FC Chelsea News: Ende der Ära Abramowitsch mit großem Fragezeichen
Das Ende der Ära Abramowitsch – ein großes Fragezeichen bleibt
03.03.2022 | 22:01 Uhr
Der Knall um Chelsea-Oligarch Roman Abramowitsch nimmt seinen Höhepunkt: Nachdem sich der russische Besitzer am Samstag aus dem exekutiven Geschäft der Blues zurückgezogen hat, möchte er seinen Verein nun verkaufen. Doch ist das aktuell überhaupt möglich?
Der Klub-Besitzer hat am Mittwoch offiziell bestätigt, dass er die Anteile seines Klub verkaufen möchte. "In der aktuellen Situation habe ich mich daher entschieden, den Verein zu verkaufen, da ich glaube, dass dies im besten Interesse des Vereins, der Fans, der Mitarbeiter sowie der Sponsoren und Partner des Vereins ist", verkündete der russische Oligarch, der 2003 den Klub für 140 Millionen Pfund (169 Millionen Euro) gekauft und in der Zeitspanne knapp 1,5 Milliarden Pfund (1,81 Milliarden Euro) in die Blues investiert hatte. Laufende Verbindlichkeiten seien ebenfalls abgedeckt.
Schon am Samstag hatte der Besitzer die Kontrolle des FC Chelsea an die Treuhänder der Vereinsstiftung übergeben. Diese Gruppe soll bei größeren Klubfragen entscheiden. Für Transfers werden weiterhin Geschäftsführerin Marina Granovskaia, der technische Berater Petr Cech und Cheftrainer Thomas Tuchel zuständig sein.
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Der Teammanager sieht nach dem angekündigten Verkauf eine ungewisse Zukunft auf den amtierenden Champions-League-Sieger zukommen: "Ich konnte mir Chelsea bisher nur mit Roman Abramowitsch vorstellen", sagte der ehemalige BVB-Coach nach dem umkämpften Sieg im Achtelfinale des FA-Cups beim Zweitligisten Luton Town (3:2). Und weiter: "Ich habe es noch nicht wirklich realisiert. Es ist natürlich eine massive Veränderung."
Tuchel bleibt aber dennoch entspannt: "Ich bin nicht allzu besorgt, denn ich fühle mich weiter privilegiert und an einem guten Platz", äußerte er sich und weiter: "Ich hoffe das Beste und ich habe nie Angst vor Veränderungen."
Abramowitsch positioniert sich klar
Abramowitsch selbst werde aber ohnehin keine Rückzahlung der Kredite verlangen, auch ein Schnellverfahren solle es nicht geben: "Mir ging es nie ums Geschäft oder Geld, sondern um pure Leidenschaft für Spiel und Verein", machte er deutlich. Sein Sprecher betonte zudem, dass der Oligarch versuchen werde, Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln und eine Stiftung zu gründen, in die alle Nettoeinnahmen aus dem Verkauf gespendet werden.
"Die Stiftung kommt allen Opfern des Krieges in der Ukraine zu Gute. Dazu gehört die Bereitstellung kritischer Mittel für die dringenden und unmittelbaren Bedürfnisse der Opfer sowie die Unterstützung der langfristigen Wiederherstellungsarbeit", teilte Abramowitsch in seinem Statement mit.
Besonders interessant ist hierbei, dass er das Wort "Krieg" benutzt. Dieses wird in Russland zensiert, man spricht dort von einer "Sondermilitäroperation gegen Nazis, die die Macht in der Ukraine übernommen haben." Die Staatsmedien, zum Beispiel, dürfen "Krieg" weder schreiben noch aussprechen. Ist das Abramowitsch-Statement daher als ganz besonderes Signal zu werten?
Darf er überhaupt verkaufen?
Eigentlich wird der russische Oligarch, der auch die portugiesische und israelische Staatsbürgerschaft besitzt, als Freund der Putin-Regierung und Vertrauter des Präsidenten gesehen. Auch ihm drohen daher erhebliche Sanktionen. "Das muss mit Vorsicht behandelt werden", sagte Sky UK Experte Kaveh Solhekol und weiter: "Nur weil Roman Abramowitsch sagt, dass er Chelsea verkaufen will, heißt das nicht, dass er das auch darf. Es geht nun darum, was die britische Regierung entscheidet."
Im Klartext: Sollte sein Vermögen eingefroren werden, könne der 55-Jährige nichts tun. "Trotzdem ist seine Aussage noch immer außergewöhnlich. Er sagt, dass es das Beste für den Klub sei - und das ganz ohne Firesale und ohne Rückzahlung der Kredite", so Solhekol. Abramowitsch würde nach Informationen von Sky News rund 3 Milliarden Pfund (3,62 Milliarden Euro) für den Verkauf verlangen. Damit könnte er einen Nettoerlös von bis zu 2,9 Milliarden Pfund (3,5 Milliarden Euro) erzielen, den er dann den Menschen in der Ukraine zur Verfügung stellen möchte. Erste Kandidaten haben sich für eine Übernahme bereits herauskristallisiert, unter anderem der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss.
Abramowitsch mit Chelsea am Ziel - doch wie geht es weiter?
Die Ära Abramowitsch geht als Erfolgsgeschichte zu Ende: Seit seiner Übernahme feierte der FC Chelsea fünf Meisterschaften, gewann zudem fünfmal den FA Cup. Spätestens mit dem zweiten Champions-League-Triumph und dem jüngsten Gewinn der Klub-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi nahm die Story ihren Höhepunkt. Erst vor wenigen Wochen reckte der Besitzer den Weltmeister-Pokal noch persönlich in die Luft. Ein Pokal, der die Blues an die Spitze des Weltfußballs bringt - der Oligarch hatte sein Ziel damit erreicht.
Doch mit der Invasion hat sich für Abramowitsch einiges geändert: "Es ging steil bergauf und jetzt muss er den Klub plötzlich weggeben? Naja, Russland ist in die Ukraine einmarschiert und die UK-Regierung hat angekündigt, gegen russische Oligarchen vorzugehen, die mit Putin oder der Regierung in Verbindung stehen", betonte der Sky Experte.
Der UK-Parlamentsabgeordnete Chris Bryant hat kürzlich ein geleaktes Dokument vorgestellt, das Abramowitsch vorwirft, dass er in korrupten Praktiken beteiligt gewesen sei. "Er (Bryant, Anm. d. Red.) sagte im Parlament, dass Abramowitsch Angst vor Sanktionen habe und sein Haus, seine Wohnung und sein Vermögen in London verkaufen werde", so Solhekol und weiter: "Chelsea ist sein größtes Kapital - vor zwei Wochen, vor der russischen Invasion, wäre dies undenkbar gewesen. Aber Aufgrund dessen, was Wladimir Putin getan hat, ist er im Wesentlichen gezwungen, Chelsea zu verkaufen."
Doch eine Frage bleibt offen: Welcher Geschäftsmann möchte Business mit einem Mann betreiben, dessen Konten möglicherweise eingefroren werden? Das hinterfragt auch Solhekol: "Wer könnte einen Deal auf die Beine stellen? Jeder potenzielle Käufer wird denken 'das ist eine Person, die jederzeit von der britischen Regierung sanktioniert werden könnte'." Das letzte Wort scheint in der Hinsicht also noch nicht gesprochen. Es bleibt spannend...
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