Grindel begnadigt Rostock nach Chaos-Spiel

DFB geht auf Ultras zu

Trotz Vergehen in elf Fällen begnadigt DFB-Präsident Reinhard Grindel Hansa Rostock.
Image: Trotz Vergehen in elf Fällen begnadigt DFB-Präsident Reinhard Grindel Hansa Rostock.  © Getty

DFB-Präsident Reinhard Grindel persönlich hat Hansa Rostock begnadigt.

Wenige Stunden vor dem Saisonstart in der Fußball-Bundesliga gab der DFB bekannt, dass der Komplett-Ausschluss der Hansa-Fans für die Auswärtsspiele beim 1. FC Magdeburg und Carl Zeiss Jena vom Tisch sei. Der DFB geht damit einen weiteren Schritt auf die Ultras zu.

24.000 Euro Strafe für Hansa

"Mit der Entscheidung unterstreicht der DFB-Präsident noch einmal sehr deutlich, wie wichtig ihm der Dialog ist", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker: "Die anstehenden Gespräche mit Vertretern von Fan-Organisationen und Ultra-Gruppen sollen nicht durch zurückliegende und noch nicht vollzogene Beschlüsse über Kollektivstrafen belastet werden."

Der DFB kam mit dieser Entscheidung einem Gnadengesuch nach. Dies hatte Hansa vor dem Hintergrund der jüngsten Erklärung des DFB eingereicht, den offenen Dialog mit den aktiven Fanszenen und Vereinen zu suchen und auf das Verhängen von Kollektivstrafen zu verzichten. Allerdings muss Hansa 24.000 Euro an die Robert-Enke-Stiftung überweisen.

Zwei Spiele auf Bewährung

Insgesamt hatte der DFB den ehemaligen Bundesligisten am 9. August wegen unsportlichen Verhaltens der Anhänger in der vergangenen Saison in elf Fällen zu einem Komplett-Ausschluss der eigenen Fans bei vier Auswärtsspielen verurteilt. Für zwei Spiele war die Strafe bis zum 30. Juni 2018 zur Bewährung ausgesetzt worden.

Die Entscheidung verwunderte, weil es erst am Montag beim DFB-Pokal-Spiel zwischen Rostock und Hertha BSC (0:2) wieder Randale gegeben hatte. Die Partie musste in der zweiten Halbzeit wegen Ausschreitungen und Pyrotechnik zweimal unterbrochen werden. Sitzschalen und Fanschals gerieten in Brand und mussten durch Ordnungskräfte unter Polizeischutz gelöscht werden.

Fans wollen sich solidarisieren

Fraglich blieb, ob das Verhalten von Magdeburger und Rostocker Fans Einfluss auf den Teilerlass der Strafe hatte. In den letzten Tagen war bekannt geworden, dass sich die Fan-Lager aus Rostock und Magdeburg für die Partie am 9. September solidarisieren wollten, um die Strafe des DFB zu umgehen. Rostocker Fans hatten mitgeteilt, über rund 1000 Tickets für die Partie zu verfügen. In einem Schreiben im Internet hieß es, dass es friedlich zugehen werde und beide Klubs das Urteil ad absurdum führen wollten.

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Wie der DFB mitteilte, bezieht sich der Teilerlass der Strafe nur auf die beiden Auswärtsspiele in Magdeburg und Jena. In seinem ersten Urteil am 9. August hatte der Verband weitere Maßnahmen verkündet. Demnach war der Klub zur Zahlung einer Strafe in Höhe von 12.000 Euro verurteilt worden.

Darüber hinaus durfte Hansa Eintrittskarten zu ausgewählten Auswärtsspielen nur noch online, personalisiert und an Vereinsmitglieder verkaufen. Außerdem müssen bei Auswärtsspielen in der laufenden Saison in Meisterschaft und DFB-Pokal drei bis sechs eigene Ordner eingesetzt werden.