabry nicht genug Qualität für das englische Kellerkind. Ganze zwölf Minuten Einsatzzeit erhielt der heutige Nationalspieler, um sich zu beweisen.
Wie sehr sich Pulis getäuscht hatte, bewies Gnabry direkt in der nächsten Saison: Er erzielte elf Tore für Werder Bremen und entwickelte sich zu einem der besten Flügelspieler. Der FC Bayern erkannte sein unbändiges Potential und kaufte ihn anschließend für den Schnäppchenpreis von acht Millionen Euro. In England ärgern sich Arsenal und West Brom heute noch, Gnabry so verkannt zu haben.
Jahrelang schien das Duo "Robbery" unersetzlich in München. Sie waren es auch, die den Münchnern den letzten Champions-League-Titel bescherten. Für die rechte Seite wurde mit Serge Gnabry ein legitimer Nachfolger gefunden, er ist absoluter Leistungsträger und die Zukunft der Bayern.
Wie die Flügelzange der Zukunft heißen wird, ist noch offen: "Gnane" oder "Gnaman", je nachdem ob Leroy Sane oder Kingsley Coman die linke Seite erobern. Serge Gnabry hat seinen Platz gefunden und könnte sich im Finale wie einst Arjen Robben zum Flügelkönig krönen.