FC Schalke 04 News: Erkenntnisse aus der bisherigen Vorbereitung
Fan-Liebling, Anführer und Co.: Alles neu beim FC Schalke
07.07.2021 | 15:58 Uhr
Nach der wohl schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte steht beim FC Schalke der große Neuanfang auf dem Plan. Die Gelsenkirchner wappnen sich für die Mission Wiederaufstieg. Bisher dürfen die Fans optimistisch sein. Die Erkenntnisse aus der bisherigen Vorbereitung.
Nur 16 Punkte, drei Siege, Platz 18, direkter Abstieg. So die Bilanz der Schalker in der vergangenen Spielzeit. Nach dieser Katastrophen-Saison will der Pott-Klub sich neu aufstellen - auf allen Ebenen. Tabula rasa das unmissverständliche Motto für die anstehende Saison in der 2. Bundesliga.
Die ersten Tage im Trainingslager im österreichischen Mittersil machen dabei durchaus Hoffnung, dass der Verein sich auf dem Weg der Besserung befindet. Am Samstag stand die erste große Bewährungsprobe gegen den russischen Top-Klub Zenit St. Petersburg an. Zwar trat das Team von Trainer Sergei Bogdanowitsch Semak nicht in Bestbesetzung an, doch auf das 0:0 lässt sich aus Schalker Sicht durchaus aufbauen.
Torwartfrage bleibt offen - Fährmann empfiehlt sich
Beim Testspiel startete S04-Coach Dimitrios Grammozis mit gleich sieben Neuzugängen. Im Tor spielte allerdings ein alter Bekannter von Beginn an: Ralf Fährmann. Die königsblaue Torwartfrage ist aktuell noch unbeantwortet. Hier entscheidet es sich zwischen dem Altmeister und dem 23-jährigen Marcus Schubert, der nach einer Leihe ohne Spielzeit in Frankfurt wieder zurück ist.
Gegen St. Petersburg zeigte Fährmann in den ersten 45 Minuten eine starke Leistung. Der Keeper hielt die Null mehrfach fest und verhinderte einen frühen Rückstand. Einfach wird es damit für Grammozis nicht. Denn auch Schubert hat den Anspruch, als Nummer eins in die kommende Saison zu gehen. Wer die Nase vorn hat, ist noch schwer zu sagen.
Abwehr wackelt, Neuzugang mit Luft nach oben
In der Dreierkette im Abwehrzentrum starteten mit Timo Becker und Malik Thiaw zwei Youngster, die schon in der Vorsaison eine große Rolle bei den Schalkern gespielt haben. Während die beiden jungen Verteidiger eine insgesamt runde Leistung mit kleineren Schwächen zeigten, fiel ausgerechnet der erfahrene Mann im Verbund negativ auf.
Neuzugang Marcin Kaminski vom VfB Stuttgart fand auf der linken Seite nicht in die Partie. Mehrfach wurde der 29-Jährige von den Angreifern der Russen überrumpelt und offenbarte Mängel im Stellungsspiel. Zwar darf man diesen Auftritt nicht überinterpretieren, doch gerade durch den schwerwiegenden Ausfall von Salif Sane muss der neue Mann schnell in Tritt kommen.
Palsson wird zum Leader - Kapitän Latza der stille Motor
Im Mittelfeld überzeugte ein neuer Leader auf dem Platz: Victor Palsson. Der Isländer scheint der verlängerte Arm des Coaches zu werden. Der zweikampfstarke Zentrumsspieler, der für eine kleine Ablösesumme von Liga-Konkurrent Darmstadt kam, ist ein echter Lautsprecher auf dem Feld. Als Dirigent im defensiven Mittelfeld spricht der Abräumer viel mit seinen Teamkollegen, gibt Anweisungen und hält die Moral hoch.
Der neue Kapitän Danny Latza, der aus Mainz gekommen ist, scheint sich zu einem stillen Leader zu entwickeln. Ähnlich wie in Mainz könnte der 31-jährige Routinier für Ruhe im Spiel sorgen und zuverlässig seine Leistungen abzurufen. In der Kabine dürfte seine Wort-Führung mehr gefragt sein, als auf dem Feld.
"Reini Ranftl Racker" neuer Publikumsliebling
Auch auf den Außen präsentierte sich ein neues Duo. Während Thomas Ouwejan links ein ordentliches aber glanzloses Spiel machte, ackerte sich Reinhold Ranftl auf der rechten Seite weiter in die Herzen der Fans. Denn: Der Österreicher entwickelt sich zum Publikumsliebling.
Die Sprechchöre für "Reini Ranftl Racker" hallten über weite Strecken des Testspiels durch die Ränge. Der sympathische Rechtsverteidiger hat Großes vor für die neue Saison: "Ich glaube, ich habe in der letzten Saison in Österreich die meisten Flanken geschlagen. Die sind nicht immer alle angekommen, aber der Versuch ist ja schonmal gut. Wir haben sehr kopfballstarke Stürmer, ich hoffe da kann ich einige Assists verbuchen." Die lockere Art kommt bei den Fans an. Allgemein zeigt sich in der bisherigen Vorbereitung, dass die Stimmung im Team enorm gut ist.
Terodde braucht mehr Futter - Bülter vergibt Großchancen
Im Sturm ist mit Simon Terodde wieder ein echter Knipser in der vordersten Reihe der Gelsenkirchner gesetzt. Der Ex-Hamburger ist ein Torgarant - vorausgesetzt, er wird mit Bällen gefüttert. Hier müssen sich die Schalker noch deutlich steigern und ihren neuen Stürmer mehr in Szene setzen.
Auffälliger in seinen Aktionen war Angriffspartner Marius Bülter. Der von Union Berlin gekommene Offensiv-Mann erarbeitete sich gegen Zenit gleich zwei Großchancen, die er dann allerdings vergab. Insgesamt eine Vorstellung, auf die der 28-Jährige künftig aufbauen muss. Denn die Konkurrenz schläft nicht.
Pieringer: Elfmeter-Fehlschuss steht Ansprüchen im Weg
Auch Neuzugang Marvin Pieringer will sich an der Spitze neben Terodde durchsetzen. Der Youngster forciert den Platz neben dem 33-Jährigen. "Das haben wir im Training schon das ein oder andere Mal gemacht und ich denke, das würde bestimmt gut funktionieren. Ich bin hierhergekommen, um zu spielen und das Maximum rauszuholen", erklärt Pieringer im Sky Interview.
Aber: Nach dem Zenit-Spiel steht es 1:0 für Bülter. Nicht nur, dass der Ex-Berliner in der Startelf stand und einen spritzigen Eindruck machte, Pieringer vergab nach seiner Einwechslung in der 60. Minute den vielleicht entscheidenden Elfmeter (65. Minute). Entschieden ist in Sachen Startelf für das Eröffnungsspiel gegen den Hamburger SV aber noch nichts (am 23. Juli ab 20:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1 und mit Sky Ticket im Stream).
Positive Entwicklung mit einigen Schwachstellen
Insgesamt können sich die Leistungen der Neuzugänge bislang sehen lassen. Eine Entwicklung ist erkennbar, auch wenn die bisherigen Spiele anhand der hohen Belastung im Trainingslager nur schwer als Blaupause für eine neue Spielzeit dienen. Noch fehlen mindestens zwei Spieler. Ein neuer Mann muss die Innenverteidigung aufwerten, nachdem Sane verletzt abreisen musste. Zudem sollte noch ein Kreativspieler kommen, der Innovation ins Offensivspiel bringt.
Die Stimmung ist gut, Wille und Glaube sind wieder da. Hält dieser positive Trend an und spiegelt sich zu Beginn der neuen Saison schnell in den Punkten wieder, dürfen die Fans auf eine gute Saison hoffen. Noch gibt es aber auch einige Baustellen für die Schalker, ehe in drei Wochen wieder der Ernst des Lebens losgeht.