Fussball News: Fußball-Geschwister Tim und Lena Oberdorf
Geschwister im Profi-Fußball: Lena & Tim Oberdorf leben ihren Traum
04.02.2022 | 16:21 Uhr
Lena und Tim Oberdorf sind Geschwister und beide aktive Profi-Fußballer, die ihren Traum leben.
"Zuhause reden wir nicht nur über Fußball, auch wenn es natürlich ein großes Thema ist", erzählt Tim Oberdorf. Lena und ihr älterer Bruder Tim sind Geschwister und beide verbindet neben familiärer Verbundenheit eine große Liebe. Der Fußball ist der Lebensmittelpunkt beider.
Lena spielt beim Topklub VfL Wolfsburg in der Bundesliga und gilt mit ihren 20 Jahren als eines der größten Talente im europäischen Frauenfußball. In ihrer Vita stehen bereits mehrere Champions-, Bundesliga- und Nationalmannschaftsspiele sowie der Gewinn des DFB-Pokals. Tim spielt dagegen in der 2. Bundesliga beim Traditionsverein Fortuna Düsseldorf und kämpft mit den Rheinländern aktuell um den Klassenerhalt.
"Tim nahm mich an die Hand und hat mich auf den Fußballplatz gezerrt"
"Wir stehen im regelmäßigen Austausch, sowohl fußballthematisch als auch generell. Wenn ich die Zeit habe, mache ich mich gerne auch auf den Weg nach Wolfsburg, um mir ein Spiel von Lena anzuschauen", erzählt der große Bruder. Die Geschwister pflegen von Beginn an eine enge Bindung. Während der Kindheit standen gemeinsame Bolzplatzausflüge auf der Tagesordnung. "Er hat mich häufig mitgenommen. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Vielleicht brauchten die auch einfach nur einen Torwart. Aber er hat mich da wirklich an die Hand genommen und auf den Fußballplatz gezerrt."
Tim (25) ist fünf Jahre älter als Lena. Er ist ihr Vorbild und vermutlich der größte Grund, wieso sie eine Fußballkariere eingeschlagen hat. Neid gibt es unter den beiden Geschwistern nie, auch wenn Lena im Gegensatz zu Tim in der Königsklasse kickt: "Es ging immer nur um Support, nie um Neid", erklärt die 20-jährige Mittelfeldspielerin. Tim ergänzt: "Ich bin nie neidisch und freue mich riesig, wenn Lena in der Champions League Spiele gewinnt. Bald spielen sie gegen Arsenal London in Wolfsburg in der großen Arena. Vielleicht kann ich spontan dabei sein. Für mich ist der Weg in die Champions League nun leider sehr weit, aber natürlich hatte ich diesen Traum auch immer."
Bescheidenheit ist zwischen Lena und Tim eine Tugend. Der große Bruder trägt die Vorbildfunktion inne. Aber ist die kleine Schwester für ihn eigentlich auch ein Vorbild? "Ich tue mich schwer zu sagen, dass das andersrum genau so ist", so Tim lachend. "Denn das kauft mir dann keiner ab. Ich bin ja der ältere, aber man guckt sich natürlich schon Dinge ab, die man auch für sich übernehmen kann. Ein Idol habe ich aber generell nicht."
"Wir reden nicht über Geld"
Beruflich hatte Tim Oberdorf eigentlich ganz andere Ziele. "Ja es stimmt, ich wollte Lehrer werden", gibt er bescheiden zu. "Ich kann ihn mir nicht als Lehrer vorstellen. Er wäre bestimmt ein richtiger Schlauberger", erklärt Lena grinsend. "Für die Schüler hoffe ich, dass er einfach Fußballer bleibt und danach nichts mehr macht. Seine Methoden wären unangenehm", gibt die Wölfin lachend zu.
Das kann Tim natürlich nicht auf sich sitzen lassen: "Der Plan ist irgendwann noch im Klassenzimmer zu stehen. Ich habe sogar schon ein Praktikum gemacht und gesehen, dass es mir sehr viel Spaß machen könnte." Lena hingegen hat das Abitur "in der Tasche" und "noch viel Zeit, sich Dinge für nach der Karriere zu überlegen. Jetzt kann sie sich erst einmal in Ruhe auf den Fußball konzentrieren."
Die gleiche Sportart, zwei grundverschiedene finanzielle Welten
Dass die Profis im Männerbereich den Frauen gehaltstechnisch meilenweit überlegen sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Bei den Oberdorfs spielt der monetäre Aspekt aber untereinander keine große Rolle. "Tim und ich reden nicht über Geld und freuen uns für den anderen, wenn es ihm auch in dieser Hinsicht gut geht", erklärt Lena. "Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist aber in dieser Hinsicht gewaltig. Klar kann man darüber streiten, ob die Männer so viel verdienen müssen. Aber sie generieren auch eine Menge Geld, das wir im Frauenfußball gar nicht einnehmen. Deshalb muss man da auch realistisch bleiben und das eine Problem lösen, bevor man darüber spricht, dass wir mehr Geld bekommen müssen."
Fortunas Defensivspieler verteidigt die Arbeit im Frauenfußball vehement: "Die Entwicklung des Frauenfußballs zeigt ganz klar nach oben. Dort wird richtig geile Arbeit in den Vereinen geleistet. Ich bekomme das ja bei meiner Schwester immer wieder mit. Die Vereine arbeiten immer professioneller", erklärt Tim. "Der Vergleich zwischen Männern und Frauen verbietet sich. Es ist die gleiche Sportart mit dem gleichen Aufwand, wobei Frauen sogar teilweise nebenbei arbeiten müssen. Aufgrund der Vermarktungen und Anstoßzeiten ist bei den Spielen der Männer leider oft mehr los, als bei den Frauen. Ich wäre immer gewillt, mir Spiele anzuschauen, wenn sie regelmäßiger zu den richtigen Zeiten laufen würden."
Die gleiche Sportart, doch zwei unterschiedliche Welten. In diesen Welten zwei Geschwister, die durch dick und dünn gehen. Aber wie sehen sich die Beiden eigentlich gegenseitig? "Lena ist sehr ehrgeizig, athletisch und privat sehr lustig! Ich würde gar nichts an ihr ändern wollen, außer Wolfsburg etwas näher an Düsseldorf rücken", erklärt er mit einem Augenzwinkern. Die kleine Schwester muss da lachend den frecheren Part übernehmen: "Tim glaubt, dass er immer Recht hat" und fügt an: "Er ist sehr bodenständig, diszipliniert und talentiert."
Ob Abstiegskampf in Düsseldorf oder Champions League in Wolfsburg - bei den Oberdorfs wird es nie langweilig.
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