FC Bayern News: Süle überrascht als Stabilisator in Defensive
Überraschender Stabilisator: Süle punktet in Bayerns Abwehr-Roulette
19.08.2021 | 19:04 Uhr
Niklas Süle ist zurück! Dank zwei ansprechenden Leistungen zum Bundesliga-Auftakt gegen Gladbach und im Supercup gegen Dortmund hat sich der Bayern-Star eindrucksvoll zurückgemeldet. Eine Entwicklung, die vor ein paar Wochen noch nicht abzusehen war.
Hinter Niklas Süle liegen schwierige Wochen und Monate. Der deutsche Nationalspieler hatte in der vergangenen Saison keinen leichten Stand beim FC Bayern. Die Vorwürfe, er sei nicht fit genug und habe ein paar Kilos zu viel auf den Rippen, hielten sich hartnäckig. Auch von den Klub-Bossen wurde Süle das eine oder andere Mal kritisiert.
Süle spielte bei der EM keine Rolle
Unter Ex-Trainer Hansi Flick hatte der gebürtige Frankfurter häufig das Nachsehen. David Alaba und Jerome Boateng waren in den wichtigen Spielen gesetzt. Süle musste in seinen 20 Bundesliga-Einsätzen sogar häufig auf die rechte Abwehrseite ausweichen.
Eine unbefriedigende Situation für den ehemaligen Hoffenheimer, die sich auch der deutschen Nationalmannschaft fortsetzen sollte. Denn dort erlebte Süle seinen vorläufigen Tiefpunkt, als er nur in einem von insgesamt vier EM-Spielen eingesetzt wurde. Beim 4:2 gegen Portugal durfte er lediglich in der Schlussphase für ein paar Minuten ran.
Ansonsten blieb ihm nur der Platz auf der Bank. Ein ähnliches Szenario hätte ihm auch in dieser Saison beim deutschen Rekordmeister blühen können. Die Vorzeichen standen zu Beginn der Vorbereitung jedenfalls nicht gut. Als er nach seiner EM-Pause ins Training eingestiegen war, musste er dieses gleich wieder beenden. Der Grund: Rückenprobleme. Gleichzeitig mauserte sich Abwehr-Talent Tanguy Nianzou zum großen Gewinner der Vorbereitung.
Der hoch veranlagte Franzose bildete in den Testspielen das Abwehrduo mit Neuzugang Dayot Upamecano und hinterließ dabei einen guten Eindruck. Umso überraschender war die Aufstellung im ersten Bundesliga-Spiel gegen Gladbach, als plötzlich Süle - und nicht der viel gelobte Nianzou - in der Startelf stand.
Nagelsmann lobt Süle nach Supercup-Triumph
Nagelsmann begründete diese Entscheidung damit, dass er neben Upamecano einen "gestandenen Bundesligaspieler" in der Innenverteidigung haben wollte. Dieses Vertrauen sollte sich auszahlen, auch wenn die Bayern-Abwehr in dieser Partie alles andere als sicher wirkte.
Dennoch: Süle zeigte eine ansprechende Leistung und fiel im Gegensatz zu Upamecano, der als neuer Abwehrchef fungieren soll, keineswegs ab. Selbiges Bild auch ein paar Tage später im Dortmunder Signal Iduna Park. Erneut erhielt Süle den Vorzug vor Nianzou, in diesem wichtigen Spiel wohlgemerkt, in welchem es um den ersten offiziellen Titel der Saison ging.
Was sich bereits gegen Gladbach andeutete, setzte sich auch im Supercup gegen den BVB fort. Süle harmonierte sehr gut mit seinem Nebenmann und gewann - ebenfalls wie Upamecano - mehr als die Hälfte seiner Zweikämpfe. Auch im Spielaufbau wirkte der 25-Jährige sehr sicher.
Zum Durchklicken: Die Bayern-Noten im Supercup:
"Wir haben sehr gut verteidigt, waren sehr aggressiv. Niki und Upa waren sehr stabil in der Kette. Es war von beiden ein Schritt nach vorne", betonte Nagelsmann nach dem 3:1-Erfolg der Münchner und lobte damit explizit seinen Schützling. Mit dieser Leistung dürfte Süle auch in den kommenden Wochen erstmal gesetzt sein, die Betonung liegt auf erstmal, da sich der eigentlich für diese Position vorgesehene Lucas Hernandez noch im Aufbautraining befindet.
Kehrt dieser zurück, wird der Konkurrenzkampf in Bayerns Abwehr-Roulette so richtig spannend. Der eben genannte französische Weltmeister dürfte allerdings die besseren Karten haben, da er als Linksfuß für die linke Innenverteidiger-Postion geradezu prädestiniert ist.
Bleibt Süle dem FCB erhalten?
Vor der Saison galten Upamecano und Hernandez in der Zentrale fast schon als gesetzt. In der Personalie Süle wurde dagegen viel mehr über einen möglichen Abgang spekuliert. Denn der Vertrag des ehemaligen Hoffenheimers läuft im kommenden Sommer aus.
Die Devise ist klar: Verkaufen oder verlängern. Die Bayern-Bosse wollen ungern einen zweiten Fall Alaba erleben, wenn möglich, besonders in Zeiten von Corona. Das Transferfenster schließt in weniger als zwei Wochen, doch angesichts der Entwicklung der vergangenen zwei Spiele dürfte ein Wechsel immer unwahrscheinlicher werden.
Auf der anderen Seite lässt sich natürlich argumentieren, dass diese Leistungen Begehrlichkeiten anderer Klubs, wie etwa aus der Premier League, wecken und damit das Preisschild in die Höhe treiben. Ob die Bayern überhaupt noch bereit sind, den deutschen Nationalspieler abzugeben, muss dennoch mit einem großen Fragezeichen versehen werden.
Hernandez befindet sich noch im Aufbautraining, Benjamin Pavard fällt wegen einer Sprunggelenksverletzung auch noch einige Wochen aus. Wirklich viele Alternativen für die Innenverteidigung hat Nagelsmann nicht, genauer gesagt nur eine, wenn man ehrlich ist.
Verkauf von Süle würde Loch in Abwehr reißen
Und diese lautet Nianzou, der zwar viel Potenzial hat, aber mit seinen 19 Jahren noch sehr unerfahren - und übrigens auch sehr verletzungsanfällig ist. Chris Richards ist für diese Position zwar auch eine Option, allerdings konnte sich dieser in den Vorbereitungsspielen nicht für höhere Aufgaben empfehlen.
Ein Verkauf Süles würde also ein großes Loch in Bayerns Abwehr reißen. Und die jüngere Vergangenheit hat gezeigt: Wenn die Münchner auf allen drei Hochzeiten bis zum Ende dabei sein wollen, brauchen sie einen entsprechenden Kader, der Ausfälle sowie Formschwankungen kompensieren kann.
Süle hat jedenfalls Werbung in eigener Sache betrieben und klar gemacht: Mit ihm ist in dieser Saison zu rechnen! Ob er sich wirklich dauerhaft in der ersten Elf behaupten kann, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Doch ganz so leicht dürfte es für Hernandez und Nianzou nicht werden, an einem Süle in dieser körperlichen Verfassung vorbeizukommen.