Klartext nach später Einwechslung
28.08.2017 | 07:48 Uhr
Nach seiner späten Einwechslung hat Thomas Müller mit einem deutlichen Interview die erste Stammelf-Debatte bei den Bayern losgetreten. Die Situation für den Publikumsliebling ist unter Trainer Ancelotti mehr als schwierig.
Trotz des 2:0-Sieges gegen Bremen war die Stimmung beim gestandenen Weltmeister am Samstagnachmittag im Keller. Er musste den Großteil der 90 Minuten mal wieder von der Bank zuschauen. Der Frust war ihm im ARD-Interview deutlich anzumerken: "Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Meine sind scheinbar nicht 100-prozentig gefragt", schimpfte der 27-Jährige Richtung Ancelotti. Auf die Frage, ob er gesetzt sei, antwortete Müller trocken: "Ich habe mich doch heute gesetzt - auf die Bank".
Bayerns Sportdirektor Salihamidzic übte sich in Schadensbegrenzung, sagte: "Wir haben viele Spiele diese Saison und wissen, was wir an Thomas haben." Der Trainer sprach von einer "rein taktischen Entscheidung". Und trotzdem muss man sich fragen: Ancelotti und Müller - geht das überhaupt zusammen?
Schon in der letzten Saison war Müller unter dem Italiener kein gesetzter Stammspieler. In der Bundesliga kam er zwar immerhin auf 29 Einsätze, in den wichtigen Champions-League-Duellen musste er aber zuschauen. Die Bilanz: nur ein Einsatz über 90 Minuten.
In Sachen Beliebtheit hat Müller nichts von seinem Kultstatus eingebüßt. Seit seinem Durchbruch 2009 ist der waschechte Bayer aus der eigenen Jugend Publikumsliebling. Den Status seiner sportlichen Unantastbarkeit hat er aber verloren. Seit Ancelottis Umstellung auf ein 4-2-3-1 mit Thiago auf der Zehn ist der Weltmeister entbehrlich. Sky Experte Lothar Matthäus glaubt, dass das auch so bleiben wird. Bei Wontorra - Der KIA Fußball-Talk sagte der Rekordnationalspieler: "In den wichtigen Spielen wird Thomas Müller nur ein Platz auf der Bank bleiben".
Thiago, Arturo Vidal und Rekord-Neuzugang Corentin Tolisso sind im Mittelfeld gesetzt. Auf den Flügel haben Arjen Robben und Franck Ribery, vorausgesetzt sie sind nicht verletzt, ihren Platz sicher. Der in Weltklasse-Form spielende Robert Lewandowski ist im Sturmzentrum unantastbar.
Wie also soll es weitergehen? Um sich zurück ins Rampenlicht zu spielen und nicht wie früher Bastian Schweinsteiger auf der Bank zu versauern, muss Thomas Müllern in den wenigen Minuten, die ihm bleiben, mächtig liefern. Und das gelang ihm zumindest am Samstag gegen Bremen mit seiner Torvorlage nicht so schlecht. Klar ist: Der Kampf um einen Platz in der Startelf wird für den letzten waschechten Münchner beim Rekordmeister schwieriger als jemals zuvor.