"Neue" CL & EM: Fragen & Antworten zu möglichen UEFA-Entscheidungen
19.04.2021 | 14:21 Uhr
Im europäischen Fußball fallen am Montag und Dienstag wegweisende Entscheidungen. Neben der Europameisterschaft wird auch über die "neue" Champions League debattiert.
Am Montag tritt zunächst das UEFA-Exekutivkomitee um DFB-Vizepräsident Rainer Koch zusammen. Dabei wird über das Format der im Sommer anstehenden Europameisterschaft entschieden. Außerdem soll die bereits viel diskutierte Champions-League-Reform für den Zeitraum ab 2024 beschlossen werden. Am Dienstag tagt dann der UEFA-Kongress, zentraler Programmpunkt sind die Neuwahlen der wichtigsten Gremien.
Die UEFA hat mit Amsterdam, Baku, Budapest, Bukarest, Glasgow, Kopenhagen, London, St. Petersburg und Rom schon neun Spielorte für die EM bestätigt. Die entsprechenden Standorte garantieren allesamt eine Stadionauslastung von mindestens 25 Prozent. Mit dem deutschen Spielort München sowie Dublin und Bilbao gibt es noch drei Wackelkandidaten. Alle reichten zwar Anfang April erste Konzepte für Spiele mit Fans ein, die von der UEFA geforderte Zuschauergarantie fehlt allerdings. Sollten einer oder mehrere der Wackelkandidaten wegfallen, müsste das Exekutivkomitee die vakanten Spiele unter den verbleibenden Standorten neu aufteilen.
Die Gefahr besteht durchaus. Bislang vermieden die bayerische Landesregierung und die Stadt München angesichts der unübersichtlichen Lage in der Corona-Pandemie ein klares Bekenntnis zu Spielen vor Fans. Die jüngsten Aussagen vonseiten der Politik wurden nach SID-Informationen von der UEFA zwar als positives Zeichen gedeutet, das entscheidende Signal in Form einer Zuschauergarantie fehlt aber immer noch. Sollte München diese bis Montag verwehren, könnte der Deutsche Fußball-Bund kurzfristig auch noch eine andere Stadt ins Rennen schicken. Da sich bislang anders als in Spanien, wo Sevilla wohl Bilbao ersetzen wird, keine Interessenten hervorgetan haben, erscheint das allerdings eher unwahrscheinlich.
Die UEFA will in Kooperation mit der Klubvereinigung ECA die Königsklasse ab 2024 angeblich von derzeit 32 auf 36 Teilnehmer aufstocken. Zudem soll der Wettbewerb künftig im sogenannten "Schweizer Modell" gespielt werden. Demnach würde jeder Klub zehn Gruppenspiele gegen zehn anhand einer Setzliste zugeloste Gegner bestreiten. Daraus soll eine Gesamttabelle der 36 Teams ermittelt werden, anhand derer die bestplatzierten Mannschaften direkt in die K.o.-Runde einziehen. Weitere Teilnehmer der K.o.-Runde würden durch Play-offs ermittelt.
Vor allem die großen Nationen und Vereine wären Gewinner des neuen Formats. Frankreich würde als derzeit Fünfter in der UEFA-Fünfjahreswertung einen dritten Fixplatz in der Königsklasse erhalten, 19 von 36 Startplätzen wären somit von den großen fünf Nationen belegt. Dazu soll es noch zwei bis drei Startplätze über die Zehn-Jahres-Rangliste der Klubs geben. So würden Vereine, die sich über die Liga nicht qualifiziert haben, von ihren Erfolgen vergangener Tage profitieren. Prominente Ausfälle wären nahezu ausgeschlossen. Dazu würden zusätzliche Spiele mehr Geld bringen. Die einflussreiche Klubvereinigung ECA fordert dabei in kommerziellen Fragen generell mehr Mitsprache, die UEFA könnte an Macht verlieren.
In den vergangenen Wochen mehren sich die kritischen Stimmen, viele verschiedene Lager machten ihrem Ärger über die Pläne Luft. Funktionäre von Spitzenklubs wie Leverkusens Rudi Völler oder Frankfurts Axel Hellmann ist vor allem die teilweise Aussetzung des Leistungsgedankens ein Dorn im Auge. Kleinere Klubs wie der FSV Mainz 05 oder Zweitligisten wie der FC St. Pauli oder Darmstadt 98 befürchten eine weiter auseinander klaffende Schere zwischen armen und reichen Klubs. Die Fanseite lehnt die Reformpläne ohnehin strikt ab, selbst Anhänger von Borussia Dortmund und Bayern München verbündeten sich im Kampf gegen eine "weitere Aufblähung".
In der Nacht von Sonntag auf Montag verkündeten zwölf europäische Top-Klubs die Gründung einer eigenen Super League. Die UEFA, die unter anderem für die Champions- und Europa League zuständig ist, drohte in einem Statement , die Vereine sowie deren Spieler von UEFA-Turnieren zu verbannen, wenn es zu dieser Super League kommt.
"Die betroffenen Vereine würden vom nationalen, europäischen und weltweiten Wettbewerb ausgeschlossen. Ihren Spielern könnte die Möglichkeit genommen werden, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen", teilte der Verband mit und sprach dabei von einem "zynischen Projekt".
Der DFB möchte als größter Sportverband der Welt wieder in den beiden wichtigsten internationalen Gremien vertreten sein. Vizepräsident Rainer Koch strebt im Rahmen des Kongresses am Dienstag seine Wiederwahl im Exekutivkomitee an. Sein Amtskollege Peter Peters steht für das FIFA-Council zur Wahl, nachdem es dort in der vergangenen Periode keinen deutschen Vertreter gegeben hatte. Fraglich scheint allerdings ob die beiden DFB-Vizepräsidenten international tatsächlich eine gemeinsame Linie für den deutschen Fußball finden würden. Im internen Machtkampf des DFB zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius gehören sie nämlich den gegenüberstehenden Lagern an.