Fussball News: Everton, Milan, Lille & San Sebastian im Check

Europas unerwartete Spitzenreiter: Ende der Meister-Monotonie?

Zlatan Ibrahimovic mischt mit dem AC Milan derzeit die Serie A auf.
Image: Zlatan Ibrahimovic mischt mit dem AC Milan derzeit die Serie A auf.  © Getty

Die Saison steckt noch in den Kinderschuhen, doch in Europas Top-Ligen häufen sich Spieltag für Spieltag die überraschenden und teilweise merkwürdigen Resultate. Das Ergebnis: Fünf unerwartete Tabellenführer, die Sky Sport unter die Lupe nimmt.

In Deutschland, Italien und Frankreich haben der FC Bayern, Juventus Turin und Paris St. Germain 23 der letzten 24 Meisterschaften gewonnen. In Spanien machen Real Madrid sowie der FC Barcelona seit 2005 mit einer Ausnahme (Atletico Madrid 2014) den Titel unter sich aus und in England dominierten zuletzt der FC Liverpool und Manchester City.

In Europas Top-5-Ligen herrschte in den vergangenen Jahren eine Meister-Monotonie, große Spannung bei Titel-Entscheidungen kam nur selten auf. Ist damit nun Schluss? Zumindest der Auftakt macht Hoffnung auf mehr Abwechslung und Spannung an der Spitze. Sky Sport beleuchtet die fünf unerwarteten Tabellenführer.

ENGLAND

Kein neues Bild auf der Insel, aber nur auf den ersten Blick! Zwar kommt der Tabellenführer aus Liverpool, doch nicht die Roten, sondern die Blauen stehen überraschend auf Platz eins. Der FC Everton hat mit 13 von 15 möglichen Punkten einen Traumstart hingelegt und strotzt nur so vor Selbstvertrauen.

Im Merseyside-Derby gegen den FC Liverpool kam das Team von Trainer Carlo Ancelotti zuletzt zwei Mal nach einem Rückstand noch zurück. Erfolgsgaranten sind Top-Torjäger Dominic Calvert-Lewin (sieben Tore) und Star-Neuzugang James Rodriguez (drei Tore und drei Vorlagen), der unter seinem Mentor Ancelotti wieder aufblüht.

Doch auch wenn die Toffees erstmals seit Einführung der Premier League im Jahr 1992 die Tabelle anführen, kommt das Team der Stunde aus Birmingham. Aston Villa, in der vergangenen Saison beinahe noch abgestiegen, hat erstmals seit 90 (!) Jahren die ersten vier Liga-Spiele gewonnen und mit dem historischen 7:2-Sieg gegen Liverpool weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Die Stützen: Torhüter Emiliano Martinez hat bereits drei Mal zu Null gespielt, im Mittelfeld zieht Neuzugang Ross Barkley die Fäden und vorne wirbeln Kapitän Jack Grealish (vier Tore) sowie Ollie Watkins (fünf Tore).

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ITALIEN

Alessandro Nesta, Gennaro Gattuso, Andrea Pirlo, Clarence Seedorf, Kevin-Prince Boateng, Ronaldinho und Zlatan Ibrahimovic - mit dieser schillernden Star-Truppe holte der AC Milan 2011 seinen letzten Scudetto. Anschließend begann die Hegemonie von Juventus mit neun Meistertiteln in Serie, doch ausgerechnet der AC schickt sich nun an, die schwarz-weiße Vorherrschaft zu beenden.

Mit zwölf Punkten aus vier Spielen thronen die Rossoneri an der Tabellenspitze, zuletzt gelangen vier Siege zum Auftakt in der Spielzeit 1995/96 - damals gewann der Klub aus der Lombardei den Meisterpokal. Einer aus der der Meistermannschaft von 2011 steht auch heute noch auf dem Rasen und ist einer der Garanten für den perfekten Start: Zlatan Ibrahimovic.

Der extrovertierte Stürmer-Star avancierte zuletzt im Derby gegen Inter mit einem Doppelpack zum Helden - und das im ersten Spiel nach seiner Corona-Zwangspause. "Ich bin über meine Leistung nicht überrascht. Ich weiß, was ich leisten kann", sagte der 39-Jährige: "Wenn man an den Erfolg glaubt, kann man alles erreichen. Wir können den Scudetto erobern, und wir arbeiten hart dafür."

Hart gearbeitet wird auch bei Sassuolo Calcio. Das Überraschungsteam aus einer nur 40.000 Einwohner zählenden Kleinstadt nördlich von Bologna mischt derzeit die Spitzengruppe auf und liegt mit zehn Punkten überraschend auf Platz zwei. Großen Anteil daran haben vor allem Francesco Caputo und Domenico Berardi, die zusammen bereits sieben Tore erzielt haben.

Die Meisterfavoriten Juventus (acht Punkte) und Inter (sieben) liegen dagegen nur auf Platz fünf bzw. sechs. Momentaufnahme oder Dauerzustand? Es ist auf jeden Fall ein erfrischendes Bild.

SPANIEN

In LaLiga ist die Tabelle noch ziemlich verzerrt, da einige Teams bereits sechs und andere erst fünf bzw. sogar nur vier Spiele absolviert haben. Nach der überraschenden Heimniederlage von Real Madrid (zehn Punkte nach fünf Spielen) gegen Aufsteiger Cadiz (0:1) gibt es aber auch auf der iberischen Halbinsel ein überraschendes Führungsduo.

Real Sociedad San Sebastian steht mit elf Zählern dank der besseren Tordifferenz auf Rang eins vor dem punktgleichen FC Villarreal. Zwischen den Basken und den Valencianern gibt es einige Gemeinsamkeiten. Beide haben bereits sechs Partien absolviert und bei beiden spielen ehemalige BVB-Profis eine große Rolle.

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Während bei San Sebastian Mikel Merino, Alexander Isak und Adnan Januzaj nicht wegzudenken sind, hat Paco Alcacer schon vier Mal für Villarreal getroffen. Und was mit dem großen FC Barcelona los?

Die sich im Umbruch befindenden Katalanen verloren zuletzt bei Getafe mit 0:1 und rangieren mit sieben Punkten aus vier Spielen nur auf Platz neun. Am Samstag kommt es im Clasico zu einem richtungsweisenden Spiel - vor allem für die Stimmung nach dem Sommer-Theater um Superstar Lionel Messi.

FRANKREICH

Nach dem Fehlstart mit zwei Niederlagen, der auch mit dem Corona-bedingten Fehlen vieler Stars zusammenhing, ist PSG in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Zuletzt feierte das Team von Trainer Thomas Tuchel fünf Siege in Folge und hat sich damit bis auf Platz zwei vorgearbeitet. Der Abstand auf den Überraschungs-Spitzenreiter OSC Lille beträgt nur noch zwei Punkte.

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Der starke Saisonstart des Vereins aus dem Norden Frankreich war in der Form nicht unbedingt zu erwarten, schließlich wurden im Sommer Top-Torjäger Victor Osimhen (SSC Neapel) und Abwehrchef Gabriel (FC Arsenal) für zusammen fast 100 Millionen Euro verkauft.

Doch Lille hat es im ersten Schritt geschafft, die Abgänge zu kompensieren. Großen Anteil daran hat auch Ex-Bayern-Profi Renato Sanches, der bei den "Doggen" unumstrittener Stammspieler ist und im Mittelfeld eine zentrale Rolle einnimmt.

DEUTSCHLAND

RB Leipzig war in seiner jungen Vereinsgeschichte nun schon des Öfteren Tabellenführer in der Bundesliga, doch Platz eins nach vier Spieltagen war nicht zwingend vorherzusehen. Immerhin stand Julian Nagelsmann im Sommer vor der Herkulesaufgabe, nach den Abgängen von Timo Werner (FC Chelsea) und Patrik Schick (Bayer Leverkusen) gleich 60 Scorerpunkte ersetzen zu müssen.

Der Plan, die Nachfolge auf mehrere Schultern zu verteilen, ist in den ersten Wochen aufgegangen. In der Bundesliga trugen sich schon sechs verschiedene Spieler in die Torschützenliste ein. Gerade die Besetzung der Offensive bietet Nagelsmann viele Variationsmöglichkeiten.

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Julian Nagelsmann spricht bei ''Sky90 - die Unibet Fußballdebatte'' über seine Ziele mit RB und blickt auf den Zoff mit Diego Simeone zurück. (Video, Länge: 08:37 Minuten)

Die Sachsen können vorne sowohl ohne echten Stürmer (mit Emil Forsberg, Dani Olmo, Christopher Nkunku, Hwang Hee-chan, Justin Kluivert oder Marcel Sabitzer), mit zwei richtigen Brechern (Yussuf Poulsen und Alexander Sörloth) oder einer Mischung aus beiden Varianten agieren. Die vielen Optionen machen den Vorjahresdritten noch schwerer ausrechenbar für die Gegner.

Ob die Roten Bullen bis zum Schluss ein Wörtchen im Titelkampf mitreden können, wird sich aber erst noch zeigen, denn auch auf den Spitzenreiter wartet ein vollgepackter Terminkalender. Und dann gilt es, alle drei Tage Topleistungen abzurufen.

Mehr zum Autor Robin Schmidt

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