Beim FC Bayern München begibt man sich auf die Suche nach Gründen für das enttäuschende Saisonende. In der entscheidenden Phase macht sich das Fehlen eines Spielers bemerkbar, der im Sommer als Verkaufskandidat gilt.
Das hatte sich Thomas Müller ganz anders vorgestellt: Statt auf dem Rathausbalkon Siegesreden zu schwingen und Erfolgstrainer Jupp Heynckes mit dem Double in den Ruhestand zu verabschieden, musste der Weltmeister die überraschende 1:3-Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt erklären.
Das unglückliche Ausscheiden im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid habe "uns den Stecker gezogen", sagte Müller und stellte fest: "Es war danach nicht mehr die Attitüde vorhanden, die wir vor dem Aus hatten."
Diese Analyse dürfte bei Arturo Vidal sämtliche Nackenhaare sträuben lassen. Das Energiebündel steht quasi immer unter Strom. Doch ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase musste sich der Chilene an die Ladestation begeben.
Vidals Leidenschaft fehlt den Bayern
Mitte April knickte er im Training ohne Fremdeinwirkung um und wurde am Knie operiert: Saisonaus. Wie der Kicker berichtete, hätte ihm ohne den Eingriff mit 30 Jahren sogar das Ende seiner Karriere gedroht.
Vidals Ausfall traf den Rekordmeister härter ins Mark, als mancher geglaubt hätte. Zwar standen Heynckes noch robuste Typen (Javi Martinez), klassische Strategen (Corentin Tolisso) und Edel-Techniker (Thiago und James Rodriguez) zur Verfügung, doch es fehlte ein "Aggressive Leader". Einer mit ausstrahlender Körperprache. Einer wie Arturo Vidal.
Unvergleichbare Siegermentalität
Für seine mitunter zu aggressive und unüberlegte Spielweise wird er oftmals kritisiert, doch einen Spieler mit vergleichbarer Siegermentalität sucht man im Kader des Rekordmeisters vergebens.
Dabei schien seine beste Zeit bereits vorbei zu sein. Doch unter Heynckes, der schon zu gemeinsamen Leverkusener Zeiten sein Lehrmeister war, entwickelte er sich wieder zu einem torgefährlichen Arbeiter im Mittelfeld.
Abschied im Sommer?
Ob Vidal auch beim neuen Trainer Niko Kovac eine tragende Rolle einnehmen wird, ist offen. Der "Krieger" wird heute 31 Jahre alt und zählt offenbar zu den Verkaufskandidaten. Schließlich gibt es gerade in der Zentrale durch Neuzugang Leon Goretzka und Rückkehrer Renato Sanches, der einen neuen Anlauf wagen soll, eine Überbesetzung. Und Vidals Vertrag läuft 2019 aus.
Für die Bayern wäre es die letzte Gelegenheit, noch eine Ablöse zu generieren. Interessenten aus England und Italien soll es zu Genüge geben. Geld oder Mentalität? Spätestens bis Ende August wird man sich an der Säbener Straße entscheiden müssen.