Ende der Erstklassigkeit nach 54 Jahren
13.05.2018 | 21:15 Uhr
Nach 54 Jahren und 261 Tagen steht sie still, die Uhr des Hamburger SV. Das letzte Gründungsmitglied der Bundesliga muss den Gang in die zweite Liga antreten. Während ein ganzes Stadion trauert, sorgen einige Chaoten für den negativen Höhepunkt des "schwärzesten Tags der Vereinsgeschichte". Und dennoch geht der Blick bereits wieder nach vorne.
In der Nachspielzeit ist es dann wohl auch dem letzten Fan im Stadion bewusst geworden: Der HSV steigt in die zweite Liga ab.
Einige Anhänger der Hanseaten ließen ihrem Frust schließlich freien Lauf. Zahlreiche Böller und Pyrotechnik hüllten die Tribüne in eine riesige schwarze Rauchwolke. Die Polizei stürmte den Platz. Die Partie musste unmittelbar vor dem Schlusspfiff für 15 Minuten unterbrochen werden, bis die Situation wieder unter Kontrolle war.
Ein unrühmliches Bundesliga-Ende, welches die Hamburger so eigentlich nicht verdient hatten. Die Mannschaft krönte ihre beherzte Aufholjagd der letzten Wochen mit einem hochverdienten 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach - aufgrund Wolfsburgs Erfolg gegen Köln (4:1) aber eben nicht mit dem Relegationsplatz.
"Die Mannschaft und fast alle Zuschauer, die im Stadion waren, haben sich mit Würde verabschiedet", findet Trainer Christian Titz und will sich diesen Eindruck auch von ein paar Chaoten nicht kaputt machen lassen: "Es waren nur ganz wenige, die in einem Stadion nichts zu suchen haben. Das war ein kleiner Fleck, der nicht positiv ist."
Trotz der guten Leistung überwog bei Trainer und Spielern am Ende die Enttäuschung. "Es ist natürlich schwer, das zu akzeptieren. Jeder einzelne Spieler hat ein schlechtes Gewissen", gestand ein geknickter Aaron Hunt nach der Partie am Sky Mirko. "Es ist ein ganz trauriger Tag für uns und natürlich auch für die Fans", ergänzte Kapitän Gotoku Sakai.
Doch vor allem die vergangenen Wochen unter Coach Titz, der den Hamburgern wohl auch in Liga zwei erhalten bleibt, geben Anlass zur Hoffnung. "Wer heute im Stadion war, hat gesehen, was für eine Wucht und Power dieser Verein hat", lobt Hunt und legt sich fest: "Auch wenn es kein Selbstläufer ist, die Perspektive kann nur der direkte Wiederaufstieg sein. Der Verein gehört in die erste Liga. Mit dem Trainer gibt es eine gute Chance, das zu realisieren."
Das wird vor allem HSV-Legende Uwe Seeler gerne gehört haben: "Ich habe nicht geglaubt, dass wir so lange ich lebe einmal absteigen werden. Und ich hoffe, dass wir wieder aufsteigen und ich noch mal erste Liga zu sehen bekomme."