FC Schalke 04: Das Schiri-Regelwerk beim doppelten Elfer-Fauxpas vom Terodde

Elfer-Fauxpas: Hätte Terodde nicht ein drittes Mal schießen müssen?

Simon Terodde hat beim Schalker Auswärtsspiel in Wolfsburg seine beiden Versuche vom Elfmeterpunkt vergeben. Doch lief bei der Ausführung regeltechnisch alles korrekt ab und hätte Schalke den Schützen wechseln dürfen? Sky Sport beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was war passiert?

Terodde hatte sich kurz vor der Halbzeit nach einem Foulspiel des Wolfsburgers Micky van de Ven an ihm selbst im Strafraum den Ball geschnappt und auf den Elfmeterpunkt gelegt. Der 34-jährige Angreifer visierte die von ihm ausgesehen rechte untere Ecke an, doch VfL-Keeper Koen Casteels war zur Stelle und parierte den Strafstoß.

Schiedsrichter Felix Zwayer erkannte aber, dass sich der Belgier zu früh von der Torlinie bewegte und ließ den Elfmeter wiederholen. Terodde versuchte es erneut unten rechts, wieder parierte Casteels. "Den ersten hält er, den Nachschuss mache ich vielleicht rein. Dann wird er wiederholt und am Ende sehe ich scheiße aus. Dafür übernehme ich die Verantwortung und weiter geht's", meinte Terodde nach Spielschluss am Sky Mikrofon. Die Partie endete letztlich 0:0.

Casteels & Arnold verhalten sich korrekt

Doch hätte Referee Zwayer auch den zweiten Versuch Teroddes nicht wiederholen lassen müssen? "Casteels bewegt sich da wieder ein bisschen früh. Aber wenn man das Standbild nimmt, erkenne ich, dass er im Moment des Schusses mit der rechten Ferse noch auf der Linie ist. Mit einem Fuß muss er ja auf oder dahinter der Linie sein. Also von daher alles in Ordnung", erklärte Sky Schiedsrichterexperte Alex Feuerherdt von Collinas Erben.

Nach der Parade von Casteels reagierte der Wolfsburger Maximilian Arnold am schnellsten und klärte den Ball zur Ecke. "Da muss man die Frage stellen, ob er dabei zu früh in den Strafraum gelaufen ist. Wenn er das getan haben sollte, dann den Ball klärt, hätte es einen Eingriff des Videoassistenten geben müssen", so Feuerherdt weiter. Denn in den DFB-Statuten heißt es bei Regel 14: "Wenn ein Spieler des verteidigenden Teams (einschließlich des Torhüters) ein Vergehen begeht und der Strafstoß verschossen/gehalten wird, wird der Strafstoß wiederholt."

"Da wird es jetzt auch ein bisschen kurios. Denn mit dem Oberkörper darf er tatsächlich zu früh im Strafraum sein, mit den Füßen dürfte er es nicht. Wenn man das Bild im richtigen Moment anhält, meine ich, dass Arnold mit den Füßen tatsächlich noch außerhalb des Strafraums war und nur mit dem Oberkörper drin, das ist tatsächlich zulässig. Wir reden hier vielleicht von einem Zentimeter. Aber ich meine, dass alles regelkonform zugegangen ist, sowohl von Torhüter-Seite als auch vom Verteidiger", sagte Feuerherdt.

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Regelauslegung in Deutschland anders

Demnach haben sich alle Wolfsburger Beteiligten korrekt verhalten, Terodde hätte somit nach Regelauslegung nicht noch einen dritten Versuch bekommen dürfen. Schiedsrichter Zwayer hat die Situation also nach dem Regelwerk richtig bewertet. "Jetzt wird es allerdings noch kurioser: Es gibt tatsächlich einen Unterschied in der Regelauslegung und Anwendung in dieser Situation mit den Torhütern - international und in Deutschland", erklärte Feuerherdt bezüglich des Torhüterverhaltens bei Strafstößen.

Der Schiedsrichterexperte konkretisierte: "International ist es so: wenn der Torwart einen Zentimeter auch mit dem zweiten Fuß vor der Linie ist und den Ball dann abwehrt, dann wird der Strafstoß wiederholt. In Deutschland ist es so - und da ist immer noch die Anweisung: 'Wir nehmen es nicht ganz so genau'. Es geht hier also nicht um einen, zwei oder drei Zentimeter, sondern das muss schon deutlich sein. Also wäre auch das bei der Szene in Wolfsburg der Anweisung entsprechend bewertet worden."

Schalke hätte den Schützen wechseln können

Doch hätte Terodde nach seinem ersten Fehlversuch überhaupt noch ein zweites Mal antreten müssen? Die klare Antwort: Nein! Schalke hätte auch den Schützen wechseln dürfen. Bei den Fußball-Regeln des DFB ist unter Regel 14 lediglich definiert, dass bei einem Verstoß der verteidigenden Mannschaft bei der Elfmeter-Ausführung "der Strafstoß wiederholt wird", wenn der Ball nicht ins Tor geht. "Der Schütze muss klar bestimmt sein." Wer ihn wiederholt, ist nicht im Regelwerk verankert und steht der ausführenden Mannschaft frei.

Ähnlicher Fall bereits in München

Einen ähnlichen Fall wie nun in Wolfsburg gab es in der Bundesliga übrigens vor vier Jahren bereits in München beim 3:1-Sieg des FC Bayern gegen Bayer 04 Leverkusen. Damals bekamen die Gäste einen Handelfmeter in der Allianz Arena zugesprochen. Kevin Volland scheiterte mit seinem Versuch an Manuel Neuer, doch Schiedsrichter Tobias Welz hatte den Ball noch nicht freigegeben und ließ den Strafstoß wiederholen. Beim zweiten Versuch trat dann nicht mehr Volland, sondern Wendell an und verwandelte (5.).

Schalke hat sich in der Volkswagen Arena aber dagegen entschieden, den Schützen beim zweiten Versuch zu tauschen. Dabei hätten die Königsblauen mit Marius Bülter, der in der Vorwoche beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach einen Handelfmeter Sekunden vor dem Spielende zum Ausgleichstreffer verwandelte, noch eine gute Option auf dem Rasen gehabt.

"Zum Glück haben wir am Ende nicht verloren. Aber so ein Tor kurz vor der Halbzeit hätte uns extrem gutgetan", ärgerte sich Terodde bei Sky über seinen doppelten Elfmeter-Fauxpas.

Mehr zum Autor Peer Kuni

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