S04 gegen Stuttgart: Etwas Licht & weiter zu viel Schatten
31.10.2020 | 22:02 Uhr
1:1 gegen Stuttgart - die Negativserie des FC Schalke 04 hält an. Die Knappen sind seit 22 Bundesligaspielen in Folge sieglos. Doch der zweite Punktgewinn unter Trainer Manuel Baum lässt auch in einigen wenigen Punkten auf Besserung die kommenden Aufgaben hoffen.
Das Remis gegen den VfB Stuttgart fällt aus Schalker Sicht unter die Kategorie: "Nicht Fisch, nicht Fleisch". Auf der einen Seite steht der zweite Punktgewinn in dieser Saison unter Neu-Coach Baum. Doch auf der anderen Seite schwebt die Zahl 22 über den Königsblauen aus Gelsenkirchen. So lange warten Kapitän Omar Mascarell, Amine Harit und Co. bereits auf einen Dreier in der Bundesliga.
Gegen die Schwaben reichte S04 auch die erste Führung überhaupt in dieser Saison nicht, um am Ende einen Erfolg zu feiern. Es traten die zuletzt bekannten Probleme auf. Nach dem Gegentreffer und dem gleichzeitigen Ausgleich von Nicolas Gonzalez per Elfmeter gingen bei den Schalke-Profis erneut die Köpfe nach unten. Das Kopfproblem war nach einer bis dahin zumindest soliden Vorstellung sofort wieder da und konnte auch bis zum Schlusspfiff nicht mehr abgeschüttelt werden.
Dies zeigt, dass auch Baum in seinen bislang wenigen Wochen auf Schalke noch keine Lösung für diese Blockade gefunden hat. Unter Vorgänger David Wagner fielen die Königsblauen nach Gegentreffern regelmäßig auseinander. Zumindest dieser krasse Zerfall innerhalb eines Spiels scheint von Baum behoben worden zu sein.
Gleichgeblieben ist jedoch die offensive Harmlosigkeit über nahezu die komplette Spieldauer. Bis auf das Kopfballtor von Malick Thiaw nach einem ruhenden Ball von Amine Harit tauchte Schalke nicht wirklich gefährlich vor dem Tor von VfB-Keeper Gregor Kobel auf.
"Das Problem ist, dass wir im letzten Drittel zu harmlos sind. Wir schießen zwar ein Standardtor, aber haben auch Situationen, die wir dann verstolpern, sodass Kobel am Ende gar keinen Ball halten muss. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann Probleme, wir hatten keinen Zugriff mehr. Auch nach vorne sind wir in alte Muster gefallen und haben sehr wenig zusammengebracht", resümierte Baum bei DAZN und stellte seiner Mannschaft als studierter Lehrer die Schulnote "3- bis 4" aus.
Auch Offensivspieler Mark Uth, der nach Verletzung wieder in der Startelf gestanden hatte und teilweise belebend wirkte, weil er Bälle forderte oder sich aus dem Mittelfeld abholte, schlug in die gleiche Kerbe. "Vorne müssen wir natürlich noch viel besseren Fußball spielen, da wir uns nicht allzu viele Torchancen rausspielen. Wir müssen uns besser durch kombinieren. Wir treffen im letzten Drittel oft noch die falsche Entscheidung, auch ich. Das muss einfach besser werden und das wissen wir ganz genau. Wir trainieren es jede Woche und wir müssen weiter hart arbeiten."
Bestes Beispiel für die Ideenlosigkeit und das schwache Offensivspiel ist ein spezieller Wert von Stoßstürmer Goncalo Paciencia. Der Portugiese - eigentlich für das Toreschießen und das Kreieren von Chancen zuständig - hatte über die gesamte Spieldauer keine einzige Ballaktion im gegnerischen Strafraum. Erschreckende Zahlen für die Knappen!
Horror-Bilanz, Harmlosigkeit, hängende Köpfe - die Situation bei Schalke erinnert an den klassischen Herbst-Blues. Doch in Richtung Winter gibt es auch einige - wenn auch wenige - königsblaue Hoffnungsschimmer. Einer dieser ist der erst 19-jährige Malick Thiaw, der unter Baum im zweiten Spiel in Folge in der Startaufstellung stand und nun gegen den VfB sein erstes Profi-Tor erzielt hatte. Doch auch neben seinem Treffer zeigte der Youngster eine ansprechende Leistung, gab als Abwehrspieler (!) die meisten Torschüsse der Schalker ab. Zudem legte er eine starke Zweikampfquote von knapp 72 Prozent an den Tag, gewann achtmal den Ball und hatte vier klärende Aktionen.
Dementsprechend glücklich zeigte sich Thiaw nach der Partie: "Da geht natürlich ein Traum in Erfüllung. In der Bundesliga ein Tor zu machen, davon träumt man als Kind." Allerdings schränkt der Youngster auch ein: "Aber natürlich hätte es mich mehr gefreut, hätten wir den Sieg geholt. So ist es schön, aber ich bin ein Teamspieler und das Team steht über mir."
Doch auch das Team betreffend gibt es positive Aspekte, die für die kommenden Wochen Hoffnung machen. Die gegen Borussia Dortmund immerhin über 45 Minuten gezeigte defensive Stabilität war auch gegen Stuttgart zu sehen - und das nahezu über die gesamte Spielzeit. Die Schalker ließen bis auf das Elfmetertor von Gonzalez, einen Schuss von Mateo Klimowicz und den Weitschuss von Gonzalo Castro, den Keeper Frederik Rönnow stark parierte, keine wirklich hochkarätigen Chancen der Schwaben zu.
Dies zeigt, dass Baums Ansätze langsam fruchten und er durch seine stetigen Zwischenrufe und Kommandos während eines Spiels der Mannschaft Stabilität verleiht.
Nun gilt es in den kommenden Tagen und Wochen, die wenigen positiven Ansätze weiter auszubauen und besonders die Offensiv- und Kopfprobleme bis zur baldigen Länderspielpause abzustellen. Am Dienstag in der 1. DFB-Pokalrunde gegen den 1. FC Schweinfurt (16:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport) haben die Knappen erstmals die Möglichkeit dazu. Nur wenige Tage später folgt das Kellerduell beim 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga - zwei richtungsweisende Partien, die einen großen Einfluss auf die restliche Schalker Saison haben könnten ...