Liverpool-Effekt? Zwei Theorien für Manes Formtief
05.04.2023 | 00:22 Uhr
Während mit Leroy Sane ein Sorgenkind im Klassiker Argumente für weitere Einsätze geliefert hat, ist Sadio Mane wieder einmal nur eine Nebenrolle geblieben. Findet der Offensivspezialist unter Thomas Tuchel zurück zu alter Stärke? Die Sky90 Runde diskutiert.
"Sadio ist ja schon auf seine Art irgendwo ein Phänomen", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn am Sonntag bei Sky90. Für den Senegalesen blieb allerdings auch beim 4:2-Erfolg im Klassiker gegen Borussia Dortmund nur die Jokerrolle. Der Sommer-Neuzugang vom FC Liverpool kam erst in der 69. Minute für Torjäger Eric Maxim Choupo-Moting in die Partie, konnte bei seinem Kurzeinsatz aber kaum Akzente setzen.
Die Sky User gaben dem 30-Jährigen im Schnitt eine 3,42 - ein Bayern-Spieler ist schwächer bewertet worden. "Er sucht sich immer noch ein bisschen selbst beim FC Bayern", versuchte sich Kahn zu erklären. "Trotzdem bekommt er auch alle Unterstützung von uns, den Verantwortlichen und natürlich auch vom Trainer."
Der Sommer-Neuzugang stand in der Bundesliga bislang in nur 47 Prozent aller möglichen Spielminuten auf dem Platz. In 19 Partien erzielte er sechs Treffer, bereitete vier weitere vor. Seine richtige Position bei den Bayern scheint er aber noch nicht gefunden zu haben. "Er hat schon auch ab und zu mal im Zentrum gespielt", blickte Kahn auf seine ersten Spiele bei den Münchnern zurück. "Aber da kam dann eben Choupo mit seiner großartigen Form."
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Sky Experte Didi Hamann sieht Mane ohnehin nicht im Zentrum: "Ich glaube, dass er vorne spielen kann, aber da spielt er nicht so gut", betonte er. "Am effektivsten ist er, wenn er außen spielt. Mit Choupo-Moting hätte er den kongenialen Partner wie es Firmino über Jahre in Liverpool war." Der Angreifer könne den Ball prallen lassen, so dass Mane mit rechts zum Abschluss kommt. Zumindest in der Theorie.
Der Angreifer agierte jedoch auch auf den Außen unglücklich und fiel häufig mit Abseitsstellungen auf. On top warf ihn eine langwierige Verletzung am rechten Wadenbeinköpfchen zurück. Der 30-Jährige pausierte mehr als vier Monate, verpasste die WM und verlor seinen Stammplatz.
Aktuell scheint an Kingsley Coman und Leroy Sane kein Vorbeikommen, dazu gibt es mit Serge Gnabry eine weitere hochkarätige Option. "Es ist für ihn eine neue Situation. Ich denke nicht, dass er in Liverpool so eine Situation hatte, bei der er sich auf den Außenbahnen so einer Qualität stellen musste", betonte Kahn und weiter: "Wir hoffen, dass er sich früher oder später durchsetzt." Davon ist Ex-Bayern-Star Holger Badstuber überzeugt: "Wenn er fit ist, wenn er im Saft ist, ist er eine absolute Maschine", betonte er.
Hamann stimmte dem ehemaligen Innenverteidiger zu, äußerte aber Zweifel am Fitnesszustand des Offensivstars: "Er ist eine Maschine. Aber im Moment hat er wie die meisten Spieler in Liverpool einen Kolbenfresser. Ich glaube, dass er einfach ausgelaugt ist." Mane habe die letzten fünf bis sechs Jahre am Limit gespielt. Bei den Reds absolvierte er in der vergangenen Saison wettbewerbsübergreifend 51 Partien. "Irgendwann ist auch mal gut", sagte Hamann und räumte ein: "Im Moment, wenn Coman und Sane fit sind, müssen die spielen, da muss er sich hinten anstellen."
Das müsse natürlich auch ein Sadio Mane erst einmal verarbeiten. Die Bayern versuchen zu helfen: "Er ist ein Spieler, mit dem man sich viel beschäftigen muss", bestätigte Kahn. "Aber ich denke, das haben wir in der Vergangenheit sehr, sehr viel getan. Ob das Hasan war oder ob das Julian war." Das allein scheint jedoch nicht gereicht zu haben.
Badstuber bleibt dennoch optimistisch und verweist auf die entscheidenden Wochen im Saisonendspurt: "Es gibt noch viele Spiele, er muss in Form kommen und die Spielpraxis erhalten", forderte er. Dabei räumte er auch Trainer Tuchel eine wichtige Rolle ein. "Ich glaube auch, dass er ein Trainer ist, der ein Gefühl für diesen Spieler hat und ihn auch weiter pusht, um im April, Mai auf diesem Top-Niveau zu sein."
Auf diese Leistungsexplosion hofft auch Bayerns Vorstandsvorsitzender: "Wir alle haben ja das Champions-League-Finale gegen Real Madrid irgendwo im Kopf, wo er für mich einer der besten Spieler auf dem Platz war", erinnerte sich Kahn. "Da wollen wir ihn auch wieder hinbringen."
Tuchel selbst macht sich wenig Sorgen und ist wie Kahn von den Qualitäten Manes absolut überzeugt: "Ich kenne ihn natürlich persönlich und auch aus England. Es steht außer Frage, dass Sadio ein absoluter Topspieler ist. Er hat jede Saison 20, 30 Tore pro Saison für Liverpool in der härtesten Liga der Welt auf einem ganz außergewöhnlichen Niveau gemacht. Er hat alle Titel mit Liverpool gewonnen und war absoluter Schlüsselspieler", so der neue Bayern-Coach über den Senegalesen.
Und weiter: "Die Wichtigkeit und das Potenzial steht außer Frage - dass aber selbst in dem Alter und mit der Spielerfahrung ein Vereinswechsel dazu führen kann, dass es Zeit braucht und dass man sich akklimatisiert. Man muss den neuen Verein verstehen und sich tausendprozentig wohlfühlen. Das beginnt wahrscheinlich mit Kleinigkeiten wie ‚Wie ist der Weg zum Stadion' oder ‚Wie kommt meine Familie ins Stadion'. Dinge, die über Jahre eingeschliffen sind, werden alle neu aufgewühlt und müssen justiert werden. Und das kann eine gewisse Zeit brauchen."
Tuchel will den Sommerneuzugang nun peu a peu an seine Topform heranführen: "Stürmer wie Sadio sind natürlich auch sensibel und können dadurch ein wenig Vertrauen und Form verlieren. Das ist jetzt der Schlüssel, denn das merke ich ihm an. Es gibt keinerlei Zweifel an seiner Qualität, an dem, was er uns bringen kann oder an seiner Einstellung. Es geht jetzt um Vertrauen, um ein wenig Geduld und zurück in den Flow zu kommen. Da hilft am allermeisten ein Tor, egal wir und dann kann man etwas Freude zurückgewinnen. Da sind wir gerade dran und dann ist es eine Frage der Zeit, aber bei Stürmern gibt es diese Phase, wo es etwas klemmt."
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